Leidenschaft - ein Attribut, das normalerweise mit Rennfahrern oder Fans in Verbindung gebracht wird und allgemein als positiv angesehen ist. In manchen Fällen grenzt diese Passion aber schon fast an Wahnsinn. Welcher 'normale' Mensch kommt auf die Idee, sein schickes Haus in der finnischen Pampa zu verkaufen, um ein MotoGP-Team zu gründen? Durch ein Fahrerlager zu laufen und zu fragen 'Hey, was mache ich eigentlich mit so einem Motorrad, wie stellt man das denn so ein?' Sich nach einer Rennkarriere und jahrelanger Hetzerei um den Globus für weitere 20+ Jahre dieser Hölle zu verpflichten? Sponsoren anzubetteln, sich mit Werken zu streiten, Fahrern ein optimales Wohlfühlbefinden zu bieten, damit sie Ergebnisse liefern können - denn sonst ist das Team hinüber und die Existenz dahin. Private Teamchefs sind nicht klein zu kriegen und unbestechlich - außer wenn es um die Leidenschaft für die MotoGP geht.

Ohne seinen Vater müsste Karel Abraham noch etwas härter kämpfen, Foto: Cardion AB Motoracing
Ohne seinen Vater müsste Karel Abraham noch etwas härter kämpfen, Foto: Cardion AB Motoracing

5 Der Unterschätzte - Karel Abraham sr

"Bei meinem ersten Rennen wusste ich nichts über Motorräder - und mein Vater auch nicht." Wie kommt der Besitzer einer Firma, die der medizinischen Forschung dient, dazu, sich für Motorradrennsport zu interessieren, Eigentümer des Masaryk Circuit zu werden und ein eigenes Team zu gründen? Der erste Gedanke: Ein Neureicher mit zu viel Geld! - Fehlanzeige. Natürlich war und ist die finanzielle Situation ein entscheidender Faktor, aber es braucht mehr, um innerhalb von sechs Jahren aus der 125cc in die Königklasse aufzusteigen. Ein Team zu organisieren, Vorurteilen zu trotzen, Rückschläge wegzustecken und Technikpartner davon zu überzeugen, dass man es ernst meint. Wer keine Leidenschaft, Ehrgeiz und ein Händchen für Geschäfte mitbringt, der schafft es nicht, als erstes tschechisches Team in der WM zu fahren. Karel Abraham sr ist in Tschechien hoch angesehenen, doch in der MotoGP musste sich der Quereinsteiger jeden kleinen Erfolg und jede positive Meldung hart erkämpfen. Bereits im ersten MotoGP-Jahr ist es gelungen, Kritiker zum Schweigen zu bringen, denn alle hatten erwartet, dass sein Projekt scheitern würde.

4 Der Unerschütterliche - Aki Ajo

Aki Ajo ist ein Finne wie aus dem Lehrbuch. Bodenständig, realistisch, das ruhige Zentrum, wenn sich alles rundherum überschlägt. Arbeite mit dem, was du hast und nutze dies zu deinem Vorteil - eine Einstellung, die dem kleinem finnischen Team eines zehnfachem IceRacing Meisters Ansehen in der 125cc, zwei WM-Titel und Expansionsmöglichkeiten brachte. Aus der Fassung gerät er selten, dafür braucht es schon einen Fahrer (Mika Kallio, 2003), der mitten in der Saison abwandert und damit die Existenz des Teams und der Ajo-Familie aufs Spiel setzt. Doch aufgeben gehört nicht zum Vokabular des 43-Jährigem, er generierte neue Sponsoren, suchte neue Talente und spann ein Netz, das mittlerweile zwei Teams, vier Fahrer und den Status als KTM-Werksmannschaft in der Moto3 umfasst. Damit ist sicher, dass die Talentschmiede Ajo auch in Zukunft auf ihre stille Art das Geschehen in der kleinsten MotoGP-Klasse mitbestimmt.

3 Der Unaufhaltsame - Jorge 'Aspar' Martinez

Viel harte Arbeit hat bewirkt, dass man in Spanien um den Namen Aspar nicht herum kommt. Jorge 'Aspar' Martinez wurde nicht nur in seiner aktiven Laufbahn vier Mal Champion, er schaffte es ebenso mehrfach als Teamchef. Sei es der Nachwuchs in der nationalen Meisterschaft oder die WM selbst - Aspar ist überall und das alles nur, weil der Spanier in der Motorradwelt bleiben wollte. Seit 2010 ist er in allen drei Klassen der WM vertreten, hat das Nachwuchsprogramm 'Cuna de Campeones' über zwölf Jahre aufgebaut und 2011 mit Nico Terol den vierten Titel in sechs Jahren gewonnen. Er weiß, wie man Sponsoren das Besondere bietet und scheut sich vor keiner Herausforderung. Doch am meisten beeindruckt seine Motivationstaktik: "Du musst einen Traum haben. Das ist der Schlüssel, den du brauchst, um die täglichen Herausforderungen zu meistern."

Lucio Cecchinello grübelt Tag und Nacht über neuen Ideen, Foto: Milagro
Lucio Cecchinello grübelt Tag und Nacht über neuen Ideen, Foto: Milagro

2 Der Unbeirrbare - Lucio Cecchinello

Vom Mechaniker zum Rennfahrer, vom Racer zum Teamchef. Lucio Cecchinello kennt alle Facetten des Motorradrennsports. Der 42-Jährige aus Venedig ist ein wahres Genie, wenn es darum geht, Sponsoren zu aktivieren und ein findiger Geschäftsmann. Er weiß, wie man als kleines privates Team in der Königsklasse mit einer bestimmten Fahrer-Strecken-Sponsor-Konstellation die extra Aufmerksamkeit erhält und er ist ein rundum freundlicher, bodenständiger Mensch. Eine Bereicherung für die MotoGP, nicht nur weil er jahrelang für eine vollere Startaufstellung und schicke Bunnys sorgte - auch weil er mit seiner Leidenschaft jungen Fahrern wie Casey Stoner, Mattia Pasini und Stefan Bradl eine Chance bot. Er findet stets einen Weg, mit ständig wechselnden Bedingungen zurecht zu kommen.

1 Der Unbestechliche - Herve Poncharal

Der Franzose ist ein weiterer Fahrer, der nach seiner aktiven Rennlaufbahn noch nicht genug von der MotoGP hatte. Das Tech3-Team ist ein Projekt, das in der 250cc startete, in die Königsklasse aufstieg und mittlerweile dabei ist, sich ebenso in der Moto2 zu etablieren. Doch damit nicht genug: Poncharal ist Chef der IRTA und versucht stets, Entscheidungen zu treffen, die der Zukunft der MotoGP dienen sollen. Beschlossene Änderungen mit seinen Projekten umzusetzen - wenn er ihnen zustimmt. Wichtiger aber noch: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, scheut weder vor Kritik an der Dorna, noch vor Kritik an den Werken und selbst die Fahrer bekommen ab und zu einen Satz verbale, heiße Ohren, wenn es dem Teamchef zu bunt wird. 'Herve' weiß mit Worten umzugehen und beantwortet jede Frage mit so viel Hintergrundinformationen und ausgefeilter Argumentation, dass man sie nie kürzen möchte. Ein Teamchef, der sich neben den Belangen der eigenen Projekte auch um die des Sports kümmert, um ihn zu erhalten.

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