Bei den letzten Wintertests vor dem Grand Prix-Auftakt in Katar am 8. April fand Suter-BMW-Pilot Colin Edwards beinahe den Anschluss ans Mittelfeld der in diesem Jahr besonders hart umkämpften MotoGP. In drei Tagen auf dem Traditionskurs von Jerez de la Frontera im Süden Spaniens steigerte sich der Texas Tornado kontinuierlich und legte am Ende eine Zeit von 1:42.073 Minuten hin. Mit diesem Ergebnis ließ der Pilot des NGM Forward-Teams nicht nur fünf weitere Piloten hinter sich - es gelang ihm auch, den Rückstand auf die Aprilia-Piloten, die Referenz der Claiming Rule Teams, deutlich zu verringern.

Aleix Espargaro lag nur um eine halbe Sekunde, Randy de Puniet rund anderthalb Sekunden vor Edwards - und das, obwohl Edwards mit einem relativ neuen Motorrad antritt, während die mit Aprilia Racing Technology ausgerüsteten Konkurrenten aus jahrelanger Erfahrung in der Superbike-WM und in den verschiedenen Grand Prix-Kategorien schöpfen können.

Basisarbeit

Deshalb brachten Edwards und seine Techniker die meiste Zeit der insgesamt neun Test-Tage des Frühjahrs damit zu, Grundeinstellungen für den BMW-Motor, das Motormanagement von Bosch und das Suter-Chassis festzulegen, das für den zweiten Malaysia-Test revidiert worden war und andere Steifigkeiten erhielt, um das lästige Fahrwerks-Chattering abzustellen. "Wir haben auch hier viel gearbeitet, an der Chassis-Geometrie, mit den Öhlins-Federelementen und mit dem neuen Bridgestone-Vorderreifen mit weniger steifer Karkasse. Das Motorrad lässt sich nun leichter fahren, und wir sind schneller geworden. Das Chassis selbst funktioniert sehr gut", zog Edwards Bilanz.

Colin Edwards und sein Team mussten noch viel an der Basis feilen, Foto: Milagro
Colin Edwards und sein Team mussten noch viel an der Basis feilen, Foto: Milagro

"Doch wir haben immer noch grundsätzliche Probleme. Unsere vordere Motoraufhängung ist sehr hoch, weshalb ich im Lenker außergewöhnlich starke Motorvibrationen spüre und weshalb auch unser Chatter-Problem nicht ganz aus der Welt ist. Wenn ich mit viel Vorderradlast und 45 bis 50 Grad Schräglage einbiegen will, kann ich das Motorrad in jeder Kurve zum Rattern bringen. Ich muss immer noch um dieses Problem herumfahren, früh bremsen und die Zeit zwischen Bremsen und Gasgeben auf ein Minimum reduzieren. Wenn wir die steife, hohe Motoraufhängung ändern und das Chassis ein bisschen mehr arbeiten und sich bewegen lassen, erhalten wir schnellere Rundenzeiten."

Noch nicht alles gelöst

Alessandro Giussani, MotoGP-Projektleiter bei Suter Racing Technology, bestätigte die Fortschritte ebenso wie die Restprobleme. "Das elektronische Motormanagement funktioniert jetzt einwandfrei. Und seit dem zweiten Malaysia-Test, seit der Einführung unseres neuen Rahmens, ist das Chattering zu einem Minimalproblem geschrumpft. Insgesamt hat Colin das nötige Vertrauen zu unserer Maschine gefunden", erklärte er. "Natürlich sind noch nicht alle Probleme gelöst. Colin kann noch nicht so aggressiv in die Kurven einbiegen, wie er gerne möchte. Doch wir haben die richtige Richtung gefunden, in die wir jetzt weiterarbeiten werden. Das Wichtigste für uns ist, dass der Rückstand zu Randy de Puniet geschrumpft ist. Nicht Casey Stoner an der Spitze, sondern Randy ist für uns die Konkurrenz - er fährt die Rundenzeiten, die für CRT-Teams erreichbar sind."

Edwards' Crewchief Kornelis Veldeman konnte ebenfalls bestätigen, dass die Elektronik sich stark verbessert hat und es auch bei der Trockenabstimmung Fortschritte gab. Den verregneten zweiten Testtag tat er aber nicht nur als Zeitverlust ab. "Das erste Mal die CRT bei Regenbedingungen zu testen, war eine neue Erfahrung. Wir mussten bei der Elektronik viel dazulernen. In Sepang hatten wir etwas Regen, aber dort fuhren wir nicht, weil die Elektronik noch nicht auf einem Level war, um getestet zu werden. Wir hatten zu Anfang Probleme, aber am Ende fanden wir eine ordentliche Abstimmung für den Regen und wissen jetzt, in welche Richtung es weitergehen soll", sagte Veldeman.

Manche genießen direkte Hersteller-Unterstütung

Bei Teamchef Giovanni Cuzari war nicht alles so rosig, da er bedauerte, dass noch zu viel Basis-Arbeit an Elektronik und Chassis zu machen war, um das ideale Setup zu finden. Für die Zukunft war er zwar optimistisch, für die ersten Rennen hoffte er aber darauf, dass von den Teampartnern noch mehr kommt - vor allem bei der Elektronik. "Wir sind zuversichtlich, dass BMW, Suter und das Team hart daran arbeiten, die Leistung zu verbessern. Sie wollten die Lücke schließen, die unsere CRT-Maschine zu anderen CRTs zu haben scheint. Diese CRTs gingen aus Projekten hervor, die seit Jahren in Entwicklung waren und jetzt in manchen Fällen den Vorteil der direkten Unterstützung von Herstellern genießen", konnte er sich einen gewissen Seitenhieb vor allem auf die Aprilia-Teams nicht verkneifen.