Jorge Lorenzo und sein Vater Chicho sprechen schon längere Zeit nicht mehr miteinander. Trotzdem meint eben der, sich gerade jetzt in die Sicherheits-Diskussion in der MotoGP einbringen zu müssen. Er forderte in einem offenen Brief, dass mehr getan werden muss und dass die Fahrer besser vorbereitet und härter bestraft werden müssen.

Sohn Jorge hat sich von den Aussagen seines Vaters schon länger distanziert und gemeint, dass ihn diese Äußerungen beschämen. Und trotzdem hat Chicho Lorenzo jetzt noch einmal nachgelegt und gebloggt. Hier der Brief in Auszügen:

"Der Tod von Marco Simoncelli hätte niemals passieren dürfen. Genau wie jeder Tod eines Athleten, der einen Sport ausübt, oder wie die anderen vielen vorzeitigen Tode, die jeden Tag passieren und die wir als ungerecht bezeichnen. Aber ich denke nicht, dass die richtigen Vorkehrungen getroffen wurden, für lange Zeit, man hat sich einfach schwer auf das Glück verlassen. Es war klar, dass ein solcher Vorfall früher oder später geschehen würde."

Faktoren eliminieren

"Die meisten schweren Unfälle sind meist das Resultat aus einer Kombination vieler Faktoren, welche, wenn sie einzeln auftreten, nicht gefährlich sein müssen. Man kann nicht all diese Faktoren eliminieren, denn manche sind dem Motorradsport angeboren, aber man kann diese Zahl immer auf ein Minimum senken. Das würde die Zahl der tödlichen Vorfälle senken."

Was man auf Phillip Island wohl gesagt hätte, wäre Casey Stoner für einen Sturz bestraft worden?, Foto: Milagro
Was man auf Phillip Island wohl gesagt hätte, wäre Casey Stoner für einen Sturz bestraft worden?, Foto: Milagro

"Der erste Faktor ist die mangelnde Vorbereitung oder zu wenig Training der Fahrer. Das beginnt schon mit dem Moment, wo sie sich eine Rennlizenz mit einer Kopie zweier Dokumente und zwei Passfotos kaufen können. Wenn wir die Stürze, die aufgrund technischer Probleme, Flüssigkeiten und Gegenständen auf der Strecke (wie bei Marc Marquez) passieren, ausschließen, bleiben Fahrfehler, schlechte Entscheidungen und Mangel an Kontrolle übrig. All das kann mit der richtigen Vorbereitung minimiert werden, die es derzeit nicht gibt und die nicht notwendig ist, um ein Racer zu werden. Wir müssen ein Filtersystem entwerfen, welches es nur den am meisten vorbereiteten Fahrern erlaubt, zu bestehen. Wir müssen Stürze und gefährliches Fahren bestrafen."

Gleich einmal disqualifizieren

"Eine Disqualifikation für das Rennen ist für manche Fahrer sehr hart und es ist eine gute Möglichkeit, ihnen einzureden, mit dem Stürzen aufzuhören oder sie davon abzuhalten, dass andere Stürzen. Ich weiß das aus Erfahrung. In Jorges Karriere hat die Strafe, die er 2005 in Japan bekommen hat, seine Mentalität komplett geändert. Bei den ersten Symptomen von Schwierigkeiten [bei Simoncelli] hätten die Alarmglocken läuten müssen, aber an Stelle dessen wurden diese Aktionen wiederholt, wurden immer klarer, und niemand handelte. Nur ein Fahrer [Jorge Lorenzo] hat sich über seine hohe Zahl an Fehlern und den häufigen Kontakt mit anderen beschwert und er wurde dafür fast gekreuzigt."

"Die Geschwindigkeiten und das Gewicht der Motorräder wurden stetig verbessert, aber manche Strecken wurden vor 30 oder 40 Jahren gebaut, wohingegen viele der modernen Pisten für die Formel 1 konzipiert wurden. Sie müssen Strecken entwerfen, bei welchen der Schwerpunkt auf der Fahrtechnik liegt, den Hubraum reduzieren und das Gewicht der Motorräder so weit es geht beschneiden. Es fehlt außerdem an einer Organisation, die die Interessen und Rechte der Fahrer vertritt, gerade bei deren Sicherheit."