993 Tage lang mussten Millionen von Fans auf diesen Moment warten. Am Samstagnachmittag in Assen war es endlich soweit: Die italienische Nationalhymne erklang auf dem Podium, auf dessen oberster Stufe Valentino Rossi stand. Nicht nur tausenden Fans unterhalb des Treppchens brachte dieser Moment eine wahnsinnige Gänsehaut, sondern auch Millionen Menschen vor den TV-Bildschirmen zu Hause. Der Doktor ist zurück und das mit einem furiosen Sieg auf der historischsten Strecke im Motorradrennsport.

Einen besseren Ort hätte sich der neunfache Weltmeister für seinen 106. GP Sieg kaum aussuchen können. Schließlich wird der Kathedrale nicht umsonst nachgesagt, dass sie immer wieder für Überraschungen sorgt. Mit einer derartigen Überraschung hätte aber wohl keiner gerechnet, nicht einmal Rossi selbst. Mit 2.170 Sekunden Vorsprung wird dieser Sieg am 29. Juni 2013 definitiv in die Geschichtsbücher der MotoGP eingehen und das als der Tag, an dem die Legende, Valentino Rossi, wieder auferstand.

In den letzten Jahren musste Valentino Rossi viel einstecken, Foto: Milagro
In den letzten Jahren musste Valentino Rossi viel einstecken, Foto: Milagro

Wer sich an die letzten beiden Jahre zurückerinnern kann, dem fällt auf, dass Rossi enorm viel einstecken musste. Auf der Ducati fuhr er in zwei Jahren nur drei Mal aufs Treppchen und hatte nicht einmal den Hauch einer Chance auf einen Sieg. Frustration und Verzweiflung machten sich breit. Nicht nur beim Italiener selbst, sondern auch bei seinen zahlreichen Anhängern. Rossi wurde nach vielen problematischen Jahren zum italienischen Team geholt, um eine Traum-Ehe einzugehen, die sich allerdings schnell als ein Horror-Zusammenleben entpuppte und sang und klanglos den Bach runterging.

Kritiker behaupteten, die Zeit des Rekordbrechers sei vorbei. Viele sagten, Rossi sei besser beraten, sich schon bald aus der MotoGP zurückzuziehen und bestenfalls ein paar Rallyes zu bestreiten. Doch eines können ihm selbst seine Gegner nicht vorhalten: Mangelndes Durchhaltevermögen und einen geringen Kampfgeist. "Ich habe nie aufgegeben, immer weitergearbeitet. Es ist einfach meine Leidenschaft! Ich liebe es, Motorrad zu fahren", sagte er nach seinem Sieg in Assen und ebendiese Leidenschaft bewies er nicht an dem Samstag des Sieges, sondern in all den 993 unglaublich harten Tagen zuvor.

Ob man Rossi nun mag oder nicht: Der 34-Jährige ist seit Jahren die schillerndste Persönlichkeit im Motorradrennsport. Er kann sich gut vermarkten und vermarktet damit auch seine Rennserie bis zur Perfektion. Nicht grundlos durfte sich Rossi auch in der schwierigen Zeit von einer unglaublich großen Fangemeinde auffangen lassen, denn seinen Biss hat er auch nach über 17 Jahren in der Weltmeisterschaft nicht verloren. Nun hat er allen bewiesen, dass er keinesfalls zu jenen vergessenen Legenden zu zählen ist. Die lange Erfolgsgeschichte des Doktors geht also weiter und wir dürfen nie vergessen: "Mit Valentino Rossi muss man immer rechnen."