Normalerweise wäre kein Rennfahrer der Welt zufrieden damit, wenn er in den Zeitenlisten am Ende des Feldes stünde, doch für Alvaro Bautista war das am Freitag in Estoril Nebensache. Der Spanier war nur glücklich darüber, lediglich sechs Wochen nach dem Bruch des linken Oberschenkels in Katar wieder im Einsatz zu sein. Im Laufe des Tages konnte der Suzuki-Pilot seine Zeiten auch durchaus steigern, es genügte allerdings nicht, um sich von der letzten Position zu lösen. Gleichzeitig merkte er, dass er fit genug ist, um den Rest des Wochenendes zu bestreiten, wobei er trotzdem noch etwas Hilfe von der Clinica Mobile brauchen wird.

"Ich bin sehr glücklich, denn niemand hat erwartet, dass ich nur etwas mehr als einen Monat nach dem Unfall wieder auf die Maschine steigen und fahren könnte", sagte Bautista. "Als ich meinen Oberschenkel brach, war es mein Ziel, hier zu fahren und ich habe sehr hart gearbeitet, damit das gelingt. Ich fuhr jeden Tag viele Kilometer zwischen Talavera und Madrid, um in die Überdruck-Kammer zu kommen und die nötige Physiotherapie zu machen - jetzt kann ich sagen, dass ich deswegen hier fahre."

Kein Risiko

Bei 100 Prozent war Bautista freilich noch nicht, da ihm im Bein noch Kraft fehlte, aber er fühlte sich am Freitag fit genug, um ordentlich zu fahren, die Maschine zu spüren und die für die MotoGP passenden Referenzpunkte anzusteuern. "Am Nachmittag war ich eine Sekunde schneller als am Morgen und mein Gefühl auf der Maschine war ähnlich - ich war nur zuversichtlicher, also konnte ich mehr pushen", berichtete der Spanier. Riskieren wollte er allerdings nichts, sondern einfach nur fahren und ein Gefühl finden. Da es aber mit jeder Ausfahrt besser ging, war er für den Rest des Wochenendes optimistisch.

"Jetzt ist mein Bein etwas steif, also muss ich mich erholen und am Abend etwas dran machen lassen, aber es hat sich nach der Session am Morgen schnell erholt, daher glaube ich nicht, dass es ein Problem wird. Ich denke, mein Körper erinnert sich daran, wie man eine MotoGP-Maschine fährt, mein Kopf ebenfalls, das ist also positiv", sagte ein dankbarer Bautista. Trotz der nicht berauschenden Zeiten gab es auch ein dickes Lob von Team Manager Paul Denning, der den Auftritt seines Fahrers am Freitag zu den besten Leistungen eines Suzuki-Fahrers in den vergangenen Jahren zählte.

Auf dem Weg zurück

Das machte er an dem Einsatz fest, den Bautista gezeigt hatte, um in so kurzer Zeit wieder auf der Maschine sitzen zu können. "Das ist einfach außergewöhnlich - er verdient Applaus für seinen Mut", betonte Denning. Da Bautista am Nachmittag keinen weichen Reifen einsetzte, der aber der schnellere war, waren die Zeiten für den Team Manager auch nebensächlich. Er verstand, dass der Spanier erst einmal Vertrauen fassen wollte, immerhin hatte die letzte Ausfahrt in Katar ja nicht so positiv geendet. "Die Entscheidung, an diesem Wochenende zu fahren, lag rein bei Alvaro und bislang hat sie sich als richtig erwiesen. Heute war der erste Schritt auf seinem Weg zurück zu einem konkurrenzfähigen Level."