Sie mögen statistisch gesehen seit 2006 nicht die erfolgreichste Nation in der MotoGP sein, aber einiges haben die US-Boys dennoch vielen voraus: Sie sorgen für spannende Rennen und sind international beliebt bei Fans, Medien und Sponsoren. Wo man auch hinkommt Nicky Hayden, Colin Edwards und Ben Spies sind rund um den Globus extrem beliebt, genau wie ihre Vorgänger, und die Fans folgen ihnen, egal für welches Team oder für welchen Hersteller sie Gas geben.

Doch für 2013 und folge Jahre sieht es momentan mau aus. Auf die USA könnte eine MotoGP-Fahrer freie Zeit zukommen, wie es sie zuvor bei den Briten gab und derzeit bei der Nation Japan der Fall ist. Ein Verlust, der Auswirkungen haben wird und die Weltmeisterschaft weiter auf Europa beschränkt, trotz der Hersteller aus Japan. Derzeit scheint das nur wenigen bewusst, jeder stürzt sich auf die Frage, was macht Valentino Rossi? Yamaha oder Ducati?

Mit wäre besser, als ohne.

Kehrt Spies in die WSBK zurück, oder sorgt er für eine weitere Überraschung?, Foto: Yamaha
Kehrt Spies in die WSBK zurück, oder sorgt er für eine weitere Überraschung?, Foto: Yamaha

Zeit also, in die andere Richtung zu schauen. Ben Spies wird Yamaha verlassen – und obwohl er sich noch nicht zu einer künftigen Verpflichtung geäußert hat, deutet vieles auf BMW. Allerdings nicht in der MotoGP, sondern in der Superbike, wo der Texaner 2009 Weltmeister werden konnte. Spies würde dann der Teamkollege von Marco Melandri sein. Die Superbike stellt für den 28-Jährigen die beste Alternative dar, denn in der MotoGP bliebe ihm was?

Entwicklungsfahrer für Suzuki für den Wiedereinstieg 2013/14? Spies war den Japanern bereits 2009 zu teuer, nach zwei Wirtschaftskrisen, anhaltender Flaute und einem WM-Titel dürfte sich daran nicht viel geändert haben.
Ein CRT-Projekt? Legt man Spies' bisherige Aussagen zu Grunde wäre es wahrscheinlicher, dass er 2013 mit seinem Radteam unterwegs ist.
Ducati? Letzteres wäre eine große Überraschung, denn bisher gab es offiziell von beiden Seiten nie Ambitionen für eine Zusammenarbeit.

Mit Ben Spies verschwindet 2013 also mit großer Wahrscheinlichkeit der erste Amerikaner, entweder wandert er zur WSBK ab oder er kehrt in die USA zurück.

Nicky Hayden. Der Amerikaner fühlt sich bei Ducati wohl und hat die letzten Jahre zuerst neben Casey Stoner und dann unter Valentino Rossi geackert, um die Diva in den Griff zu bekommen. Was auch immer ihm vorgesetzt wird, The Kentucky Kid versucht es mit einem Lächeln zu nehmen, arbeitet hart, ist stets diplomatisch und politisch korrekt, findet sich mit jedem Teamkollegen zurecht. Hayden zeigte sich stark in dieser Saison, sorgte für einige Achtungserfolge in Trainings und der Qualifikation. Einzig das letzte Renndrittel müssen er und seine Crew noch in den Griff bekommen, dann klappt es auch mit Top-5 Ergebnissen.

Doch bis Laguna Seca schickte sich Ducati nicht an Hayden zu bestätigen, zu loben, ihm in irgendeiner Weise öffentlich zu vermitteln, dass man ihn weiter halten möchte. Stattdessen gab es Ablösegerüchte durch Cal Crutchlow und den üblichen Wirbel um Rekordweltmeister Rossi und dessen Entscheidung. "An diesem Wochenende wird es eine Fahrerverkündung geben, allerdings nicht von mir", sagte Cal Crutchlow vor Laguna.

