Wie fühlen Sie sich in Ihrer neuen Position?
Bernhard Gobmeier: Auf der einen Seite ist es so ähnlich wie das, was ich bei BMW gemacht hab, es ist also nichts komplett Neues. Allerdings ist es viel anspruchsvoller, denn ich arbeite nun in einem fremden Land, einem fremden Kulturkreis, in einer anfangs noch fremden Firma mit fremden Leuten. Da ist man natürlich schon etwas anders unterwegs, als wenn man in einem Unternehmen ist, in dem man zuvor schon 23 Jahre gearbeitet und den entsprechenden Background und entsprechende Netzwerke hat. Ich muss aber sagen, dass das Willkommen und die Aufnahme bei Ducati wirklich absolut super waren, wie man es sich nur vorstellen und träumen kann, ganz toll. Der Einstieg von menschlicher Seite her war für mich sehr angenehm. Auf der anderen Seite ist natürlich auch ganz klar die Aufgabe eine sehr viel Größere, mit zwei sehr herausfordernden Projekten, also zum einen die MotoGP und die Entwicklung der Panigale in der Superbike von Null. Das sind zwei riesige Herausforderungen, die auch mit dem entsprechenden Arbeitspensum und Druck einhergehen.

Verfolgen Sie die BMW-Fahrer in der Superbike-WM trotzdem noch?
Bernhard Gobmeier: Ja, auf alle Fälle. Ich fiebere natürlich auf der einen Seite mit und wenn dann so dumme Dinge für Marco Melandri passieren wie der Sturz auf Phillip Island, in den unser Fahrer [Checa] und Marco involviert waren, tut mir das schon weh. Aber auch das Pech, das Marco beim Rennen in Assen mit dem Kettenriss hatte und im zweiten Lauf dann mit der Elektronik, die nicht mehr funktionierte. Die Jungs sind mir natürlich nach wie vor sehr nahe.

Wie hilfreich ist es gerade da, auf jemanden wie Michele Pirro als Testfahrer zurückgreifen zu können?
Bernhard Gobmeier: Das ist sehr hilfreich. Diese Möglichkeit hatte Ducati im letzten Jahr nicht, was sicherlich nicht gut war, weil nicht getestete Teile schon dem Rennfahrer gegeben wurden und das ist grundsätzlich ein falscher Ansatz. Bevor man Dinge in den Rennbetrieb einsteuert, muss man sie erprobt haben und abgezeichnet haben, dass sie auch gut sind, weil andernfalls nur der Rennfahrer damit verunsichert wird.

Aber Franco Battaini war doch letztes Jahr als Testfahrer da...
Bernhard Gobmeier: Das stimmt. Obwohl Franco Battaini da war, wurde er als Möglichkeit nicht so genutzt. Man darf auch nicht vergessen, dass jetzt alle Teile mit zwei Fahrern getestet werden. Letztes Jahr war es nur Franco, also hat er schon einmal 50 Prozent weniger und auch die Änderungshäufigkeit im letzten Jahr war so massiv, dass es quasi unmöglich war, dass Franco Battaini alles vorher testen konnte. Bestimmte Teile müssen zudem auch unter rennähnlichen Bedingungen getestet werden und nicht unter 'langsamen Rennbedingungen'. Viele Dinge sind da noch nicht erkennbar. Vieles ist erst im absoluten Grenzbereich, in der letzten Sekunde, die das Motorrad kann, erfahrbar.

In der Qualifikation von Katar lag Andrea Dovizioso vor Valentino Rossi. Ist das eine kleine Genugtuung?
Bernhard Gobmeier: Wir wissen natürlich nicht, welche Schwierigkeiten Valentino Rossi hatte. Für uns ist nur relevant, wie weit wir an die Spitze herankommen. Nur besser zu sein als Valentino Rossi ist kein Ziel. Das Ziel ist, dass wir uns wirklich von der Technik und den Fahrern her weiter an die Spitze annähern und dafür werden wir alles tun.

Was ist im Laufe des Jahres noch an neuen Teilen geplant?
Bernhard Gobmeier: Das würde den Rahmen sprengen. Es sind verschiedene Updates geplant. Zum Teil kann ich es noch gar nicht mit Bestimmtheit sagen, weil nur die Teile ihren Weg zum Rennmotorrad finden, die auch wirklich besser sind. Das was nicht besser ist, bleibt zu Hause.