In Valencia ist alles angerichtet für den ersten Final-Showdown um den WM-Titel seit 2006. "Ich fühle mich hundertprozentig fit und bin bereit für das wichtigste Wochenende des Jahres. Wir werden unser Bestes geben - wie immer", versprach Marc Marquez bei der offiziellen Pressekonferenz. Vor einem Jahr feierte der Rookie auf den Circuito Ricardo Tormo bei Testfahrten nach Saisonende sein Debüt auf der Werks-Honda, nun kommt er mit einem komfortablen Vorsprung von 13 Punkten zurück. "Damals konnte ich mir eine derartige Situation noch nicht vorstellen. Es lief in diesem Jahr viel besser als erwartet", so Marquez.

Unterschätzen wird er seinen Gegner Jorge Lorenzo aber nicht. "Jorge ist stark und war in den letzten Rennen unglaublich gut. Er hat viel MotoGP-Erfahrung und das merkt man, wenn man auf der Strecke gegen ihn antritt. Jorge wird uns unter Druck setzen", ist sich Marquez, dem ein vierter Platz zum Titel genügen würde, sicher. An Szenarien, in denen er eventuell Schützenhilfe von seinem Teamkollegen Dani Pedrosa benötigen könnte, wollte der Spanier noch nicht denken. "Ich weiß nicht, ob Dani mir helfen wird. Wir konzentrieren uns auf unsere eigene Arbeit und am Ende werden wir sehen, was herauskommt", sagte der WM-Leader.

"Der beste Weg ihm zu helfen wäre, wenn ich das Rennen gewinne", stellte Pedrosa fest. Würde Lorenzo nur Zweiter, würde Marquez nämlich bereits Rang neun reichen. Pedrosa stellte aber klar: "Es gibt keine Teamorder. Marquez liegt 13 Punkte voran und war in jedem Rennen, in dem er ins Ziel kam, auf dem Podium. Der schafft das auch alleine." Für Pedrosa, dem erneut eine Verletzung einen Strich durch die eigene WM-Rechnung machte, geht es in Valencia nur noch um einen versöhnlichen Ausklang. "Ich will das Wochenede einfach genießen und Spaß haben. Ich mag diese Strecke und will eine gute Leistung für die vielen Fans auf den Tribünen erbringen."

Lorenzo: Nichts zu verlieren

Marquez' Herausforderer Lorenzo gab sich vor dem Finale gelassen. "Der Druck liegt auf Marc, ich habe nicht viel zu verlieren. Die WM war für mich vor drei Rennen schon so gut wie verloren und jetzt ist beim Finale noch immer alles offen. Ich bin ganz ruhig", versicherte der amtierende Weltmeister, der sich in der Haut seines Rivalen aber verständlicherweise wohler fühlen würde. "Ich würde es bevorzugen, wenn ich in Marcs Situation wäre und 13 Punkte Vorsprung hätte. Das ist besser, als etwas aufholen zu müssen. Ich muss versuchen das Rennen zu gewinnen und kann dann nur auf das Ergebnis von Marc warten."

Im Hinblick auf die Vorbereitung zum finalen Showdown ließ Lorenzo nichts unversucht. "Ich habe hart trainiert und versucht, ein wenig zu entspannen. Es ist wichtig konkurrenzfähig zu sein und dieses Rennen zu gewinnen", so Lorenzo, der noch nicht weiß, ob er sich während des Rennens am Sonntag Informationen über die Position von Marquez geben lassen wird. "Das entscheiden wir frühestens am Samstag und machen uns jetzt noch keine Gedanken darüber." Das Thema Schützenhilfe ist auch bei Yamaha akut und Lorenzo vertraut auf die Teamplayer-Qualitäten von Valentino Rossi. "Ich bin sicher, dass mir Valentino helfen wird, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Ich würde ihm in der gleichen Situation auch helfen. Die Hauptsache ist aber, selbst schnell zu sein."

"Ich würde ihm helfen, indem ich vor Marc ins Ziel komme. Das ist sehr schwierig, aber ich werde es versuchen", sicherte Rossi seinem Stallgefährten Hilfe zu. Valencia ist allerdings nicht gerade die Lieblingsstrecke des neunfachen Champions, der letzte von bislang nur zwei Siegen datiert aus dem Jahr 2004. "Das war für mich schon immer eine schwierige Strecke", gestand Rossi, der sich auf die Titelentscheidung freut. "Jeder fiebert dem Kampf um die Weltmeisterschaft zwischen Jorge und Marc entgegen. Beide Fahrer hätten den Titel verdient. Es wird jedenfalls sehr spannend."

Nicky Hayden wird dem Kampf um die WM wohl nur aus sicherer Entfernung beiwohnen. Für den US-Amerikaner, der in Valencia 2006 seinen Titel holte, ist es das letzte Rennen auf der schwierigen Ducati. "Wir hatten vor fünf Jahren gehofft, mehr erreichen zu können. Es funktioniert leider nicht immer alles so, wie man das plant. Auch wenn man sich noch so sehr bemüht. Jetzt freue ich mich schon auf Honda", sagte Hayden, der 2014 bei Aspar einen Production Racer der Japaner pilotieren wird. Auf das Duell zwische Marquez und Lorenzo freut sich auch Hayden: "Man weiß nie, was passiert. Ich wäre gerne in der Position von einem der beiden. Titel, die du erst im letzten Rennen eroberst, bedeuten dir einfach mehr. Solche Erfolge schmecke immer eine Spur süßer."

Im Schatten von Marquez geht für Bradley Smith die Rookie-Saison zu Ende. Wie der Spanier, ist auch der Brite mit seinem Debütjahr zufrieden. "Die Saison ist so verlaufen, wie wir und das zu Beginn vorgestellt haben. Ich liege sogar ein bisschen über meinen gesteckten Zielen und den von Yamaha vorgegebenen. Ich bin mit den letzten Ergebnissen sehr zufrieden. Es war aber hart. All die Leute neben mir sind großartige Champions und es ist schon gut, wenn man auf eine Sekunde an sie heran kam", sagte Smith