Natürlich war es erst der erste Test des Jahres 2011 und die Resultate dessen sind an manchen Punkten noch mit Vorsicht zu genießen. Nichtsdestotrotz lohnt es sich aber, einmal genauer hin zu sehen und auch zwischen den Zeilen zu lesen, was die Saison bringen könnte.

Überraschte mit der Bestzeit: Marco Simoncelli., Foto: Milagro
Überraschte mit der Bestzeit: Marco Simoncelli., Foto: Milagro

Einzelanalyse Ränge 1 - 5

Marco Simoncelli: Sicher hat man damit gerechnet, dass der Italiener in seiner zweiten Saison stärker sein wird, als im Vorjahr. Doch die absolute Bestzeit beim ersten Test verblüffte dennoch einige. Klar, es ist eine Testbestzeit und davon kann er sich nicht einmal eine Ananas kaufen, aber dennoch sollte das das Selbstvertrauen stärken. Er weiß nun, dass er mit der Gresini-Honda die Werksleute niederringen kann. Fraglich ist weiter sein Fitness-Zustand, denn nach der Rennsimulation vom Donnerstag meinte er, ausgelaugt zu sein.

Dani Pedrosa: Dass der Spanier ein starker Fahrer ist, braucht eigentlich nicht noch einmal hervorgehoben werden. Er knüpfte nahtlos an seine Leistungen von vor der Japan-Verletzung im letzten Jahr an und wird sicher wieder zu den Titelanwärtern gehören - wenn er denn 2011 einmal verletzungsfrei bleiben sollte.

Casey Stoner: Erwartungsgemäß stark. Der Australier kommt mit der Honda sofort gut klar und ist bei der Musik dabei. Allerdings bewies er auch, dass es eben keine Ducati braucht, um zu stürzen. Das muss er in den Griff bekommen, denn bei der enormen Leistungsdichte an der Spitze, welche für dieses Jahr zu erwarten steht, darf er sich solche Fehler im Rennen nicht mehr erlauben. Der Speed aber stimmt.

Jorge Lorenzo: Der Weltmeister wurde in der Kombination der drei Tage Vierter, lag aber nicht einmal eine Zehntel hinter der absoluten Bestzeit. Mit ihm ist definitiv weiter zu rechnen, er ist der gejagte. Außerdem hat Yamaha über den Winter immens weiterentwickelt. Ob das aber reichen wird? Honda ist wild entschlossen, noch einen 800ccm-Fahrertitel abzustauben und drei RC212V an der Spitze des Feldes bewiesen das ganz eindeutig. Sorgen braucht sich Lorenzo aber dennoch nicht machen, denn er hat die Konstanz und vor allem nun auch die Erfahrung und Ruhe, auch mal zurückzustecken und Punkte mitzunehmen.

Andrea Dovizioso: Stand beim ersten Test klar im Schatten seiner Teamkollegen Pedrosa und Stoner und am Ende sogar in dem von Lockenkopf Simoncelli. Dovizioso dürfte sich bewusst sein, dass er in 2011 um seinen Job in der Werksmannschaft fährt und dass das nicht einfach wird. Allerdings konzentrierte er sich in Sepang auch auf etliche Test- und Erprobungsaufgaben.

Spies wurde schon wieder schneller., Foto: Milagro
Spies wurde schon wieder schneller., Foto: Milagro

Einzelanalyse Ränge 6 - 10

Ben Spies: Der kühle Denker klassierte sich als Sechster, verlor aber auch nicht viel auf die Spitze. Zweieinhalb Zehntel sind nicht die Masse und der US-Amerikaner weiß, dass es bei einem Test um nichts geht. Er wird 2011 das ein oder andere Mal die Etablierten an der Spitze ärgern. Das hat er auch bei diesem Test unterstrichen.

Hiroshi Aoyama: Da wird sich ein gewisser Marco Melandri aber gerade fragen, was denn da los ist. Aoyama holte die siebtbeste Testzeit und verlor nur runde sechs Zehntel auf seinen Teamkollegen an der Spitze. Der Japaner ist gut drauf, wollte sich selbst beweisen, dass er es kann. Mit etwas Glück kann man auch von ihm mit Überraschungen im Saisonverlauf rechnen.

Nicky Hayden: Über die drei Tage hinweg steigerte sich Hayden um zwei Sekunden, doch war ihm das klar noch zu wenig. Der beste Ducati-Pilot gewesen zu sein, ist ein schwacher Trost. Als Kämpfer bekannt, verliert Hayden aber die Nerven noch nicht. Klar wollte er gern weiter vorn stehen, aber schließlich war es auch erst der erste Test.

Colin Edwards: Selten hat sich Colin Edwards so euphorisch über die Verbesserungen an der Yamaha gezeigt, wie nach diesem ersten Test in Sepang. Rang neun war zwar sicher nicht die Platzierung, auf welcher sich der US-Amerikaner gern gesehen hätte, aber dennoch zeigte er sich kämpferisch. Die Top Sechs in der Endabrechnung 2011 seien sein Ziel.

Alvaro Bautista:Gute Steigerung an den ersten beiden Tagen, Aussetzen am dritten. Bautista litt unter Magenproblemen und daher wurde dann Nobby Aoki auf die Strecke geschickt. Insgesamt reichte es zu Rang zehn und wenn er denn hätte am dritten Tag fahren können, hätte sich der Spanier sicher noch mal gesteigert. Er will 2011 konstant in die Top Ten, dafür legte er einen guten Auftakt hin. Bei Tests war Suzuki ohnehin immer stark.

