In Japan gibt es im Moment wichtigere Dinge als Motorradsport - verständlicherweise. Nach Erdbeben, Tsunami und Problemen im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi stehen für die Menschen in jenem Land andere Dinge auf der Prioritätenliste.

Der Japan Grand Prix, der eigentlich für das Osterwochenende geplant worden war, ist daher schon auf den Oktober verschoben worden. Ein Prozedere, wie es aus der letzten Saison nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island schon bekannt ist. Doch die Situation dieses Mal ist eine andere, ja, viel schlimmere.

In der Türkei wurde meist vor leeren Zuschauerrängen gefahren, Foto: Rizla Suzuki
In der Türkei wurde meist vor leeren Zuschauerrängen gefahren, Foto: Rizla Suzuki

Die Piste von Motegi hat zum einen durch das Erdbeben gelitten und zum anderen liegt sie zwischen der Hauptstadt Tokio und dem Krisen-Kraftwerk von Fukushima ziemlich genau in der Mitte. Klarerweise stößt es nicht gerade auf Jubel im Fahrerlager, wenn die Beteiligten des Motorrad Weltmeisterschafts-Zirkus in der Nähe dieses Gebiets fahren sollen.

Motegi gehört dem Honda-Konzern und für diese wäre es sicher ein Leichtes, die Erdbeben-Schäden zu reparieren. Doch die Prioritäten müssen anders gelegt werden und der Hersteller will außerdem sein Gesicht bewahren. In der Bevölkerung wäre es unangesehen und kritikwürdig, wenn Geld in die Anlage gesteckt würde, während Tausende Landsmänner obdachlos sind.

Bis Oktober ist noch eine Weile hin, aber fraglich ist, ob sich die Situation in Japan dann grundlegend geändert haben wird. Daher steht mittlerweile die Piste von Istanbul im Raum, um den Grand Prix nicht ganz ausfallen zu lassen. In der Türkei wurde schon zwischen 2005 und 2007 gefahren, lediglich die Zuschauerströme hielten sich dort in Grenzen. Aber das kennt man zum einen auch von anderen Strecken und zum anderen hätten die Türken mit Kenan Sofuoglu jetzt auch einen Lokalmatadoren in der Moto2 am Start, der als zweifacher Supersport-Weltmeister zu den besten Rennfahrern der Welt gehört.

2004 gewann beim letzten Auftritt der MotoGP in Rio der Japaner Makoto Tamada, Foto: Gauloises Racing
2004 gewann beim letzten Auftritt der MotoGP in Rio der Japaner Makoto Tamada, Foto: Gauloises Racing

Expansion in weitere Länder geplant

Abgesehen von den Ersatz- und Streichungsplänen mit Japan und der Türkei, gab es im Fahrerlager von Jerez auch Pläne zu hören, wonach die FIM und die Dorna auf der Suche nach weiteren Austragungsorten sind. Dabei fielen in der Vergangenheit schon einige Male die Länder Indien und Abu Dhabi. Auch Russland und die Ukraine dürften in der Zukunft interessant werden.

"Die Industrie braucht Rennen in Ländern mit großem Absatz", erklärte FIM-Präsident Vito Ippolito. "Indonesien ist auch wichtig, genauso wie Brasilien. Aber das Problem in Brasilien und Argentinien ist es, eine passende Strecke zu finden." In Argentinien fand zuletzt 1999 ein Grand Prix in Buenos Aires statt, das 500ccm-Rennen gewann damals Kenny Roberts Jr.; in Brasilien war die Motorrad-Weltmeisterschaft 2004 zum letzten Mal auf der Piste von Rio unterwegs und das MotoGP-Rennen wurde vom Japaner Makoto Tamada gewonnen.