Vor dem MotoGP-Rennen in Misano erinnerte sich Valentino Rossi an seine schwierige Zeit bei Ducati zurück. "Ich hatte nicht erwartet, dass es so schwierig wäre. Ich habe hundert Prozent gegeben, aber es sollte nicht sein", musste der neunfache Weltmeister zugeben. "Am Ende des ersten Jahres habe ich schon gemerkt, dass wir keine Chance haben. Ich habe das zweite Jahr in dem Wissen durchgezogen, dass ich nicht um gute Platzierungen kämpfen kann. Das war kompliziert und es war schwer, Motivation zu finden und fokussiert zu bleiben. Die 18 Rennen machen keinen Spaß, wenn du weißt, dass du nicht um die gewohnten Plätze kämpfen kannst."

Vor seinem Wechsel zu Yamaha hegte der 106-fache GP-Sieger sogar Selbstzweifel. "Ich war mir nicht sicher, ob sie mir eine offizielle Yamaha M1 geben würden. Deswegen hatte ich Sorgen, meine Karriere nach zwei so schlechten Jahren beenden zu müssen", so Rossi. Doch Yamaha holte den Italiener zurück ins Werksteam und sorgte damit sofort für einen Motivationsschub beim 34-Jährigen. "Als klar war, dass ich wieder meine M1 fahren darf, war ich plötzlich wieder sehr motiviert."

Dieses Gefühl verstärkte sich nach dem ersten Rennen in Katar, das Rossi auf Rang zwei beenden konnte. "Wenn du bemerkst, dass du plötzlich wieder andere Fahrer überholen kannst, dann ist das ein großartiges Gefühl." Allerdings müsse sich Rossi mittlerweile mehr anstrengen als in früheren Jahren. "Wenn du jung bist, geht alles etwas leichter. Um die entsprechenden Resultate einzufahren, musst du heute hundertprozentig fokussiert sein und in der Garage hart arbeite. Da musst du jeden Stein zweimal umdrehen", so der Italiener.

Die Krönung seines Comeback-Jahres bei Yamaha war freilich Rossis Sieg in Assen. "Das war natürlich das außergewöhnlichste Rennen bislang, weil Gewinnen immer noch ein ganz spezielles Gefühl ist. Ich wusste ja nicht, ob ich überhaupt je wieder ein Rennen gewinnen würde. Es war vielleicht der schwierigste Sieg meiner Karriere, aber auch der, den ich am meisten gewollt habe." Diese Erfahrung habe auch die zwei schweren Jahre bei Ducati wettgemacht. "In diesem Moment habe ich mich für all die Enttäuschungen der letzten zwei Jahre entschädigt gefühlt. Der Geschmack des Erfolges war ein süßer."