100 von 100 Punkten - so viel würde Andreas Bronnen seinem Team Remus Racing für den Wildcard-Einsatz in Brünn geben. "Wir wollten dem GP-Zirkus beweisen, dass wir kompetitiv Motorrad fahren können", sagt der Österreicher im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wir haben den wichtigen Entscheidungsträgern einen gewissen Respekt abgerungen und das allgemeine Feedback im Paddock war irre gut", ist Bronnen mit dem Rennwochenende zufrieden.

Bauer soll 2013 noch einmal gegen Rossi fahren, Foto: Remus Racing Team
Bauer soll 2013 noch einmal gegen Rossi fahren, Foto: Remus Racing Team

Vor allem am Freitag hatte der dreimalige IDM-Champion Martin Bauer mit tollen Zeiten aufhorchen lassen und mit den hinteren Fahrern der CRT mitgehalten bzw. diese sogar geschlagen. Im Rennen folgte nach wenigen Kurven ein Sturz, der ein besseres Ergebnis als Rang 21 verhinderte. "Abraham, Laverty und Staring hätten wir durchaus schlagen können, aber das wäre die Kür gewesen", sagte der Teamboss, der stolz erzählt, was nach dem Rennen passierte. "Kurz nach drei Uhr am Sonntag war Mike Webb (Rennleiter IRTA) bei uns an der Box und hat uns ein Kompliment ausgesprochen: 'Ihr wart die erste Wildcard aller Zeiten, die wirklich konkurrenzfähig war.' Diese Aussage aus diesem Munde - genau so etwas wollten wir."

Brünn soll in Bronnens "MotoGP-Businessplan" nämlich erst der Anfang gewesen sein. "Wir wollen in dieser Saison definitiv noch einen Wildcard-Einsatz bestreiten - bei einem der ausständigen Rennen in Spanien (Aragon oder Valencia). Jetzt begeben wir uns in die Hände der GP-Kommission, die am 15. September in Misano tagen wird. Mike Trimby (IRTA) hat mir versprochen, dass er dort unser Anliegen vorbringen wird. Wir stehen damit auf der offiziellen Tagesordnung."

Auch für 2014 gibt es bereits Pläne. "Nächstes Jahr wollen wir ein regionales Programm aufsetzen", so Bronnen. "Wir haben einige regionale Sponsoren, die vor einer Investition in eine komplette Saison zurückschrecken, weil diese im siebenstelligen Bereich wäre. Diesen bestehenden und auch potenziellen Partnern wollen wir sagen können, dass wir vier Wildcard-Einsätze fahren." Neben Brünn strebt Remus Racing in der kommenden Saison Starts am Sachsenring, in Assen und auf einer der beiden italienischen Strecken (Mugello oder Misano) an. "Wir wollen unserem Projekt von einer einmaligen Wildcard zu einem Wildcard-Konzept verhelfen. Die Einsätze von Blake Young in den USA beweisen, dass das keine Träumerei ist."

Im Hinterkopf bleibt freilich der Traum eines permanenten MotoGP-Teams. "Jede Firma baut sich irgendwie auf", meint Bronnen. "Wir haben eine Idee, wissen aber, dass die Dorna nur 24 Plätze vergibt, die bereits voll sind. Wir möchten uns aber als valide Option positionieren für den Fall, dass sich ein Team zurückzieht. Dann soll sich die Dorna an uns erinnern und vielleicht bei uns klingeln. Das wäre die Vision."

Von einer derartigen Vision waren die Motorrad-Fans vor allem in Österreich zuletzt sehr angetan. Kaum ein Medium in der Alpenrepublik konnte es sich leisten, nicht über den ersten rot-weiß-roten MotoGP-Piloten seit zwanzig Jahren zu berichten. "Das Konzept eines österreichischen Teams gestützt von österreichischer Industrie und mit einem österreichischen Fahrer ist voll aufgegangen", erklärt Bronnen stolz.