Die Ducati GP12 scheint noch eine etwas größere Baustelle zu sein, zumindest wenn man Valentino Rossi fragt. Der Hersteller hat aber einem Problem höchste Priorität eingeräumt, der etwas wilden Kraftentwicklung des Motors. Die soll gezähmt werden und davon verspricht sich Ducati einen großen Sprung bei der Leistung des Motorrads. Nebenbei hoffen die Ingenieure in Borgo Panigale, damit das Untersteuern der GP12 zu beseitigen. Dabei ist durchaus Eile geboten, denn Rossi fand nach seiner Fahrt zu Platz zehn beim Saisonauftakt in Katar recht kritische Worte, vor allem deswegen, weil die Probleme mit der Kraftentwicklung und dem Untersteuern nicht neu sind, obwohl die neue Ducati im Vergleich zum Vorjahr stark verändert wurde.

Da ein Zusammenhang zwischen Kraftentwicklung und Untersteuern am Kurvenausgang vermutet wird, könnte das Team zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sollte die Motorzähmung gelingen. Zusätzlich könnten so auch die Gripprobleme am Heck verringert werden. "Wir versuchen, besser zu verstehen, was das Untersteuern auslöst und das Problem kommt, wenn Valentino aufs Gas geht", sagte Team Manager Vittoriano Guareschi MCN. "Es ist, als ob das Heck die Front wegdrückt und wir haben an der Elektronik zu arbeiten begonnen, denn die ist auch neu. Wir brauchen einen geschmeidigeren Motor, vor allem wenn das Gas aufgemacht wird, denn dadurch verliert Valentino das Gefühl für die Front, weil der Hinterreifen draufdrückt."

Estoril soll Aufschluss bringen

Guareschi war bewusst, dass die Aufgabe keine kleine ist, aktuell sei sie aber die wichtigste. "Wir brauchen eine bessere Verbindung zwischen Gas und Hinterreifen." Noch ist nicht sicher, ob es sich ausgeht, dass Rossi und Teamkollege Nicky Hayden beim am 7. Mai angesetzten Test nach dem Estoril GP neue Teile ausprobieren können. Technikchef Filippo Preziosi soll die Ursache des Problems kennen und an einer Lösung arbeiten. "Das Chassis ist im Moment nicht das Hauptproblem. Das Problem ist jetzt Fahrbarkeit und wir wollen dieses Problem so schnell wie möglich lösen. Ich glaube nicht, dass es viel [neue Teile] für Estoril geben wird, aber ich weiß, Filippo arbeitet daran, die Maschine zu verbessern und das wird eine gute Möglichkeit, um ein neues Teil oder neue Elektronik zu probieren", sagte Guareschi.

Top Speed ist nicht alles, Foto: Milagro
Top Speed ist nicht alles, Foto: Milagro

Der Team Manager war überzeugt, dass die Lücke zur Spitze noch geschlossen werden kann, da die Basis der Maschine viel besser ist als im Vorjahr. Es seien nur kleine Änderungen und keine großen erforderlich. Für Rossis Motivation wäre es nur förderlich, sollte es mit dem Motorrad aufwärts gehen. Das sieht auch sein Crewchief Jeremy Burgess so, wobei er die Verbesserung der Fahrbarkeit ebenfalls als den richtigen Weg erachtet. "Wir haben das mit Honda in den späten 80ern und frühen 90ern durchgemacht, bevor sie zum Big Bang Motor gingen. Sie hatten sich etwas zu sehr auf den Top Speed und nicht genug auf die Fahrbarkeit konzentriert. Um eine sehr gute Maschine zu bauen, muss man den Kurven-Eingang und den -Ausgang sowie die kurzen Geraden zwischen den Kurven maximieren", meinte der Australier.

Zehntelsuche

Im Gegensatz dazu gebe es die Hauptgerade nur ein Mal pro Runde, deswegen sei eigentlich der Rest der Strecke der Ort, wo primär Lücken zugefahren und Überholmanöver gemacht werden. "Vielleicht haben wir nicht so viel Grip, wie wir gerne hätten, aber ich glaube, wir können den Vortrieb der Maschine verbessern und das sollte uns insgesamt zwei oder drei Zehntel pro Runde bringen. Wenn all das getestet und erledigt ist, was nach Portugal passiert, sollten wir besser wissen, was wir haben. Nichts ist kristallklar, aber je mehr wir an den Problemen arbeiten und einige Dinge loswerden, desto klarer wird das Bild", erklärte Burgess.

Dass die anderen Maschinen aktuell noch etwas besser dastehen, wollte er nicht verneinen, er betonte aber auch, dass er, seine Crew und Rossi die Erfahrung von Honda und Yamaha hätten und deswegen auch wüssten, was notwendig ist. Und aus seiner Sicht ist es nicht notwendig, vorerst etwas am neuen Rahmen zu ändern. "Ich glaube nicht, dass es in Estoril einen neuen Rahmen gibt und bislang haben wir kein Chatter-Problem. Ich glaube, wir haben da noch Anpassungs-Spielraum, um das Untersteuern zu reduzieren und wir haben Optionen, um die Kraftentwicklung anzupassen. Es gibt wohl noch andere Dinge, die in Bologna gemacht werden können. Wir müssen uns an der Maschine immer noch besser zurechtfinden, damit wir die Balance richtig hinbekommen, schauen wir also in ein paar Rennen weiter. Wir werden bald mit der Maschine vom Test nach Jerez kommen, hinzu kommt noch, was seitdem entwickelt wurde. Wir werden sehen, ob wir Fortschritte machen."