Das Land der aufgehenden Sonne? Dass ich nicht lache. Japan zeigte sich in diesem Jahr eher als das Land der untergehenden GP-Hoffnungen, hat den Kopf aber am letzten Tag glücklicherweise noch aus der Schlinge gezogen. Wobei auch die tollen japanischen Fans mit ihren Geschenken für alle Fahrer und ihrem Durchhaltevermögen bei Nebel, Regen und Erdbeben das Wochenende gerettet hätten. Aber mal im Ernst: Würde Honda nicht zufällig die Strecke gehören, sollte dort schon längst nicht mehr gefahren werden. Zwar schade für Fans und das gebeutelte Land, aber wer kann bei derartigen Vorkommnissen noch einen Hauch von Sicherheit garantieren?

Im Nachhinein können wir wohl darüber lachen, dass die Mehrzahl der Europäer nach dem 7,1-Erdbeben von Freitag auf Samstag mitten in der Nacht mit gepackten Koffern in der Hotellobby saß und auf die Evakuierung wartete, während die Japaner wohl teilweise nicht einmal aufwachten. Cal Crutchlow hatte auch die Ruhe weg und twitterte: "Ich wäre nie aufgewacht, wenn Lucy mich nicht geweckt hätte. Ich sagte ihr: 'keine Sorge, das ist nur der Taifun' und schlief weiter." Ganz praktisch für den Briten, denn so verpasste er die Tsunami-Warnung, die glücklicherweise später wiederrufen wurde.

Die Fans in Japan sind wahrlich etwas Besonderes, Foto: Milagro
Die Fans in Japan sind wahrlich etwas Besonderes, Foto: Milagro

Aber einmal ganz abgesehen vom (Un-) Wetter: Spannender konnte das vorletzte, halbe Rennwochenende der Saison wohl nicht verlaufen. Nachdem die Trainingszeit in allen Klassen gleich Null war und die Qualifikationen am Samstag im Nassen gefahren wurden, bildete der Rennsonntag ein reines Glückspiel. Jorge Lorenzo setzte mit dem extra weichen Reifen auf den Joker und brachte sein Blatt bis zum Schluss durch. Nachdem er den Sieg in Motegi drei Jahre lang an Honda-Fahrer abtreten musste, nahm der 26-Jährige alle seine Gedanken zusammen und gab sichtlich alles was er hatte, um Marc Marquez Einhalt zu gebieten. So hatte sich das Honda auf der Heimstrecke sicherlich nicht vorgestellt. Mit dieser Leistung hätte es der amtierende Weltmeister durchaus verdient, seinen Titel nicht abtreten zu müssen.

Dani Pedrosa machte eine sehr traurige Figur. Obwohl er sich auf dem Podest ein Lächeln abringen konnte, war dem Spanier deutlich anzumerken, wie enttäuscht er über das WM-Aus und den dritten Rang war - zumal er in den letzen beiden Jahren zwei Stufen weiter oben stand. Für den Glasknochenmann ist die Saison wieder gelaufen. Bleibt zu hoffen, dass er 2014 noch einmal die Chance hat, sich gegen seine Landsleute durchzusetzen. Stefan Bradl gilt aller Respekt. Nachdem er in Australien wieder zuschauen musste, schaffte er nicht nur das Comeback, sondern mit Rang fünf sogar eine extrem beachtliche Leistung nach seinem Knöchelbruch vor zwei Wochen.

Der zweite Espargaro-Titel 2013

Fast noch spannender als die MotoGP waren Moto2 und Moto3. Luis Salom und Alex Rins öffneten mit ihren Stürzen auch Maverick Vinales noch einmal die Tür, der mittlerweile weitaus abgebrühter und ruhiger scheint, als noch im Jahr zuvor. Dass Rins einen Fehler macht, sei ihm dank seiner Unerfahrenheit verziehen. Salom ist ebenso wenig vorzuwerfen, schließlich hatte er nachdem er abgeräumt wurde, einfach alles versuchen wollen, um seine Titelchancen aufrecht zu erhalten, beziehungsweise auszubauen. Schade, dass Luca Grünwald ausgefallen ist. Ohne den Crash wäre er fast unter Garantie in den Punkten gelandet und hätte damit sicher den ein oder anderen Sponsor an Land ziehen können, um sein Talent weiter auf höchstem Niveau zu präsentieren. Wir drücken ihm trotzdem weiter die Daumen und hoffen, ihn bald wieder auf der Weltbühne zu sehen.

Pol Espargaro hat den Titel wahrlich verdient. Nur schade, um den Kampf, Foto: motogp.com
Pol Espargaro hat den Titel wahrlich verdient. Nur schade, um den Kampf, Foto: motogp.com

Ein schockierender Tag für Scott Redding. Nachdem sich der Brite so angestrengt hatte, nur eine Woche nach der Handgelenks-OP wieder am Start zu sein und Pol Espargaro die Stirn zu bieten, fiel er unverschuldet aus und konnte all seine Titelhoffnungen begraben. Espargaro ist ein verdienter Champion und kaum einer gönnt es dem Spanier nicht. Dennoch wäre ein Kampf auf der Strecke - auch notfalls bis Valencia - weitaus gerechter gewesen. Wir gratulieren dem neuen Moto2-Weltmeister!

Nebenbei aber auch dem heimlichen Helden des Rennsonntages, Dominique Aegerter. Nachdem der Schweizer in der dritten Kurve unverschuldet stürzte, sorgten sich alle eher darum, dass seine Crew seine Suter rechtzeitig wieder zusammenflicken kann. Schlussendlich war es aber Aegerter selbst, der im Medical Center erst einmal geflickt werden musste. Man erinnere sich nur an das Drama, das um Marquez gemacht wurde, als er sich die Schulter beim Warm-Up in Silverstone auskugelte. Der Repsol-Pilot hatte zumindest noch knappe vier Stunden Zeit sich im Medical Center behandeln zu lassen und sich an die Situation zu gewöhnen. Aegerter fuhr nach wenigen Minuten wieder und rollte das ganze Feld von hinten auf. Dafür gibt's von uns die Tapferkeitsmedaille.

Wiedersehen macht Freude

Traurigste Nachricht an diesem Wochenende war neben der Trainingsabsagen wohl der Abschied von Ben Spies. Sicher deutete alles darauf hin, dass dies nach seiner zweiten Schulterverletzung nur eine Frage der Zeit war, dennoch ist es sehr traurig, einen der ehrlichsten und beeindruckendsten Fahrer im GP-Fahrerlager ziehen zu sehen. Zumindest bleibt noch die Hoffnung, dass er in ein paar Jahren wieder fit ist und erneut zum Angriff blasen könnte - vielleicht auch in der Superbike-WM. In jedem Falle, alles Gute und: Wiedersehen macht Freude.