Der Japaner Masao Furusawa zeichnete in der Verbindung aus Yamaha und Valentino Rossi über die Jahre hinweg maßgeblich für die Entwicklung und den Erfolg verantwortlich. Er war es auch, der als Erster das Prinzip des BigBang-Motors an den Start brachte. Allerdings gab es - neben den unzähligen Erfolgen - auch Rückschläge.

Furusawa wird sich aus der MotoGP zurückziehen und ab März bei Yamaha nur noch beratende Tätigkeiten ausführen. Dann geht er ganz in Rente. Doch vorzuwerfen hat er sich nichts, denn er führte Yamaha zurück auf die Erfolgsspur. Daran erinnert er sich auch gern. Aber der Japaner ist auch ehrlich genug, um Fehler einzugestehen.

"2004 und 2005 gewannen wir und es war eine erfolgreiche Erfahrung", sagte er gegenüber Crash.net. "Aber danach kamen zwei Jahre der Fehler. Dann drei Jahre des Erfolges mit der Triple-Krone. Darum fühle ich mich wohl, wenn ich hier gehe." Dass Yamaha in 2006 und 2007 den WM-Titel an Nicky Hayden auf Honda und Casey Stoner auf Ducati verlor, schmerzt ihn schon noch ein wenig.

Aber das war damals auch eine Zeit, in welcher Furusawa seinen Posten schon einmal aufgeben wollte. Da war die Zeit dafür aber noch nicht reif. Jetzt geht er im Wissen, die Yamaha zum besten Motorrad gemacht zu haben. Dennoch bremst der bald 60-jährige ein. "Wir dürfen nicht Arrogant sein. Wenn wir auf etwas hinab blicken, dann gibt es die Chance, das Spiel zu verlieren, denn alle Wettstreiter sind so, so entschlossen zu gewinnen. Das ist die Art von Nachricht, die ich den Leuten hier überbringen will."

Die technischen Entwicklungen

Denkt Furusawa an die Anfangszeit seiner Rolle in der MotoGP zurück, dann überkommt ihn auch ein kleines Schaudern. Er übernahm den Posten zur Saison 2003 hin und stand vor dem 2002er Modell - mit Vergaser. "Für 2003 empfahl ich einen Wechsel vom Vergaser zu einem Einspritzsystem und zu kettengetriebenen Nockenwellen."

Doch Furusawa hatte vor seinem Amtsantritt noch kein Motorradrennen gesehen, kam völlig unbefangen in das Fahrerlager. "Ich bin Probleme immer als eine Art Außenseiter angegangen, als ein Gutachter, der das, das und das empfiehlt. Aber es zu tun, ist anders. Es war so ein großer Schock, als ich in 2003 in die MotoGP sprang. 'Wow! Das ist alles in meiner Verantwortung!' Und die Resultate in diesem Jahr waren schrecklich. 2003 war die Hölle."

"Ich dachte, dass viele Dinge falsch seien, aber ich war neu im Rennsport, darum waren es nur meine eigenen Ideen aus logischem Denken, Analyse und Erfahrung. Die Realität ist nicht unbedingt dasselbe. Darum waren einige Leute skeptisch. Sie schauten mich an und dachten: 'Wir verstehen was du sagst, aber die Realität ist anders.'"

Furusawas Hauptaufgabe war es also zunächst, die Racing-Abteilung auf seine Seite zu ziehen, sodass alle an einem Strang zogen und in die gleiche Richtung arbeiteten. Dazu musste ein Trick her. "Ich kam mit einer ziemlich guten Idee daher - mit einer versetzten Kurbelwelle", erinnert sich Furusawa noch heute daran, wie er den Weg für den BigBang-Motor ebnete. "Und dann, kurz nachdem ich in die MotoGP kam, begann ich mit dem Design. Ein halbes Jahr später war der erste Prototyp auf der Piste neben dem Yamaha-Hauptquartier unterwegs."

Dort haben natürlich alle zugeschaut. "Das erste, was der Testfahrer sagte, war: 'Dieses Motorrad fühlt sich langsam an.' Daher schauten alle auf mich und dachten: 'Hmmm. Du bist der Typ, der sich das ausgedacht hat...' Und dann sagte er: 'Aber die Rundenzeit ist so schnell. Es fühlt sich nur langsam an, weil es sehr sehr leicht und stabil ist.'" Das sei um die Weihnachtszeit 2003 gewesen, als bereits fest stand, dass Rossi von Honda zu Yamaha überlaufen würde.

Rossi gab Furusawa recht

Und als dieser Rossi dann diese Yamaha mit dem BigBang-Motor von Furusawa erstmals fuhr, gab der Italiener dem Japaner recht. "Er fuhr das Motorrad mit der versetzten Kurbelwelle für fünf oder sechs Runden und kam dann zurück und sagte: 'Das Motorrad ist das beste'. Auch wenn es langsam war, weil es nicht so viel Power hatte."

Doch Furusawa hatte von Anfang an nicht nur auf eine Lösung gesetzt. Damals brachte er unterschiedliche Motoren mit. Vierventiler, die gängigen Fünfventiler, konventionelle Kurbelwellen und seine versetzte. "Und er zeigte auf das Motorrad mit der versetzten Kurbelwelle und mit vier Ventilen", freut er sich noch heute über die Entscheidung Rossis.

"Vorher hatten alle Angst, sich den neuen Motor anzuschauen, denn Yamaha war lange Zeit mit fünf Ventilen erfolgreich", erinnert er sich an die internen Probleme der Rennabteilung von Yamaha. "Die Leute sagten: 'Wie kannst du das Fünfventilsystem wegwerfen?' Ich sagte: 'Es ist ein sehr interessantes System. Es macht in einem Serienmotorrad sehr viel Spaß, aber bei den Anforderungen im Racing macht es keinen Spaß. Spaß ist ok, aber die erste Sache, die wir tun müssen, ist gewinnen. Das Problem, welches wir haben, ist, dass Yamaha seit über zehn Jahren dieses Spiel verliert. Darum brauchen wir Veränderung.'"

Und genau deswegen entschied man sich damals dann eben für vier Ventile und die versetzte Kurbelwelle. "Aber es war auch ein brandneues Motordesign, weshalb die Power so langsam war. Aber abgesehen davon, zeigte Valentino auf diesen Motor und sagte: 'Das ist er'. Als Valentino den Daumen hoch für die vier Ventile und die versetzte Kurbelwelle gab, wussten alle, dass es der Weg nach vorn war und alle arbeiteten in die gleiche Richtung."

"Wir hatten nicht viel Zeit. Nur zwei Monate bis zum Rennen in Südafrika. Darum schulde ich Valentino ein richtig große Danke, dass er eine klare und korrekte Wahl traf", resümierte Furusawa weiter. Es sei auch Rossi gewesen, der die restliche Yamaha-Truppe auf die Seite Furusawas zog. Wie der Japaner glaubt, seien nach den ersten Testfahrten nur rund 50 Prozent der Mannschaft hinter seiner Idee gestanden, die anderen folgten erst, als Rossi sein ok gab. Erst dann hätten alle zusammen in eine Richtung gearbeitet, es sei ein Team entstanden und das habe den Grundstein für die vielen Erfolge gelegt. "Wenn Valentino nicht zu Yamaha gekommen wäre, wäre ich vielleicht gehängt worden", lachte Furusawa.