"Ich würde es wohl so machen wie er im Moment", meinte Kenny Roberts Sr. bei Motociclismo, als er darauf angesprochen wurde, was er tun würde, wenn er in der Position von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta wäre. Der dreifache Weltmeister weiß, dass es notwendig war, etwas zu tun, um die Show zu verbessern. Daher hat er auch nur wenige Probleme mit den CRTs, da das Racing aus seiner Sicht einfach wieder mehr Fahrer brauchte. Nun will Ezpeleta auch noch dafür sorgen, dass die CRTs den Werksmaschinen näher kommen. "Carmelo kennt sich schon aus und weiß, dass die Werke das ablehnen und seine Taten bei Werken wie Fahrern nicht beliebt sein werden. Niemand will seine Vorteile verlieren."

Als einen Schritt zur Verbesserung des Spektakels sah Roberts die Einführung einer Einheits-Elektronik. Ihm war aber klar, dass das riskant sein könnte, da die Teams in der MotoGP auch ihre elektronischen Systeme für die Serie verbessern wollen. "Nach meiner Meinung muss Carmelo sagen: 'So wird es sein, das ist es.' Das wird aber nicht einfach." Die Drohungen von Honda, dass der Hersteller geht, sollte eine Einheits-Elektronik kommen, nimmt Roberts nicht ernst. Er hat in der Vergangenheit zu oft erlebt, wie es anders kam. "1987 hat Yoichi Oguma [damaliger HRC Wettbewerbs-Chef] uns gesagt, wir müssen seinen Vorschlag für Dreizylinder mit 375 cc statt 500cc akzeptieren. Falls nicht, werde Honda gehen. Ich sagte: 'Okay, bye!' Und Oguma betonte: 'Wir meinen es ernst.' Darauf gab ich zurück: 'Geht nur, mir ist es egal.'"

An die Show denken

Es war damals ein Bluff und Roberts geht davon aus, dass Rückzugsdrohungen das heute genauso noch sind. "Was macht Honda heute? Wie viele Maschinen haben sie am Start? Ich würde sagen: 'Ihr seid hier willkommen, aber weitere Teilnehmer sind es mehr. Wenn ihr die Regeln nicht mögt, dann geht mit euren vier Maschinen woanders hin. In der AMA seid ihr [als offizielles Werksteam] schon weg ... dort lieben sie euch noch.' Honda bliebe natürlich besser, aber sie müssen an die Show denken. Das war immer das Problem, sie denken nie an die Show, nur an ihre technischen Probleme."

Kenny Roberts Sr. weiß heute noch, wie man es krachen lässt, Foto: Milagro
Kenny Roberts Sr. weiß heute noch, wie man es krachen lässt, Foto: Milagro

Geht es nach Roberts, dann ist Ezpeleta der Einzige, der die Hersteller bei ihren Bluffs wirklich ausspielen kann. Und er glaubte nicht einmal, dass es schwer ist, immerhin sind da das Fernsehen und die Promoter der Rennen, die passende Unterhaltung brauchen, weswegen die CRTs nicht allzu schwer durchzusetzen waren. "Wenn man darüber nachdenkt, dann trägt Honda sehr wenig zur WM bei. Als Oguma in Brasilien den Verstand verlor und sagte: 'Dreizylinder mit 375 cc für alle oder Honda geht', sagte ich im Namen von Yamaha: 'Oguma-san, sieh dir die Strecke an.' Er fragte: 'Was meinst du?' Darauf ich: 'Siehst du Publicity für Honda?' 'Nein.' Ich sagte: 'OK, du kommst mit drei Maschinen her, aber wenn du nicht kommst, ändert sich gar nichts.'"

Ogumas Fehler

Roberts hielt fest, dass es Oguma nur wichtig war, dass seine Maschinen da waren, doch die Zuseher kamen nicht, um seine drei Motorräder zu sehen, sondern die Fahrer. "Ginge es nicht um die Publicity und würde die Öffentlichkeit kein Geld für Tickets zahlen, gebe es keine Rennen", sagte Roberts damals zu Oguma. Obwohl er die Unterstützung von Firmengrüner Soichiro Honda hatte und 17 Jahre an der Spitze der HRC stand, gestand Oguma schließlich ein, dass Roberts recht hatte. "Er war ein Boss, der einen Fehler bemerken konnte, ohne jemanden zu konsultieren, aber er war es nicht gewohnt, dass ihn jemand widerlegte. Er war ein Boss, der sich nicht halten konnte, als Mr. Honda starb, weil er so viele Feinde in der Firma hatte. Damals war er aber einer der wenigen Leute, die die Macht hatten, um eine Entscheidung zu treffen."

Und nun sieht Roberts eben Ezpeleta als den Mann, der die Chefs der Werksteams widerlegen muss, wenn sie Einwände dagegen haben, wie die Show verbessert wird, weil sie nur auf sich schauen. Wobei er die Dorna durchaus auch an anderen Fronten gefordert sah. Denn dass Valentino Rossi nach wie vor das größte Zugpferd ist, mit dem die Zuschauerzahlen stehen und fallen, ist für Roberts nicht richtig. "Die Weltmeisterschaft muss andere Fahrer populär machen. Es gibt Piloten mit Persönlichkeit, wie Crutchlow, doch sie verschwinden hinter einem Public-Relations-Albtraum und haben Angst, etwas zu sagen, das politisch nicht korrekt sind", erklärte Roberts.

Ilmor hatte Ideen

Auf der anderen Seite sah er die Weltmeisterschaft aber stärker als einen Fahrer. So hieß es auch bei Roberts' Rücktritt, das Interesse würde schrumpfen, was es aber nicht tat, weil die Show stimmte. "Die Grand Prix Weltmeisterschaft ist etabliert. Laguna Seca ist beispielsweise als Grand Prix etabliert. Es wäre schwierig, das zu verlieren, weil es ein Event ist, wie Assen." Hilfreich wäre es nach seiner Meinung, wenn es einen Motoren-Hersteller wie Cosworth gebe, der wie in der Formel 1 gute Motoren an die Teams verkauft, die ihre Chassis von den Chassis-Herstellern beziehen. "Leider verstehen die Autohersteller nicht, wie kompliziert eine Maschine ist. Ilmor hatte gute Ideen, lag aber falsch."

Er glaubt, es bräuchte einen Motorradhersteller, der die Grand-Prix-Szene versteht, eine Marke wie Suzuki, Kawasaki oder vielleicht auch BMW, die Motoren für Grand-Prix-Maschinen liefert. Roberts hat nur die Befürchtung, dass sich niemand finden wird, solange es keine soliden Regeln gibt, um die Kosten zu kontrollieren. "Das Drehzahllimit ohne die Standard-Elektronik nutzt nichts, denn die echten Kosten sind bei der ECU", betonte er. So sind die Motorenkosten im Vergleich zu den Elektronik-Entwicklungskosten sogar relativ klein. Andererseits fand er die Aussagen, dass die heutigen Maschinen ohne Traktionskontrollen nicht zu fahren wären, einfach nur "Bullshit".