Masao Furusawa war maßgeblich an den Siegen und WM-Titeln von Valentino Rossi auf Yamaha beteiligt, denn er war der Ingenieur hinter der M1. Er holte den Italiener zum japanischen Werk, führte ihn zum Erfolg, machte aber auch Fehler, wie er eingestand. Doch nachdem Rossi nun zu Ducati abgewandert ist, zieht sich Furusawa auch aus der MotoGP zurück.

"Ich habe noch anderthalb Monate, ehe ich in Rente gehe", so der Japaner gegenüber Crash.net. "Wir hatten in den letzten paar Jahren viele Diskussionen, eine war, ob ich aufhören sollte. In den letzten paar Monaten hat mich der Präsident von Yamaha Motors gebeten, meinen Job weiter zu machen. Und ich sagte 'Nein'."

Furusawa dachte sich einige Finessen aus, die zum Erfolg führten., Foto: Milagro
Furusawa dachte sich einige Finessen aus, die zum Erfolg führten., Foto: Milagro

Furusawa habe sich schon zu lange in der MotoGP getummelt, wie er selbst glaubt. "Ich habe wirklich nicht erwartet, jetzt noch hier zu sein, als ich 2003 damit anfing", meinte er weiter. "Zu dieser Zeit litt Yamaha, wir hatten die Weltmeisterschaft zehn Jahre lang nicht mehr gewonnen, darum wurde ich in die Verantwortlichkeit der MotoGP gebracht, um alles zu ändern. Ich dachte, dass ich maximal fünf Jahre da sein würde. Aber ich machte in 2006 und 2007 einen großen Fehler und Valentino war so verärgert."

Das war, als Furusawa sich schon einmal etwas vom Rennsport etwas zurückziehen wollte. "Valentino war so traurig, er wollte mich zurück an der Strecke. Darum entschied ich, wieder zurückzukommen und seit dem blieb ich."

"Weißt du, ich war vor 2003 ein wirklicher Amateur, was den Rennsport anging. Ich hatte noch nie ein Rennen gesehen. Zuvor habe ich meinen Job immer innerhalb von Yamaha Motors gewechselt, denn manchmal gab es in der Firma Schwierigkeiten und sie schickten mich immer dort hin, wo ich gebraucht wurde."

Zur Ruhe setzen

Masao Furusawa ist zum Nachdenken gekommen. "Das Leben ist kurz. Mein Stiefvater starb mit 75 und ich werde diesen Monat 60 Jahre alt", sinnierte Furusawa. "Ich habe also vielleicht noch 15 Jahre, bevor ich sterbe. Ich habe viele Hobbys, aber mit dem Rennsport habe ich keine Zeit, die zu genießen. Darum ist nun die Zeit, meine Karriere zu beenden."

Der 24. März sei derweil das Datum, auf welches man sich zur Pensionierung Furusawas festgelegt hat. "Einige Jungs waren dagegen, dass ich aufhöre, aber ich sagte: 'Ich habe genug getan!' Dann werde ich noch ein Jahr als Berater für Yamaha fungieren, aber ein Berater ist kein beschäftigter Mann."

Die Motorradrennen wird Furusawa aber weiter verfolgen, wenngleich mehr als Hobby. Bei den Tests in Sepang und Katar wird er noch dabei sein. Aber danach geht es gleich wieder zurück nach Japan. "Ich werde das Rennen von Katar im TV oder im Internet sehen und dazu ein Bier trinken!"

"Das wird das erste Mal, dass ich die MotoGP als Fan genießen kann, ohne Verantwortungen", freut er sich jetzt schon auf den gemütlichen Fernsehabend. "Auch wird es dieses Jahr sehr konkurrenzfähig - Casey Stoner bei Honda, Valentino Rossi bei Ducati und Jorge Lorenzo bei Yamaha." Und das sei besser, denn letztes Jahr fand er die Saison zu langweilig. Der Grund dafür? "Yamaha war zu stark!"

Furusawa fand die Racing-Saison 2010 etwas langweilig - die Yamaha war zu gut., Foto: Milagro
Furusawa fand die Racing-Saison 2010 etwas langweilig - die Yamaha war zu gut., Foto: Milagro

"Das war für mich natürlich gut, denn ich war in das Yamaha MotoGP-Projekt stark involviert. Aber dieses Jahr werde ich nur ein Berater von Yamaha sein." Und dieser Posten sei etwas ruhiger, auch wenn er sich dennoch hauptsächlich um den Rennsport drehen würde. Mehr Zeit aber soll in seine Hobbys fließen. Und davon hat er eine ganze Menge. "Motorrädern, Autos, Schneemobile, ATVs, Wasserfahrzeugen, Hochseefischerei, Bildhauerei, Zeichnen, Malen… Ich werde trotzdem zu tun haben."

Der Verfrühte Rücktritt

In den Jahren 2006/2007 versuchte Furusawa schon einmal, sich aus der MotoGP-Verantwortlichkeit bei Yamaha zurückzuziehen. Doch das sei zu früh gewesen, wie er heute bedauert. In jenen Jahren gingen die WM-Titel nämlich nicht an Rossi auf Yamaha, sondern an Nicky Hayden auf Honda und Casey Stoner auf Ducati. "Es war etwas zu früh, bei Seite zu treten", meint Furusawa heute.

"Ich habe viel aus meinen eigenen Fehlern gelernt! Jetzt bin ich ziemlich zuversichtlich, dass ich mein Wissen und meine Technologie anderen Chefs übertragen kann, um Yamaha am Siegen zu halten", beschreibt er, das jetzt der richtige Zeitpunkt sei.

Technik wird auch im Ruhestand Rolle spielen

Trotz des Ruhestandes wird sich Furusawa von Motoren, Technik und Schrauben nicht ganz trennen können. Er verriet, dass vor allem sein Auto einiger Arbeiten bedarf. "Ich mag das technische immer noch sehr. Auf meine eigene Visitenkarte schreibe ich 'Sachbearbeiter und Ingenieur'. Ich stufe immer herunter, denn vor ein paar Jahren war ich 'Chefingenieur' und jetzt steht nur noch 'Ingenieur'! Fast alle meine Hobbys haben etwas technisches."

Aber Furusawa ist nicht nur einer, der mit ölverschmierten Händen in einer Garage herumdümpelt. Er hat auch eine künstlerische Ader. "Ich bin auch Maler und Cartoon-Zeichner und ich will mehr Zeit damit verbringen, 3D-Modelle mit Computergrafik zu fertigen, genauso aber auch wie richtige Holzfiguren zu schnitzen. Zur gleichen Zeit will ich Ski- und Schneemobil fahren. Ich habe viele Dinge zu tun. Ich habe mein Leben genossen und ich will es in der Zukunft auch genießen."