Mit dem Valencia-GP endet für Cal Crutchlow nicht nur seine bisher beste MotoGP-Saison mit Tech3 Yamaha, sondern zudem auch seine dreijährige Liaison mit dem Yamaha-Satelliten-Team. Auf persönlicher Ebene will der WM-Fünfte mit einem Top-Ergebnis in die Winterpause gehen, weiß aber auch um die prekäre Situation im Titel-Kampf, in dem Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo versuchen muss, 13 Punkte auf Hondas Marc Marquez gutzumachen.

"Wenn die Saison läuft wie bisher, werden wir zwar nicht in den Zweikampf der beiden eingreifen können, sollte es aber aus irgendwelchen Gründen dazu kommen, dass wir einen Einfluss nehmen können, gibt es klare Anweisungen von Yamaha, wie Bradley [Smith], Valentino [Rossi] und ich uns zu verhalten haben." Jedoch macht 'Crutch' klar, dass er als Rennfahrer immer erst einmal auf sein eigenes Rennen schaut. "Ich bin hier, um für mich das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und meine gute Saison angemessen abzurunden." Dabei hofft Crutchlow auf niedrigere Asphalt-Temperaturen von unter 30 Grad - das Fenster, bei dem die Yamaha-Maschinen gegenüber den "wärmebedürftigen" Hondas scheinbar einen Vorteil haben.

Doch nicht nur der Rennsport spielt für Crutchlow an diesem Wochenende eine Rolle. Denn mit dem Sonntag endet für den ehemaligen Superbike-Pilot auch der Dienst bei seinem bisher einzigen Arbeitgeber in der MotoGP. "Es ist verdammt schwer hier her zu kommen, und zu wissen, dass am Montag einfach alles vorbei ist. Keiner der Jungs will, dass ich gehe und es wird für mich unglaublich hart, diese fantastische Gemeinschaft zurückzulassen." Trotz des persönlichen Dilemmas bereut er den Wechsel zum Ducati-Werksteam keinesfalls. "Ich wollte unbedingt Werksfahrer sein und habe deshalb diese Entscheidung getroffen - auch wenn mein Satelliten-Bike schneller war als die Werks-Ducatis."

Jedoch geht Crutchlow davon aus, dass die kommende Saison in der MotoGP für seinen neuen Arbeitgeber besser laufen wird als die aktuelle. Den Hauptgrund hierfür macht er daran fest, dass Aprilia-"Superhirn" Gigi Dall'Igna, in diesem Jahr Konstrukteurs-Weltmeister mir Aprilia in der Superbike-Weltmeisterschaft, ab kommenden Montag ebenfalls zu Ducati wechselt. "Ich freue mich sehr, dass ein Genie wie Gigi an der Entwicklung meiner Rennmaschine für das kommende Jahr beteiligt ist. Ich erwarte jedoch keine Wunder und bin mir auch darüber im Klaren, dass ich nicht gleich ein Bike gestellt bekomme, mit dem ich das erste Rennen gewinnen kann. Es wird ein langfristiges Projekt, bei dem am Ende hoffentlich einige Erfolge stehen."

Um sich schon einmal an den neuen Arbeitgeber und die Rennmaschinen zu gewöhnen, wird Crutchlow mit einem Sparprogramm an den an das Rennen anschließenden Tests auf der Rennstrecke in Valencia teilnehmen. "Ich werde definitiv nicht an allen drei Tagen fahren und muss bei diesen Tests auch nichts beweisen oder abarbeiten", verrät der WM-Fünfte. "Es geht nur darum, ein Gefühl für die Ducati-Maschinen zu entwickeln und sich in etwa vorstellen zu können, in welche Richtung die Entwicklungsarbeit gehen muss, um den Übergang von den Yamaha-Motorrädern so flüssig wie möglich zu machen. Ich bin noch nie auf einer Renn-Ducati gefahren und werde mich sicherlich an das neue Gefühl gewöhnen müssen."