Marc Marquez ist der "King of America". Nach Austin und Laguna Seca gewann der 20-jährige Rookie auch in Indianapolis und machte damit den US-Hattrick perfekt. In einem spannenden Rennen gab es vor allem in den Schlussrunden jede Menge Action. Motorsport-Magazin.com mit der Rennanalyse:

Das Top-Trio

Von der Pole Position gestartet, erwischte Marquez nicht seinen besten Start. Er zog nicht nur gegen seinen Teamkollegen Dani Pedrosa, sondern auch gegen Weltmeister Jorge Lorenzo den Kürzeren, der sich die Führung schnappte. Er konnte sich aber an das Heck von Pedrosa hängen und hatte auf die Führung in den ersten sechs Runden nie mehr als sieben Zehntel Rückstand. "In den ersten paar Runden habe ich einfach versucht, Dani und Jorge zu folgen und meine Reifen zu schonen", beschrieb Marquez seine Taktik der Anfangsphase. Ab Runde sieben machte der Dominator dieses Wochenendes ernst, drückte seine Rundenzeit auf 1:39.449 und verkürzte seinen Rückstand auf Lorenzo binnen drei Runden von 0.668 auf 0.408 Sekunden. Im neunten Umlauf war Pedrosa fällig und Marquez schnappte sich Platz zwei.

Marquez war nicht zu halten, Foto: Repsol Media
Marquez war nicht zu halten, Foto: Repsol Media

Damit begann seine Jagd auf Lorenzo und P1. Lange konnte sich der Weltmeister nicht wehren und musste schon in Runde 13 die Führung abgeben. Ab Runde 16 drehte Marquez richtig auf: Er fuhr zunächst eine 1:39.243 (über drei Zehntel schneller als im Umlauf zuvor) und stellte anschließend zweimal in Folge die schnellste Rennrunde auf (1:39.051 und 1:39.044). Damit hatte er Pedrosa nach dem Qualifying-Rekord auch den GP-Rekord für die schnellste je in Indianapolis gefahrene Lap abgenommen. Zwar konnte Lorenzo seinen Rückstand zu dieser Zeit noch bei rund einer Sekunde einpendeln, doch dann gingen dem Spanier die Hinterreifen kaputt.

"Ich hatte eine gute Pace, aber dann passierte etwas komisches mit dem Hinterreifen", mokierte Lorenzo nach dem Rennen. In den folgenden sechs Runden verlor er pro Umlauf zwischen drei Zehntel und einer Sekunde, womit das Rennen gelaufen war und er in Lap 25 schließlich auch hinter Pedrosa zurückfiel. Marquez konnte seine Zeiten bis zwei Runden vor Schluss im 1:39er-Bereich halten - eine Zone, die etwa die Ducatis oder Bradley Smith das gesamte Rennen über nicht erreichen konnten.

Rossi, Bradl & Co.

Rossi, Crutchlow und Bautista bekriegten sich in den letzten Runden, Foto: Yamaha
Rossi, Crutchlow und Bautista bekriegten sich in den letzten Runden, Foto: Yamaha

Das Top-Trio hatte sich rasch abgesetzt und ab der achten Runde einen Vorsprung von mindestens einer Sekunde herausgefahren. Die Duelle um die Plätze vier bis sieben gehörten aber zu den spektakulärsten des gesamten Rennens. Die Beteiligten: Cal Crutchlow, Alvaro Bautista, Stefan Bradl und Valentino Rossi. Alleine Crutchlow und Bautista überholten sich siebenmal und kamen sich dabei gefährlich nahe. Bradl konnte sich das Duell der beiden erste Reihe fußfrei ansehen, bekam aber gegen Mitte des Rennens Probleme. In Lap 13 überschritt er erstmals die 1:40er-Marke, die er danach nicht wieder unterbieten konnte. Crutchlow und Bautista hingegen konnten ihre Zeiten noch je zweimal unter dieses Wert drücken.

Von hinten schoss indes Rossi an. Nach zwei Runden nur Neunter, brauchte der neunfache Weltmeister bis zur sechsten Runde, ehe er auf P7 lag. Sein Rückstand auf Bradl zu diesem Zeitpunkt: fast drei Sekunden - Tendenz steigend. Bis zur Rennmitte hatte sich der Abstand bei rund fünf Sekunden eingependelt, doch dann zündete Rossi den Turbo. In den Runden 16 bis 19 unterbot er jeweils die 1:40er-Marke und saugte sich auf 2.2 Sekunden an Bradl heran. Drei Umläufe später schnappte er sich Bradl und nahm Bautista und Crutchlow ins Visier, zu denen er in Lap 23 aufschloss. In den letzten Runden bewies Rossi seine Ellbogen, berührte Crutchlow und kam schließlich sechs Hundertstel vor dem Briten ins Ziel. Bautista blieb am Ende nur Rang sechs, Bradl wurde mit Respektabstand Siebenter. "Erst als der Reifen dann mehr rutschte war ich am Kurveneingang schnell. Dann konnte ich auch wirklich gute Rundenzeiten fahren", meinte Rossi zu seiner Aufholjagd.

Die Ducati-Jungs kamen sich sehr nahe, Foto: Ducati
Die Ducati-Jungs kamen sich sehr nahe, Foto: Ducati

Best of the rest

Für viel Aufsehen sorgte dahinter Bradley Smith: Der britische Tech-3-Pilot erwischte einen guten Start und war nach einer Runde Vierter. Allerdings fiel er in den fünf Folgerunden auf P10 zurück. Dort machte er sich gemütlich und beobachtete das Duell der beiden Ducatisti Andrea Dovizioso und Nicky Hayden. Als diese mit vier Zehntel Vorsprung auf Smith in den letzten Sektor einbogen, schien eigentlich alles klar. Doch dann ließ sich Hayden zu einem Manöver gegen seinen Teamkollegen hinreißen und beide mussten über den hohen Außenkerb in der letzten Kurve. Ihre Ducatis hoben synchron ab und verloren durch diese unfreiwillige Flugeinlage auf der Zielgeraden das Beschleunigungsduell gegen Smith, der auf der Ziellinie Hayden um elf Hundertstel distanzierte. "In der letzten Kurve haben wir uns berührt, aber das war mein Fehler", nahm Hayden die Schuld auf sich.