Dani Pedrosa fuhr beim Spanien GP in Jerez einen verdienten und souveränen Sieg ein. Doch während zwei Drittel des Rennens des Katalanen mäßig spektakulär waren, flogen hinter dem Sieger zwischen Marc Marquez und Jorge Lorenzo die Fetzen. Motorsport-Magazin.com wirft in der großen Renn-Analyse einen objektiven Blick auf das Duell des Rennens:

Der Session-Vergleich

Marc MarquezJorge Lorenzo
Trainingsbestzeit1:39.500 (6.)1:38.997 (1.)
Zeit im Qualifying1:38.971 (3.)1:38.673 (1.)
Zeit im Rennen45:20.119 (2.)45:22.721 (3.)
Schnellste Rennrunde1:39.765 (3.)1:39.565 (1.)

Jorge Lorenzo war an diesem Wochenende klar der schnellste Mann - allerdings nur auf eine Runde. Der absoluten Bestzeit im Training folgte die Pole Position und die schnellste Rennrunde, die der Weltmeister in seinem zweiten Umlauf absolvierte. Über die komplette Renndistanz erfolgte aber der Einbruch. "Ich wusste schon am Samstag, dass wir im Longrun straucheln werden", musste sich der Spanier nach dem Rennen eingestehen. Marc Marquez war auf eine schnelle Runde zwar das gesamte Wochenende über langsamer, im Rennen schlug er mit seiner RC213V aber eiskalt zu.

Jorge Lorenzos Rennen

Jorge Lorenzo war ganz schön sauer, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo war ganz schön sauer, Foto: Milagro

Bei der ersten Durchfahrt der Start/Ziel-Geraden war für Lorenzo die Welt noch in Ordnung. Zwar war Dani Pedrosa besser gestartet, doch schon nach wenigen Kurven hatte sich der Weltmeister wieder an die Spitze gesetzt. Dort blieb er auch die ersten fünf Runden lang. Dann unterlief Lorenzo mit 1:40.610 aber die bis dahin langsamste Zeit auf einer fliegenden Runde, womit sich im sechsten Umlauf Pedrosa die Führung schnappen konnte. Anfänglich nur 0.3 Sekunden hinten, wuchs Lorenzos Rückstand in den folgenden sieben Runden auf 2.7 Sekunden an. Der Sieg war damit früh außer Reichweite.

Lorenzo musste sich in Folge nach hinten und damit an Marquez orientieren. In Runde sechs betrug der Rückstand des Rookies knapp über 0.4 Sekunden. Ab Lap zwölf konnte der Weltmeister seinen Vorsprung ein wenig vergrößern, der bis zur 16. Runde auf fast 1.2 Sekunden angestiegen war. Lorenzos Rundenzeiten bewegten sich danach im Bereich von 1:40.5 bis 1:40.8, was im Endeffekt zu wenig war. In den letzten Runden befand sich Marquez in Schlagdistanz, in der allerletzten Kurve ließ Lorenzo die Tür offen und verspielte damit wenige Meter vor dem Ziel Platz zwei und die WM-Führung. "Leider habe ich zwei Fehler gemacht: Einen beim Start, einen in der letzten Kurve, wo ich die Tür nicht zugemacht habe", meinte Lorenzo nach dem Rennen.

Marc Marquez' Rennen

Mit Startplatz drei hatte der junge Spanier nach mäßigen Trainingsleistungen das Maximum herausgeholt. Seinen Platz konnte er am Start gegen Valentino Rossi nicht halten und fuhr als Vierter in die zweite Runde ein. Dort ging er - dank einer 0.3 Sekunden schnelleren Zeit - am siebenfachen MotoGP-Champion vorbei. Dieser konnte nur zwei Runden mit Marquez mithalten, ehe er abreißen lassen musste. In Runde sechs betrug Marquez' Vorsprung auf Rossi bereits 1.6 Sekunden, und das bei deutlichen schnelleren Teilzeiten für den Spanier. Sein Platz auf dem Podium schien damit vorerst sicher.

Marc Marquez ließ sich die gute Laune nicht verderben, Foto: Repsol Honda
Marc Marquez ließ sich die gute Laune nicht verderben, Foto: Repsol Honda

In den Runden neun bis elf fuhren Marquez und Lorenzo auf die Zehntelsekunde identische Zeiten, dann war der Rookie allerdings fünf Mal in Folge langsamer als sein weltmeisterlicher Landsmann. Bis Runde 19 kam Marquez aber wieder auf 0.4 Sekunden an Lorenzo heran und ließ sich bis zum Ende nicht mehr abschütteln. Mit einem Rückstand von 0.316 fuhr der Austin-Sieger in den letzten Umlauf. Dort zeigte er mit 1:41.602 zwar die mit Abstand langsamste fliegende Runde des Rennens, doch aufgrund seines harten Überholmanövers samt Berührung gegen Lorenzo konnte er sich letztlich auf Rang zwei setzen.

Das verbale Nachspiel

Jorge Lorenzo schüttelte nach dem Überholmanöver von Marquez heftig den Kopf und verweigerte ihm im Parc ferme den Handschlag. Bei der Siegerehrung würdigte er den 20-Jährigen keines Blickes und gab sich bei der anschließenden Pressekonferenz patzig. Meistbemühtes Zitat auf Journalisten-Fragen: "Ich werde mich zu diesem Vorfall heute nicht mehr äußern."

Marquez hingegen entschuldigte sich zwar, verteidigte aber auch das Manöver: "Ich weiß, dass es ein heftiges Manöver war. Sorry auch an Jorge, aber das wichtigste ist, dass wir beide das Rennen beenden konnten." Die Rennleitung warf einen langen Blick auf die Videoaufzeichnungen des Duells, entschied sich aber gegen eine Strafe. Für einen Großteil der Fahrer war das Manöver okay, auch wenn einige einräumten, dass die Offiziellen Marquez in Zukunft genauer im Auge behalten sollen.