Etwas mehr als zwei Monate sind vergangen, seit Marco Simoncelli beim MotoGP-Rennen von Malaysia tödlich verunglückt ist. Vor allem für seinen Vater Paolo war das Unglück damals ein schwerer Schlag, war er doch kurz danach bereits am Unfallort und half noch dabei, seinen Sohn in den Krankenwagen zu verladen. Wirklich verarbeitet hat er die Sache nach wie vor nicht. "Ehrlich gesagt, ich lebe noch nicht wieder. Wir machen jetzt weiter. Wir haben noch ein Kind großzuziehen. Wir müssen vor allem für sie weitermachen", erklärte er gegenüber der Zeitung La Stampa.

Dazu gehört auch, dass am 20. Januar, dem Geburtstag von Marco, in Coriano eine große Feier mit Komödianten und viel Unterhaltung über die Bühne geht. Die Rückkehr in den Motorsport fällt Simoncelli Sr. dafür aber um einiges schwerer. Die Betreuung eines jungen Fahrers reizt ihn vorerst nicht. "Momentan wäre es so, als ob man jene füttern will, die keinen Hunger haben. Ich hatte auch Angebote für die WM sowie einige Teams, die mit Kindern anfangen wollten. Aber es ist schwierig. Ich vermisse mein eigenes Baby", erklärte er.

Bessere Menschen

Dennoch versucht die Motorsportwelt, sich weiter um die Simoncellis zu kümmern. Marcos Freundin Kate ist etwa im Vermarktungsunternehmen von Valentino Rossi untergekommen, wobei Paolo meinte, dass sich wohl durch den Tod seines Sohnes einiges in der GP-Welt verändert hatte. "Viele haben mir gesagt, sie sind jetzt bessere Menschen geworden." Ob Valentino Rossi das auch sagt, weiß Paolo Simoncelli nicht, denn von ihm hat er lange nichts gehört, wobei er anmerkte, dass wohl alle einen Neuanfang probieren.

Falsch fand Simoncelli derweil, dass nach dem Tod seines Sohnes gleich wieder Stimmen aufkamen, die ein Ende des Rennsports forderten. "Das ist der gewöhnliche Unsinn. Seit ich klein war, wird so etwas gesagt, wenn jemand stirbt. Das sind Argumente, die keinen Sinn machen. In der heutigen Zeit ist die Sicherheit im Motorradsport enorm, leider gibt es immer Gefahr, wo es Geschwindigkeit gibt. Aber wenn jemand einen Film machen wollte, könnte er diese Szene [vom Unfall] 1000 Mal drehen und würde es nicht so hinbekommen", erklärte er.

Ziele sind wichtig

Trotz seines Verlustes bedauerte Simoncelli Sr. aber nicht, seinen Sohn in den Motorradsport gelassen zu haben. "Marco tat, was er mochte, und das mit voller Begeisterung. Er war glücklich", sagte er. Und er war beliebt. Paolo Simoncelli wunderte, dass noch immer so viel Anteilnahme zu spüren ist. "Wenn es etwas Gutes bringt, dann macht mich das stolz. Dennoch vermisse ich mein Kind sehr." Trotzdem würde er jedem Vater raten, sein Kind zu unterstützen, auch wenn es Motorradfahrer werden will. "Das Wichtige ist, dass dein Kind ein Ziel hat: ob es Arzt, Schuhmacher, Rennfahrer werden will, ist egal. Man darf es nur nicht sein Ziel verfehlen lassen. Wenn man ihm das wegnimmt, macht man es verletzlicher. Es gibt Risiken, wenn man nur auf die Straße geht. Man kann einem Kind seinen Traum nicht vorenthalten."