Was sich Valentino Rossi bei Ducati erträumte? Sicherlich keinen sechsten Platz in der Gesamtwertung im Kampf gegen Rookies und Privatiers. Als Weltmeister aus 2006 dürfte sich auch Nicky Hayden eine etwas bessere Position ausgerechnet haben als Rang neun. Aber das ist nun einmal Racing. Was genau beiden Fahrern an der Desmosedici zu Top-Ergebnissen fehlte, war nicht immer auszumachen. Sobald die Ducati-Gemüter nach einem Test in dieser Saison etwas fröhlicher gestimmt waren, wurden sie am darauffolgenden Rennwochenende auch schon wieder enttäuscht. Einzige Lichtblicke waren Rossis zwei Podestplätze in Le Mans und Misano.

Die Saison begann für den Italiener wie die letzte aufgehört hatte: mit Ratlosigkeit. "Ducati ist nicht dem Weg gefolgt, den ich vorgegeben habe, ich bin kein Ingenieur und ich kann nicht jedes Problem lösen. Ich habe kein Vertrauen. Sie ist unfahrbar, es ist ziemlich egal, auf welcher Strecke man ist", lautete das nüchterne Fazit nach Platz zehn in Katar. Untersteuern war dabei das Hauptproblem. Doch schon in Jerez sah Rossi positive Zeichen mit einem neuen Setup, die sich in Portugal bestätigten.

Erste Saisonhälfte wie 2011 oder schlechter

Einer der Jahreshöhepunkte sollte in Frankreich folgen. Der neunfache Weltmeister schaffte es auf Rang zwei, wobei die Desmosedici für ihre Fahrbarkeit im Nassen hinlänglich bekannt ist. "Am liebsten würde ich immer dort fahren, wo es viel regnet", scherzte er nach dem Rennen. Danach ging es für Rossi allerdings eher bergab, bis zum Tiefpunkt in Laguna Seca. Nach einem Vorderradrutscher bei der Einfahrt in die Corkscrew wurde er immerhin noch von Hayden zur Ducati-Box zurückgebracht. Rossis Bilanz fiel dementsprechend schlecht aus: "Bei der ersten Saisonhälfte kann man sagen sie ist so wie letztes Jahr... vielleicht sogar schlechter."

In Indianapolis und Brünn landete Rossi auf Rang sieben, bevor ihm vor heimischem Publikum auf trockener Strecke in Misano eine weitere Sensation gelang. "Dieser zweite Platz ist etwas ganz Besonderes und zwar aus vielerlei Hinsicht: Zunächst einmal ist es wunderbar, dass das hier in Misano, dicht an meinem Heimatort passiert, bei meinem Heimrennen, aber noch besonderer ist es, weil die Strecke nach Marco benannt ist", jubelte der Doktor nach seinem zweiten Saisonpodest.

Mit weiteren durchschnittlichen Ergebnissen und nur 167 Zählern in der Gesamtwertung konnte und wollte sich Rossi allerdings nicht abfinden und gab schon im August seine Rückkehr zu Yamaha bekannt. "Casey war der einzige Fahrer, der mit der Ducati schnell sein konnte. Alle anderen, die es versucht haben, wurden ruiniert, nicht ihre Karriere, aber ihr Verstand... Also Gratulation an Casey. Aber vor zwei Jahren verstand ich nicht, wo der Unterschied zwischen Stoner und den anderen Ducati Fahrern ist und nach zwei Jahren, in denen ich die Ducati gefahren bin, verstehe ich es immer noch nicht."

Ein bisschen frustrierend

Hayden begann das Jahr mit Platz sechs in Katar zwar etwas besser als sein Teamkollege. Die gute Stimmung hielt allerdings nicht allzu lange an. In Estoril streikte die Elektronik des Amerikaners, selbst im Regen von Le Mans reichte es nur zu Platz sechs. In Barcelona kämpfte er gegen Taubheit in beiden Händen. "Es lief nicht so, wie wir es nach dem großen Mugello-Test erhofft hatten. Es ist schon ein bisschen frustrierend", sagte Hayden nach dem fünften Saisonrennen.

Bis Indianapolis war Nicky Hayden zumindest konstant unter den Top-10 zu finden, Foto: Milagro
Bis Indianapolis war Nicky Hayden zumindest konstant unter den Top-10 zu finden, Foto: Milagro

Mit konstanten Top-10-Ergebnissen konnte der 31-Jährige bis zum ersten Heim-GP in Laguna Seca immerhin punkten. Direkt nach der Sommerpause stürzte Hayden in Indianapolis schon in der Qualifikation heftig und musste das zweite Rennen auf heimischem Boden mit Gehirnerschütterung und zwei Brüchen in der rechten Hand auslassen. "Ein Rennen auszulassen, ist hart, aber meinen Heim-GP zu verpassen, ist extrem schwierig. Ich realisiere gerade erst, dass ich gestern einen ziemlich heftigen Sturz hatte und eine Weile k.o. war, also ist es mehr oder weniger positiv, heute hier zu sein."

Trotz starkem Willen konnte der Ducati-Pilot auch in Brünn nicht starten und wagte sich erst in Misano wieder auf seine GP12. Unter Schmerzen schaffte es Hayden sogar zum siebten Rang bis der nächste spektakuläre Abflug in Aragon folgte. "Ich dachte, ich würde mit dem Kopf zuerst aufschlagen, wenn ich abspringe, also ließ ich direkt vor dem Einschlag los. Es tut mir leid, dass ich die Maschine zerlegt habe, doch ich bin dankbar für die tolle Sicherheits-Ausrüstung und dass ich OK bin."

Neues Jahr - neues Glück?

Mit dem vierten Platz im Abbruchrennen von Sepang sicherte sich der Pilot aus Owensboro schließlich sein bestes Saisonergebnis. Das Fazit fiel aber eher nüchtern aus: "Der vierte Platz im Trockenen hätte mir viel bedeutet, aber ich weiß, dass unser Potential im Nassen größer ist." Mit Platz acht auf Phillip Island und einem weiteren Nuller in Valencia schloss Hayden die Saison eher enttäuscht auf einem unglücklichen neunten Platz ab. "Es war ein schweres Rennen, am Ende einer schweren Saison. Das neue Jahr fängt jetzt an und hoffentlich wird es um einiges besser werden."

Tatsächlich ändert sich bei den Italienern über den Winter so Einiges. Mit Andrea Dovizioso bekommt Hayden für 2013 einen neuen Teamkollegen, Bernhard Gobmeier übernimmt Filippo Preziosis Posten als Generaldirektor der Rennabteilung von Ducati Corse, während das Technik-Ass in die Produktentwicklung wechselt. Allgemein soll Umstrukturiert, Umgedacht und dank Audi im Rücken mehr investiert werden.