Viele waren sich nach dem Qualifying-Samstag in Brünn einig: Marc Marquez hat noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Diese Stimmen sollten Recht behalten, denn der Rookie drehte am Sonntag erst so richtig auf und zeigte der Konkurrenz einmal mehr seinen Auspuff. Wie es dazu kam? Motorsport-Magazin.com mit der Analyse:

Der Start: Vorteil Lorenzo

Jorge Lorenzo erwischte den besten Start. Er setzte sich nicht nur von Rang vier an die Spitze, sondern fuhr in der ersten Runde 1.018 Sekunden Vorsprung auf Marc Marquez heraus. Mit einer schnellsten Rennrunde (1:56.359 Min.) baute er seinen Vorsprung sogar auf 1.368 Sekunden aus. Doch Marquez antwortete, brannte in Runde drei mit 1:56.135 die schnellste Runde des gesamten Rennens in den Asphalt und war in den sechs Folgerunden ebenfalls flotter unterwegs als Lorenzo. Zum Ende von Runde neun betrug dessen Vorsprung nur noch 0.175 Sekunden. "Ich musste diesmal mehr Risiko nehmen als in Indianapolis und schon zu Beginn ordentlich Gas geben", sagte Marquez nach dem Rennen. "Ich wusste, dass es schwierig wird, sobald Jorge zwei Sekunden Vorsprung herausfahren würde."

Rennmitte: Marquez in Lauerstellung

In Runde 10 ließ Marquez kurz nach, Lorenzo konnte wieder auf 0.561 Sekunden davonziehen, doch schon im nächsten Umlauf verkürzte der WM-Leader auf unter 0.3 Sekunden - einen Rückstand, den er bis in die 15. Runde hielt. Lorenzo, der in dieser Phase 1:56.4 bis 1:56.5 fuhr, hatte in den Runden 13 und 14 Ausreißer nach oben, doch Marquez konzentrierte sich zunächst nur auf das Fahren im Windschatten seines älteren Landsmannes - eine Taktik, die sich gegen Rennende als goldrichtig erweisen sollte.

Das Ende: Der längste Atem

Zu Beginn der 16. Runde setzte Marquez ein erstes Überholmanöver, das Lorenzo zunächst noch kontern konnte. Gegen Ende der Runde zog der Rookie aber erneut am Weltmeister vorbei und konnte sich diesmal verteidigen. Zwei Umläufe später durften Lorenzo-Fans zum letzten Mal hoffen: In Lap 18 kam der Mallorquiner noch einmal als Führender über die Ziellinie, konnte seine Position aber nicht lange halten. Lorenzos erste 1:57er-Zeit warf ihn in Runde 20 auch hinter Dani Pedrosa zurück, bis zum Fallen der Zielflagge zwei Runden später büßte Lorenzo letztlich 2.277 Sekunden auf Sieger Marquez ein. "Ich habe bis zum Schluss gepusht, aber es ging nicht mehr", musste sich der Weltmeister eingestehen. Die Rundenzeiten von Marquez und Pedrosa hingegen blieben bis zum Ende im mittleren 1:56er-Bereich. "Gegen Ende des Rennens konnte ich noch einmal zulegen", freute sich Marquez, der in der WM nun bereits 26 Punkte Vorsprung auf Pedrosa und 44 auf Lorenzo hat. Das von Honda am Samstag geschürte Vorurteil, Brünn sei eine Yamaha-Strecke, wurde am Sonntag jedenfalls klar widerlegt.