Zugegeben, das MotoGP-Rennen am Sonntag in Montmelo nahe Barcelona war kein Thriller, tatsächlich war es so, dass die Fahrer an der Spitze nach wenigen Runden ihre Positionen innehatten und sich danach nicht mehr viel tat. Im Prinzip zeigte sich dort nur, dass jeder Fahrer seine Trainingsform im Rennen in etwa umsetzen konnte - von Marco Simoncelli einmal abgesehen. Dazu später etwas mehr.

Casey Stoner machte nur seine Arbeit, Foto: Milagro
Casey Stoner machte nur seine Arbeit, Foto: Milagro

Aber erst einmal zum Rennsieger Casey Stoner. Man könnte ihm den Vorwurf machen, das Rennen langweilig gestaltet zu haben, indem er vorne wegfuhr, aber immerhin wird er dafür bezahlt, so schnell wie möglich zu fahren. Dass er nur so Rennen gewinnen kann, ist allerdings eine falsche Annahme. Stoner musste schon oft genug kämpfen, Positionen gutmachen und gewann trotzdem. Zuletzt zeigte er das in Le Mans, als er nach dem Start erst einmal ein paar Fahrer überholen musste, bevor er dann zum Sieg fuhr - wenn niemand mit ihm mithalten kann, ist das nicht sein Fehler.

Was wäre ohne Regentropfen passiert?

Einzige Sorge war für ihn am Sonntag klarerweise der Regen, der sich aber nur mit wenigen Tropfen auf der Strecke zeigte und neben ein paar Runden unter äußerster Vorsicht nicht weiter ins Gewicht fiel. Eine möglicherweise interessante Erkenntnis blieb uns dadurch allerdings vorenthalten: wie weit voraus wäre Stoner gewesen, hätte er sein Tempo durchziehen können, ohne Angst vor möglichen feuchten Stellen zu haben?

Ben Spies kam endlich ohne Probleme durch ein Wochenende, Foto: Milagro
Ben Spies kam endlich ohne Probleme durch ein Wochenende, Foto: Milagro

Yamaha wird das egal gewesen sein. Jorge Lorenzo war beinahe an Stoner dran und das dürfte für eine gewisse Ermutigung gesorgt haben, immerhin werden Strecken kommen, die der M1 noch mehr in die Hände spielen. Außerdem konnte Yamaha die Tatsache feiern, dass Ben Spies dank neuer Radgabeln wieder ganz vorne mitspielte. Es lag aber nicht nur daran, endlich hatte der Texaner ein Rennwochenende ohne Eigenfehler oder Fehler des Teams, womit er im Rennen auch seine volle Leistung abrufen konnte. Legt man dem zugrunde, dass er nur 1,8 Sekunden hinter Lorenzo ins Ziel kam, könnte es doch noch zu einer netten Rivalität innerhalb des Teams kommen - zumindest auf sportlicher Seite, immerhin ist Spies nicht als Krawall-Macher bekannt.

Ducati nur ein schmales Tuch

Ducati schien ebenfalls einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben. Dank des neuen Motors und einer Verbesserung an der Front der Maschine kam Valentino Rossi der Spitze näher. Nun muss nur noch Traktion gefunden werden und es könnte regelmäßig Richtung Podest gehen - Siege sind allerdings wieder ein anderes Thema, wobei man Rossi nie außer Acht lassen kann, wenn er nur annähernd den Speed hat; siehe etwa Laguna Seca 2008. Das Problem ist momentan, dass die Ducati laut Rossi nur ein "kleines Tuch" ist. Damit meinte er, wenn man eine Seite abdeckt, etwa die Front, dann liegt eine andere Seite wieder blank und macht Probleme. Bei der 2012-Maschine sollen diese Probleme nicht bestehen, allerdings lässt sich ihr Konzept nicht auf die GP11 umlegen.

Marco Simoncelli war in Barcelona nicht gerne gesehen, Foto: Milagro
Marco Simoncelli war in Barcelona nicht gerne gesehen, Foto: Milagro

Und nun zum Fall Simoncelli. Sein erstes Problem war, dass er den Start verhaute und dadurch gleich einmal Positionen verlor. Dennoch musste man eigentlich erwarten, dass er alleine von der Pace her wieder nach vorne kommen würde. Doch Simoncelli wirkte unerwartet zahm, kam kaum nach vorne und schien nicht so aggressiv wie sonst. Fragen kamen auf, ob die Kontroversen der vergangenen Wochen ihn doch beeinflusst hatten. Der Fall könnte aber auch ganz anders gelagert sein. So könnte er einerseits wirklich versucht haben, das Rennen einfach sauber nach Hause zu bringen, andererseits könnte das Team den Benzinverbrauch auch konservativ berechnet haben, was ihm im Rennen die nötigen PS kostete.

Bradl weiter in Ausnahme-Form

Zu Stefan Bradl und seiner derzeitigen Form in der Moto2 gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Wie schwierig es ist, in dieser Klasse regelmäßig vorne mitzufahren, haben das vorige Jahr und die bisherigen Rennen in diesem Jahr gezeigt. Weltmeister Toni Elias war 2010 nicht so gut in die Saison gekommen. Neben Bradls Leistung war aber auch einiges los. Thomas Lüthi hatte Glück, sich bei seinem Sturz mit Yuki Takahashi nicht verletzt zu haben, Takahashi hatte Glück, von keinem anderen Fahrer erwischt worden zu sein.

Julian Simon hatte kein Glück, Foto: Milagro
Julian Simon hatte kein Glück, Foto: Milagro

Weniger glücklich war Julian Simon gewesen, der von einem etwas übermotivierten Kenan Sofuoglu aus dem Rennen geschoben wurde und sich dabei Schien- und Wadenbein brach. Dass die Rennleitung mit den Fahrern noch einmal wegen dieses Zwischenfalls sprechen will, ist richtig, wobei Simon dem äußeren Eindruck nach kein Vorwurf zu machen ist. Sofuoglu selbst fühlte sich nach dem Rennen auch schlecht und war ohne Kopfwäsche der Regelhüter reumütig genug. Er ließ sich sogar die Handynummer Simons geben, um sich persönlich zu entschuldigen.

Zarcos Strafe

Weniger Einsicht zeigte Johann Zarco bei den 125ern - zumindest nach außen hin. Er konnte nicht verstehen, warum er den Sieg verlor, weil er eine 20-Sekunden-Strafe bekam. Auf den ersten Blick wirkte sein Manöver auch eher wie ein harter Zweikampf. In der letzten Kurve drängte er sich innen bei Nico Terol rein und in der Rangelei zur Ziellinie wurde es eben etwas hektisch. Die Zeitlupe offenbarte aber, dass Zarco durchaus offensiv drängelte und Terol so auf die Wiese schickte, weswegen die Strafe wohl vertretbar, wenn auch etwas hart war - egal was Verschwörungstheoretiker bezüglich der Bevorzugung spanischer Fahrer in einer Weltmeisterschaft meinen, die von einem spanischen Unternehmen geleitet wird. Teamintern soll Zarco später selbst zugegeben haben, dass er einen Fehler gemacht hat.