17 Jahre in der Weltmeisterschaft in drei verschiedenen Klassen mit drei unterschiedlich talentierten Fahrern. Wir schwer ist es momentan für dich, das Team zu führen? Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Lucio Cecchinello: Ich kann es kaum glauben, dass schon wieder 17 Jahre um sind. Wenn man nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht, dann heißt das, dass du deinen Job liebst und es genießt. Ich habe großartige Erinnerungen an die Anfänge und natürlich auch bisher. Ich fühle mich glücklich, denn ich konnte mit sehr professionellen Technikern und sehr talentierten Fahrern arbeiten, die uns ermöglichten, unsere Beliebtheit zu erhöhen und hier mit unseren wertvollen Partnern anzureisen. Natürlich gibt es durch die Wirtschaftskrise mehr Schwierigkeiten als in der Vergangenheit und wenn du fühlst, dass du deine Ziele nicht erreichen kannst, dann musst du härter arbeiten, mit mehr Zielstrebigkeit und mehr Opfern. Mit ein bisschen Glück gibt es am Ende immer eine Lösung. Dank unseren Partnern, die ihr Vertrauen in unser neues Projekt gesteckt haben, und mit unserem Willen, uns zu verbessern, sind wir bereit, eine weitere Saison zu beginnen. Die MotoGP muss weiter neue Technologien Entwicklung und die Einführung der 4-Takt-Motoren war der Beginn einer neuen Ära. Ich denke, dass das CRT-Projekt ein verpflichtender Schritt nach vorn war, um anderen Teams die Chance zu geben, in der Königsklasse zu fahren und ich bin sehr zuversichtlich für die Zukunft.

Gibt es etwas in deiner Fahrerkarriere oder in deiner Rolle als Teammanager, das du bedauerst oder bereust?
Lucio Cecchinello: "Ich bin realistisch genug und nach dem europäischen Titelgewinn 1995 hätte ich auch gern den 125ccm WM-Titel gewinnen, aber beim Verfolgen dieses Ziels musste ich mich gegen sehr talentierte Fahrer durchsetzen. Ich bedauere oder bereue nichts als ehemaliger Fahrer, denn ich habe immer mein Bestes gegeben und wenn du deine Limits kennst, sagen die Leute, dass du eine sehr weise Person bist. Ein sehr guter Freund von mir sagte immer: "Lucio, denke daran, dass es im Leben sehr wichtig ist, nach vorn zu schauen, aber manchmal ist es auch notwendig zurückzublicken." Als Teammanager bin ich mit der Arbeit, die ich jeden Tag verrichte zufrieden, selbst wenn es heute härter ist als früher, aber ich bereue nichts."

Erst Fahrer und dann gelichzeitig Teammanager, dann Vollzeit-Teammanager. Alle wissen, dass du hart arbeitest. Ein Leben, das dem Rennsport gewidmet ist. Wie lange wirst du noch im Fahrerlager sein?
Lucio Cecchinello: "Ich bin eine glückliche Person, den jeden Morgen, wenn ich aufwache bin ich gespannt, wieder zur Arbeit zu gehen, denn ich mag meinen Job, auch wenn ich manchmal etwas mehr schlafen sollte. Ich könnte nie etwas anderes machen! Ich habe mich zu 100 Prozent dem Sport gewidmet und ich würde das LCR Team gern auf das MotoGP Podium bringen, wie es schon in der Vergangenheit in kleineren Kategorien geschehen ist. Wenn ich dann graue Haare habe, würde ich gern mit Honda zusammenarbeiten oder mit den Meisterschaftsorganisatoren, um diesen Sport zu verbessern, der mein ganzes Leben repräsentiert.

Lucio Cecchinello weiß, dass Stefan Bradl etwas Zeit brauchen wird, Foto: Milagro
Lucio Cecchinello weiß, dass Stefan Bradl etwas Zeit brauchen wird, Foto: Milagro

Wie siehst du die Zukunft der MotoGP?
Lucio Cecchinello: Ich lese viele Artikel/Kommentare, die die Zukunft des Sports mehr oder weniger positive sehen: aber ich will optimistisch sein und die Wahrheit ist, dass das MotoGP Publikum steigt, wenn man die Gesamtzahl an TV-Übertragungsnetzwerken betrachtet. Außerdem sind viele Rennstrecken außerhalb von Europa interessiert, Gastgeber einer MotoGP Veranstaltung zu sein: ich rede über Texas, Argentinien, Indien und weitere Orte, die momentan auf der Warteliste stehen oder mit der Dorna verhandeln. Unsere Aufgabe ist jetzt, die Show zu verbessern, die wir der Öffentlichkeit bieten, die Rennen mit mehr Überholmanövern spektakulärer zu machen, mehr Kämpfe und mehr Wettbewerbsfähigkeit. Das bedeutet meiner Meinung nach, dass wir einen Weg finden sollten, die Bikes für alle fahrbarer zu machen, um die Show zu verbessern und gleichzeitig sollten wir in neue hochentwickelte Technologien investieren, wo es notwendig ist. Zum Beispiel in die Entwicklung neuer Motoren mit weniger Auswirkungen auf die Umwelt, längere Haltbarkeit und Zuverlässigkeit und natürlich weniger Spritverbrauch, um die Bedürfnisse der Endverbraucher zu befriedigen.

Wie siehst du die Zukunft von Stefan Bradl?
Lucio Cecchinello: Es ist zu früh, um Vorhersagen zu machen, aber Stefan hat mich direkt mit seinem Können, schnell zu fahren, beeindruckt und auch mit seiner Reife, schließlich ist er noch so jung. Er ist clever, respektvoll und was ich an seiner Natur am liebsten mag: er ist ironisch und sehr witzig. In den Wintertests ist er bisher so gefahren, wie wir erwartet hatten und unsere Aufgabe, mit Honda zu kooperieren, ist jungen Talenten wie Stefan eine Hilfe, also hoffe ich, ihn schon bald unter den Top-Fahrern in der MotoGP zu sehen. Natürlich braucht Stefan Zeit, um sich an dieses Bike und diese Kategorie zu gewöhnen und wir sind hier, um ihm alles zu geben, was er während seines Lernprozesses braucht: deshalb haben wir ihn für zwei Jahre unter Vertrag.