Marc Marquez hat sich in Indianapolis eindrucksvoll in die Favoritenrolle gefahren. Bestzeit in allen vier Trainings, souveräne Pole Position in neuer Rekordzeit - am 20-jährige Rookie führt im US-Motorsport-Mekka wohl kein Weg vorbei. "Wir sind bereit zu siegen, auch wenn Dani (Pedrosa) und Jorge (Lorenzo) morgen sicher stark sein werden", meinte Marquez unmittelbar nach dem Qualifying am Samstag und stapelte damit äußerst tief.

Denn bislang konnten ihm seine beiden angeschlagenen Landsleute in Indy nicht das Wasser reichen, hatten - mit Ausnahme des zweiten Trainings - in jeder Session einen saftigen Abstand. "Für uns war es sehr schwer, mit ihnen mitzuhalten", meinte Lorenzo am Samstag im Hinblick auf das Honda-Duo. Pedrosa wiederum musste sich eingestehen: "Ich fühle mich zwar besser, bin aber immer noch nicht zu hundert Prozent fit."

Das Top-Trio im Sessionvergleich

FahrerFP1FP2FP3FP4Q2
Marc Marquez1:40.7811:39.5021:38.8441:38.9861:37.958
Jorge Lorenzo+0.480+0.263+0.753+0.331+0.513
Dani Pedrosa+0.809+0.080+0.725+0.514+0.527

Es gibt aber noch mehr Fakten, die für Marquez sprechen: Sollte er am Sonntag gewinnen, wäre es nicht sein erster Sieg in Indianapolis. In der Moto2 gewann er in den vergangenen beiden Jahren zweimal in Folge, in der 125cc-WM holte er 2010 die Pole Position, stürzte in Führung liegend und kämpfte sich wieder auf P5 nach vorne, nur um durch eine nachträgliche Zeitstrafe auf Rang zehn zurückzufallen. "Ich habe mich auf dieser Strecke schon immer wohl gefühlt in den unteren Klassen", sagte Marquez am Samstag mit einem Lächeln im Gesicht.

Zuletzt zockte Marquez Altmeister Rossi in der Corkscrew ab, Foto: Milagro
Zuletzt zockte Marquez Altmeister Rossi in der Corkscrew ab, Foto: Milagro

Babyface mit Killer-Attitüde

Seinen Killerinstinkt hat er in diesem Jahr bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Sein Manöver beim letzten GP in Laguna Seca war eines der spektakulärsten in dieser Saison und Jorge Lorenzo erinnert sich mit geballter Faust an Jerez zurück. Auch das er sich nicht gerne die Butter vom Brot nehmen lässt, hat er mittlerweile klargemacht: Nur in zwei der bisherigen neun Rennen kam er auf einem schlechteren Rang ins Ziel als jenem, von dem er gestartet war. Aus seinen bisherigen drei Pole Positions machte er zwei Siege und einen dritten Platz.

Der Rookie ist ohne Zweifel der Mann der Stunde, der das Verletzungspech von Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa beinahe optimal ausgenutzt hat. Seit Assen hat der 20-jährige Rookie 70 von 75 möglichen Punkten geholt, während seine Widersacher um den WM-Titel nur 21 (Lorenzo) bzw. 24 (Pedrosa) Zähler entführen konnten. Mittlerweile ist Marquez nicht nur in der Weltmeisterschaft voran, sondern auch bei allen Buchmachern Favorit. Leicht möglich, dass seine Quote am Sonntagabend nach dem Rennen in Indianapolis weiter sinkt.