Als Valentino Rossi und Nicky Hayden zum letzten Mal einen Titel der MotoGP beim Saisonfinale in Valencia austrugen, saß Marc Marquez mit 13 Jahren noch zu Hause in Cervera und schaute sich das Ganze im TV an. "Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht mehr so gut an das Rennen", gab der MotoGP-Spitzenreiter zu. Doch Marquez wäre nicht Marquez, wenn er sich nicht intensiv auf den finalen Zweikampf vorbereitet hätte. "Natürlich habe ich mir das Rennen noch einmal auf Video angesehen."

Andernfalls hatte Nicky Hayden in der Pressekonferenz auch seine Hilfe angeboten: "Ich habe noch eine Kopie, die kann ich dir gern leihen!" Hayden selbst konnte sich seinerseits noch gut an das Finale 2006 erinnern, Tipps könne er aber weder Marquez noch Jorge Lorenzo geben. "Acht Punkte waren schon besser, er liegt noch weiter zurück und muss damit darauf hoffen, dass noch etwas mehr passiert. Aber darum geht es im Rennsport. Man weiß nie, was passieren wird. Die Moto3-WM ist wirklich sehr weit offen, aber auch in der MotoGP."

"Auf dem Papier scheint es, als wäre Marc in einer wirklich guten Situation. Ich wäre sicherlich lieber an seiner Stelle, als an Jorges. Eigentlich wäre ich überhaupt gerne an der Stelle einer der beiden", scherzte der Ducati-Pilot. Zu Marquez fügte er aber noch hinzu: "Ich denke, er ist ein cleverer Fahrer. Wir betiteln ihn zwar als Rookie, aber er hat nicht nur Titel, sondern auch viele Rennen gewonnen. Er könnte es möglicherweise leicht hinbekommen, aber bis zur schwarz-weiß-karierten Flagge am Sonntag wissen wir eigentlich gar nichts."

Rossi hingegen plante, die Erinnerung an die verlorene WM-Krone schnellstmöglich zu vergessen. "Ich weiß nicht mehr, was passiert ist", lachte der neunfache Weltmeister, fügte aber schnell hinzu: "Ich finde, beide Fahrer verdienen den Titel. Jorge hat fantastisch gearbeitet und Marc als Rookie natürlich auch. Jetzt wird alles in einem Rennen entschieden. Marc hat jetzt einen Vorteil. Wenn sich alles in einem Ruck entscheidet, ist es immer sehr schwierig, aber gleichzeitig auch sehr spannend."

Kein Rat von Rossi

Etwas später erinnerte sich Rossi doch zurück: "In meiner Karriere habe ich nur ein Mal im letzten Rennen des Jahres noch um die WM gekämpft. Ich erinnere mich, dass ich mir 2006 ein bisschen Sorgen gemacht habe, denn Valencia gehört nicht wirklich zu meinen Lieblingsstrecken. Ich hatte aber einen guten Vorsprung, weil ich in Estoril zuvor etwas Glück hatte. Dort gab es den Vorfall zwischen Dani [Pedrosa] und Nicky. Allerdings war ich in Portugal auch nicht wirklich glücklich, weil Elias mich noch auf der Ziellinie um nur 0.000002 Sekunden geschlagen hat. Ich dachte mir noch 'Sicherlich wären diese fünf Punkte wichtig gewesen.' Das entscheidende Wochenende war sehr seltsam für mich."

Am Freitag und Samstag sei der Italiener noch geflogen, holte die Pole Position und war auch mit seinem Renntempo mehr als zufrieden. "Also war ich ziemlich entspannt vor dem Sonntag. Schon am Sonntagmorgen war aber irgendetwas faul. Ich war sehr langsam. Das war komisch. Ich glaube, da ist etwas Seltsames passiert. Im Rennen hatte ich Probleme und habe auch noch einen Fehler gemacht. Jedes Wochenende, jedes Rennen hat eine eigene Geschichte. Marc ist das ganze Jahr über schon sehr stark und war fast immer auf dem Podium. Ich glaube nicht, dass er meinen Rat für dieses Wochenende braucht."

"Wie Valentino sagte: Es war seltsam, denn ich habe mir auch Freitag und Samstag noch einmal angesehen und seine Pace war gut", bemerkte Marquez. "Keine Ahnung, was am Renntag passiert ist. Das bedeutet, dass wir uns zu 100 Prozent konzentrieren müssen, denn im Rennen kann alles passieren. Wir geben unser Bestes, denn es ist dennoch nicht leicht und wir müssen in den Top-4 landen, was in der MotoGP nicht leicht ist. Wir werden sehen, ob wir um den Sieg, das Podest oder ein paar Punkte kämpfen können."

Lorenzo musste seinerseits ebenso wenig an das letzte Rennwochenende der Saison 2006 erinnert werden. "Nein, ich musste mir das Video nicht noch einmal ansehen, ich erinnere mich sehr gut. Ein paar Stunden zuvor war ich sehr glücklich, der Tag hat sich ziemlich gut eingeprägt", grinste der 26-Jährige, der in Valencia 2006 seinen ersten von zwei Titeln in der 250er-Klasse feierte.