"We are the champions, my friends and we'll keep on fighting till the end. We are the champions, we are the champions. No time for losers, 'cause we are the champions of the World" - dieser Gesang dürfte Jorge Lorenzo bekannt vorkommen, schließlich hält er die WM-Trophäe nicht zum ersten Mal in der Hand. Dennoch ist der zweite MotoGP-Titel des Mallorquiners etwas ganz Besonderes.

Mit Dani Pedrosas Sturz in der ersten Runde des Australien Grand Prix war für Lorenzo fast alles klar - er musste nur noch im Ziel ankommen und ein paar Pünktchen mitnehmen. Doch bis dahin hatte der 25-Jährige auch hart gekämpft. "Wir wussten genau, wie schwierig es sein wird, gegen Fahrer wie Casey und Dani und gegen einen Hersteller wie Honda zu kämpfen. Es war so hart. Wir wussten, dass wir extrem konstant sein mussten, keine Fehler machen durften, die Rennen immer beenden und sehr konzentriert sein mussten."

Junges Talent

Lorenzo ist trotz seiner 25 Jahre bereits ein alter Hase im GP-Geschäft. Schon in jungen Jahren stieg er mit Unterstützung seines Vaters Chico zum ersten Mal auf ein Motorrad. "Als ich drei war, hat er mir mein erstes Motorrad gebaut, aus ein paar Eisenteilen und einem 50ccm Motor", beschrieb er. "Mein Vater konnte sehr streng sein und stand immer mit seiner Stoppuhr an der Strecke." Der wiederum hatte das Potential schon früh erkannt: "Am Anfang war es nur ein Spiel, ein Spiel zwischen Vater und Sohn, die das gleiche Hobby haben. Wir sahen früh, dass das Kind schnell war."

Mit nur vier Jahren fuhr der Mallorquiner sein erstes Minibike-Rennen, bevor er mehrfach bei der Minicross-Meisterschaft der Balearen antrat und dort jedes Mal den Titel abräumte. Schließlich hatten seine Eltern auch schnell herausgefunden, was ihn antreibt. Seine Mutter, Maria, berichtete: "Als sie einmal trainierten, sagte sein Vater 'Was war das denn jetzt für eine Runde' und Jorge schrie nur und war außer sich. Dann nahm er sein Bike und fuhr voller Wut weiter. Chicho stand mit seiner Stoppuhr da und sagte nur 'Hast du das gesehen? Er braucht den Druck. Je härter ich ihn antreibe, desto besser wird er'."

X-Fuera

Mit zehn Jahren wechselte Lorenzo zum Straßenrennsport. "Mein Vater musste eine spezielle Erklärung unterschreiben, damit ich in meinem jungen Alter überhaupt antreten durfte", erklärte er. Vom Aprilia-50-ccm-Cup ging es in die spanische Meisterschaft und danach in die 125er Europameisterschaft. "Er sagte immer gleich, was er dachte oder wurde wütend und wenn wir ihn bestraften, fragte er nur 'warum, warum?'. Er hat immer nur protestiert", beschrieb seine Mutter. Als Jüngster Pilot der WM-Geschichte stieg Lorenzo 2002 in die Weltmeisterschaft auf. "Am Freitag vor meinem ersten WM-Rennen war ich noch 14. Erst am Samstag durfte ich dann endlich auf die Strecke."

Jorge Lorenzo gewann die WM 2006 zum ersten Mal, Foto: Fortuna
Jorge Lorenzo gewann die WM 2006 zum ersten Mal, Foto: Fortuna

In der zweiten Saison auf der Derbi lief für den jungen Rennfahrer nicht immer alles zusammen, trotzdem versuchte er sich in jeder Minute auf der Strecke zu steigern. "Damals habe ich versucht, meine Kurvengeschwindigkeit zu erhöhen. Ich versuchte immer, möglichst schnell in die Kurve hineinzufahren und am Ausgang den maximalen Speed mit rauszunehmen. Ich glaube, meine heutige Stärke in Sachen Kurvengeschwindigkeit stammt aus dieser Zeit mit Derbi", erklärte Lorenzo.

Im Jahr 2003 gelang ihm der erste WM-Sieg. "In Brasilien auf dem Nelson Piquet Circuit habe ich früh gemerkt, dass ich in der ersten Kurve deutlich schneller fahren kann, als die anderen. In der letzten Runde habe ich mir dann gesagt 'Ich versuche einmal etwas verrücktes. Ich gehe außen vorbei.' Und so hab ich es dann gemacht: Links ausgeschert und mit der weiteren, aber schnelleren Linie vorbei an Pedrosa. Zum Ende der Kurve kam ich dann immer näher an Stoner heran, da habe ich mir gesagt 'Den schnappe ich mir auch noch'", lachte Lorenzo. "Das war für mich das spannendste Überholmanöver, an das ich mich erinnern kann. "

Diesem starken Überholmanöver hat Lorenzo noch heute eines seiner Markenzeichen zu verdanken. Das X mit dem Kreis herum, steht für das spanische X-fuera - außenherum, was allerdings nicht als einziger Merkmalspruch hinhalten muss. Denn der 25-Jährige wird von vielen auch heute noch für seinen weichen und doch aggressiven Fahrstil bewundert: Hammer und Butter oder auch martillo y mantequilla. Der Weltmeister erinnerte sich: "Jeden Morgen beim Frühstück nahm meine Mutter ein Messer, stach etwas Butter ab und strich sie auf das Brot. Ich beobachtete immer diese weiche Bewegung und dachte mir 'Wenn ich groß bin, will ich mein Motorrad so fahren, wie das Messer über die Butter gleitet'."

Allerdings wurde Lorenzo auch oft kritisiert, besonders seine Persönlichkeit wurde von vielen Fans und Medien als arrogant bezeichnet. "Wenn du zurückhaltend bist, wird einem das schnell als Arroganz unterstellt. Ich hatte aber eigentlich nur Angst, zu viel von mir preiszugeben", erklärte er.

Problematischer Start

Lorenzos Erfolgsgeschichte ging aber auch mit Kritik und Lob tadellos weiter. Nach dem vierten Platz in der 125ccm-WM stieg er in die mittlere Kategorie auf, wo der Spanier schon im zweiten Jahr den Titel holen konnte. Nach einem zweiten 250ccm-Triumph gesellte sich Lorenzo zu Valentino Rossi ins Yamaha-MotoGP-Lager. Nach einem starken Start wurde der GP-Rookie allerdings etwas übermütig, übertrieb es oft und stürzte. "Ich hatte plötzlich Angst, MotoGP Fahrer zu sein. In Laguna passierte es wieder und nach diesem Rennen weinte ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder."

Mit neuem Management und Startnummer 99 sollte es im Folgejahr bis zum Vizetitel hinter dem Teamkollegen reichen. 2010 gewann Lorenzo seine ersten MotoGP-Weltmeisterschaft und obwohl er die Krone im Folgejahr an Casey Stoner abgeben musste, kämpfte der Yamaha-Pilot weiter, bis er sein großes Ziel 2012 zum zweiten Mal erreichte.