Da es der US GP ist, liegt nahe, dass zum Beispiel die Zukunft von Hayden bekannt gegeben wird, genau so gut könnte aber auch Yamaha Andrea Dovizioso bestätigen, oder eben nicht.

Alternativen für Hayden: Auch für den Weltmeister von 2006 sieht es mit Teams in der MotoGP schlecht aus. Wie es Ben Spies sagte: "Zu viele gute Fahrer, zu wenig Teams". Eine Verbindung von Hayden und Yamaha wurde bislang nie laut, Honda ist besetzt, ein CRT-Projekt wird sich der 31-Jährige kaum antun. Wiederum bliebe als beste Option, neben dem Verbleib bei Ducati, ein Wechsel in die Superbike. Zwar zeigte Hayden nie Ambitionen für die Serie, doch seine AMA-Erfahrungen dürften ihm für einen guten Einstieg in die WSBK reichen. Ducati könnte, wie Yamaha vor einigen Jahren (mit James Toseland), dem Amerikaner einen Platz in einem werksunterstützten Team anbieten, namentlich Althea Racing. Hayden könnte sich aber auch bei Castrol Honda bewerben, da Hiroshi Aoyama nach seinen bisherigen Leistungen ein Wackelkandidat für 2013 ist. Mit entsprechenden Sponsoren wäre selbst eine Verpflichtung bei Aprilia nicht undenkbar.

Entscheidet sich Hayden für die Superbike, ginge die MotoGP einmal mehr ohne weiter, wonach sich die Frage stellt, was machen die Dorna oder die Hersteller mit zwei, drei Rennen in den USA, wenn man ohne ist? Will man sich wirklich darauf verlassen, dass jeder der sich für die Prototypen-Serie interessiert durch einen Rossi angelockt wird?

Gibt sich Rossi der Diva geschlagen, oder steht er zu den Roten?, Foto: Ducati
Gibt sich Rossi der Diva geschlagen, oder steht er zu den Roten?, Foto: Ducati

Doch es gibt ja noch den Texas Tornado Colin Edwards den man nicht unterschlagen darf. Wie lange wird der charmante Fahrer mit den besten Sprüchen aber noch im MotoGP-Fahrerlager sein? Dass er fahren will, daran besteht bislang kein Zweifel, aber sein Forward Racing Projekt läuft nicht, wie die Planung vorsah und man ist mittlerweile soweit von der Suter-BMW Abstand zu nehmen und ebenfalls mit ART-Maschinen zu starten. So sein Team nicht zurück zieht, dürfte man mit Edwards auch 2013 rechnen, doch er könnte dann tatsächlich der einzig Verbliebene sein und was kommt danach? Die Plätze bei den Top-Teams werden auch 2014 noch alle belegt sein, ein US-Team ist nicht in Sicht und derzeit klopft auch kein Hyper-Talent aus der AMA bei der MotoGP an. Lässt man also sowohl Hayden, als auch Spies ziehen und begleitet Edwards sanft in den künftigen Ruhestand, ist die USA nicht mehr in der WM vertreten. Weder in der Königsklasse, noch in der Moto2 oder Moto3.

Natürlich wissen wir, dass MotoGP auch ohne geht. Carmelo Ezpeleta muss es wissen er ist der Chef. Wer braucht einen Casey Stoner? Was machen ein, zwei Amerikaner weniger aus? Solange Japan herstellt, wer ist da auf Fahrer angewiesen? Hier ein Brite, da ein Deutscher dort ein Franzose und weltumspannend haben wir ja Kolumbien vertreten. Warum von der Wand über die Tapete hinaus denken, wenn man sich fabelhaft mit der Frage beschäftigen kann: Was macht Rossi? Yamaha oder Ducati? Wir wissen es nicht, aber eins steht fest: Wechselt der Italiener tatsächlich von den Roten zurück zu den Blauen, wäre er an der Herausforderung Ducati gescheitert.