Rossi steigerte sich einmal mehr, lässt sich aber noch nicht in die Karten kucken., Foto: Milagro
Rossi steigerte sich einmal mehr, lässt sich aber noch nicht in die Karten kucken., Foto: Milagro

Einzelanalyse Ränge 11 - 15

Valentino Rossi: Schmerzen hin oder her. Der Aufwärtstrend beim Italiener auf der Ducati ist erkennbar. Rund 1,1 Sekunden fehlten noch auf Landsmann Simoncelli, aber über den Test hinweg gab es eine Steigerung von anderthalb Sekunden. Ducati hat weitere Informationen gesammelt und wird nun fleißig weiter bauen und entwickeln. Und eines ist auch klar: Ganz in die Karten kucken lässt sich The Doctor jetzt noch nicht.

Hector Barbera: Fast eine Sekunde schneller als im letztjährigen Qualifying, aber der Rückstand nach vorn ist bei rund 1,3 Sekunden geblieben. Dafür aber wurde er bester Ducati-Satelliten-Fahrer. Dennoch dürften großartige Steigerungen zum Vorjahr von ihm weiter nicht zu erwarten sein.

Loris Capirossi: Wenigstens am letzten Testtag konnte er seinen neuen Teamkollegen bei Pramac, Randy de Puniet, schlagen. Mit Rang 13 stand er aber nicht sonderlich viel besser da, als auf Suzuki. Vermutlich wartet auch er noch auf die großen Ducati-Updates, angeschoben von Landsmann Rossi.

Randy de Puniet: Lacht sich sicher irgendwie ins Fäustchen und beißt sich dabei zeitgleich in den Hintern. Lachen deswegen, wie kläglich Toni Elias auf "seiner" LCR Honda aussah und in den Hintern beißen, weil er sieht, wie gut Honda dieses Jahr da steht. Aber nun muss er mit der Pramac Ducati klar kommen. Und das scheint noch nicht ganz so zu laufen.

Kosuke Akiyoshi: Als Testfahrer von Honda verdammt gute Leistung. Mit nicht einmal zwei Sekunden Rückstand auf die Bestzeit liefert der Japaner der HRC in jedem Falle brauchbare Daten. Der Sturz vom Donnerstag war allerdings unerfreulich, sicher hätte auch Akiyoshi sich noch steigern können.

Karel Abraham fuhr stark und lernte die Ducati weiter kennen., Foto: Milagro
Karel Abraham fuhr stark und lernte die Ducati weiter kennen., Foto: Milagro

Einzelanalyse Ränge 16 - 18

Karel Abraham: Der Geheimtipp für die Überraschungen 2011 hat dies schon beim ersten Test wieder unterstrichen. Der Tscheche steigerte sich um fast zwei Sekunden. Der große Sprung liegt nun aber noch vor ihm: Die letzten zwei Sekunden nach ganz vorn. Aber daran ist in der ersten Saison sicher noch nicht zu denken.

Cal Crutchlow: In der Ruhe liegt die Kraft. Zwar wurde der Brite vorletzter der aktiven MotoGP-Piloten, aber auch er steigerte sich kontinuierlich. Zwischen Dienstag und Donnerstag standen 1,2 Sekunden und der erste Sturz. Auch Crutchlow kämpft noch mit seiner Schulterverletzung. Er hat definitiv noch nicht alles gezeigt, was er kann.

Toni Elias: Beim Moto2-Weltmeister scheiden sich die Geister. Er selbst meint auf einem guten Weg zu sein und schob das schlechte Abschneiden als Letzter auf seine Grippe. Irgendwie klingt es bei ihm schon jetzt, als würde er nach Ausreden suchen. Besonders peinlich ist, dass er fast eine halbe Sekunde auf den Honda-Testfahrer Akiyoshi verlor. Peinlich war der letzte Rang auch, weil die Honda dieses Jahr das Motorrad zu sein scheint, welches es zu schlagen gilt. Und auf so einem Bike sitzt Elias. Die Frage dürfte sein, wie lange sich Lucio Cecchinello das wirklich mit ansehen wird.

Die Testergebnisse im Überblick:

Fahrer Dienstag Mittwoch Donnerstag
Simoncelli02:02,29502:01,52202:00,757
Pedrosa02:02,02402:00,77002:01,241
Stoner02:01,57402:01,43402:00,811
Lorenzo02:01,97702:01,56302:00,945
Dovizioso02:02,50702:01,51202:00,945
Spies02:02,33202:01,50802:01,002
Aoyama02:02,48302:01,50802:01,353
Hayden02:03,50802:02,37902:01,534
Edwards02:02,51402:01,72202:01,651
Bautista02:02,42202,01,687-
Rossi02:03,36502:02,59702:01,842
Barbera02:03,76702:02,09302:02,030
Capirossi02:03,69502:03,04702:02,057
De Puniet02:03,15202:02,42602:02,159
Akiyoshi02:03,22402:02,61902:03,452
Abraham02:04,47002:03,46602:02,645
Crutchlow02:04,00902:03,04702:02,717
Elias02:04,23802:04,02602:02,916
Yamaha T102:04,71702:04,14202:02,965
Yamaha T202:05,23502:03,91002:03,621
Aoki--02:04,700

* Persönliche Bestzeiten sind fett markiert