Festgefahrene Fanmeinungen sind nur schwer umzustoßen, vor allem dann, wenn besagte Fans ohnehin nur das wahrnehmen, was ihre Annahmen bestätigt. Dani Pedrosa und seine vermeintliche Emotionslosigkeit ist so ein Fall. Seit Jahren monieren die ihm nicht ganz so gewogenen Zweirad-Freunde, er sei eher ein Roboter als ein menschliches Wesen, da er sich immer sehr emotionskarg gibt. Zu Beginn seiner Karriere mag das wohl so gewesen sein, wobei das eher daran lag, dass er ein schüchterner Kerl ist, der sich nicht immer ganz wohl fühlte, wenn er den Medien gegenüber stand. Aus Angst, man könne ihm jedes Wort im Mund umdrehen, blieb er deswegen stoisch und sagte nur das, was nötig war.

Wie es der einseitige Blick aber so an sich hat, obwohl Pedrosa oft noch so wahrgenommen wird, ist er gar nicht mehr so. Er hat sich ziemlich gewandelt, ist lockerer und gelöster an der Strecke unterwegs. Außerdem hat er nun auch in der Öffentlichkeit den Humor gefunden, den er früher nur im Freundeskreis in die freie Wildbahn entließ. Wie viel Feuer in ihm aber wirklich steckt, zeigte er nach dem verkorksten Rennen in Misano. Er verlor die Pole, weil nach dem Startabbruch sein Vorderrad klemmte und es sich erst löste, nachdem er in die Boxengasse geschoben worden war. Danach startete er das Rennen von ganz hinten, war in Runde eins bereits auf Rang sechs und wurde von Hector Barbera abgeschossen.

Eigentlich endeten dort Pedrosas realistische Chancen auf die Weltmeisterschaft und damit war es ein Lowlight. Für mich war es dennoch ein Highlight, weil Pedrosa danach zeigte, wie viel mehr in ihm steckt. Bei seinem Debriefing war er alles das, wofür ihn seine Kritiker nicht halten. Er zeigte Emotion, war sarkastisch, zynisch, humorvoll und offen und ehrlich angepisst. Würde es bei Pedrosa nicht primär um die Leistung auf der Strecke gehen, dann hätte man Misano als seine Break-Out-Performance oder kurz als seinen Durchbruch bezeichnen können. Es mag zwar eigenartig wirken, so etwas als Highlight des Jahres zu nehmen, aber der kleine Spanier ist einfach sympathischer und emotionaler als viele ihn darstellen wollen.