Casey Stoner wird es in 2011 zu schlagen gelten., Foto: Milagro
Casey Stoner wird es in 2011 zu schlagen gelten., Foto: Milagro

Das neue Jahr ist gerade ein paar Stunden alt und damit rückt der Saisonauftakt in der Motorradwelt auch etwas näher - wenngleich hierzulande noch mit Schnee, Eis und Kälte zu kämpfen Vorrang hat und das Bike wohl noch etwas in der Garage dahinschlummern wird.

Und dennoch lohnt es sich 2011 mehr als sonst, auf die kommende Saison vorauszublicken. Denn durch die ganzen Wechsel - allen voran Valentino Rossi zu Ducati und Casey Stoner zu Honda - kommt ordentlich neuer Schwung in das Fahrerlager der Motorradweltmeisterschaft. Und auch wenn es Yamaha sicher erst einmal schmerzt, das Hauptsponsor Fiat weg ist, dürfen sich die Fans endlich über neue Farben und Lackierungen freuen.

Am meisten gespannt bin ich persönlich auf Stoner. Auf der Honda könnte er alles in Grund und Boden fahren - oder weiter runter purzeln, wie er es auch auf der Ducati gern getan hat. Doch insgesamt gilt die Honda schon als fahrbarer als die Desmosedici - zumindest bis jetzt.

Als Stoner seinen Wechsel zu Honda bereits Mitte des Jahres verkündete, wagte ich schon meine Weltmeisterwette 2011 - und setzte 50 Euro auf den Australier. Nun, Wettspiele beinhalten immer ein Risiko, doch Stoner ist für mich derjenige, auf den man 2011, im letzten Jahr der 800er, besonders aufpassen sollte.

Doch auch einen Jorge Lorenzo gilt es unter Kontrolle zu bekommen. Der Spanier hat sich 2010 immens gesteigert, den ersten WM-Titel eingefahren und damit natürlich auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen getankt. Und seine Motivation Rennen und Titel zu gewinnen dürfte darunter nicht gelitten haben.

Randy de Puniet auf Ducati: Hoffen auf Rossis Entwicklungskünste., Foto: Milagro
Randy de Puniet auf Ducati: Hoffen auf Rossis Entwicklungskünste., Foto: Milagro

Die Lawine Rossi

Valentino Rossis Wechsel zu Ducati löste und löst noch immer Lawinen aus. Zum einen ist die Ducati nun das begehrteste Motorrad im Fahrerlager und zum Anderen sind alle gespannt, wie sich der Italiener auf dem italienischen Motorrad schlagen wird. Wird er sich ein weiteres Denkmal setzen? Wird er schon in der ersten Saison auf Ducati Siege einfahren? Und wird er um die Titelvergabe mitreden? Ich sage zu allem: Ja.

Natürlich wurden nach den ersten Testresultaten von Valencia enttäuschte Stimmen laut, dass es Rossi wohl doch schwer auf der Ducati haben würde. Doch wer den Italiener kennt der weiß auch, dass Rossis erste Tests noch nie rühmlich verlaufen sind. Bei seiner ersten Ausfahrt auf einer 125er in Italien presste er die Maschine innerhalb kürzester Zeit gleich zwei Mal, bei seinem ersten Ferrari-Test stand er nach nur wenigen Metern im Kies. Und auch die erste Ausfahrt auf der Yamaha verlief nicht ganz nach Geschmack. Und außerdem hat beim Testen noch nie einer einen Blumentopf gewonnen.

Was er will, wird gemacht - Rossi bei Ducati., Foto: Milagro
Was er will, wird gemacht - Rossi bei Ducati., Foto: Milagro

Bei Ducati wird man sich ins Zeug legen, so viel ist sicher. Und wenn Rossi etwas will, dann bekommt er es auch. Die Rennsportabteilung wird sich dem Superstar komplett unterordnen, er wird den Takt in der Entwicklung angeben und die Ducati, wie die Yamaha, zu einem Siegermotorrad für alle machen.

Und genau auf diesen Zug sind Loris Capirossi und Randy de Puniet im Pramac-Team aufgesprungen. Capirossi ist auf der 800er-Werks-Ducati schon einmal sang und klanglos untergegangen und de Puniet dürfte das gleich hoffen, wie sein neuer italienischer Teamkollege: Von Rossis Entwicklung profitieren.

Faktor Entwicklung

Das große Argument für oder gegen Jorge Lorenzo ist im Moment, dass es sich nun zeigen muss, ob er ein Motorrad entwickeln kann. Aber kommt es wirklich so darauf an? Klar ist Entwicklung und Fortschritt wichtig, aber im Endeffekt sind es ja die Ingenieure die die Aussagen ihrer Fahrer einschätzen, auswerten und vor allem verwerten müssen. Und wenn ein Motorrad kleine Zicken macht, dann kann man die auch umfahren - siehe Ben Spies.

Spies kann kleinere Probleme am Motorrad auch umfahren., Foto: Milagro
Spies kann kleinere Probleme am Motorrad auch umfahren., Foto: Milagro

Der US-Amerikaner gewann 2009 als Rookie die Superbike Weltmeisterschaft auf einem Motorrad, welches alle damals für das große Überflieger-Bike hielten. Doch dieses Jahr zeigten Cal Crutchlow und James Toseland nicht annähernd starke Leistungen wie Spies. Und auch auf der Tech 3-Yamaha konnte er die Problemchen umsteuern und zwei Mal auf das Podest fahren. In diese Region kam Teamkollege Colin Edwards in 2010 nicht einmal annähernd.

Überraschungen und Enttäuschungen

Die Überraschung des Jahres wird für mich von Karel Abraham kommen, so viel ist sicher. Der Tscheche fährt zwar nur aufgrund der dicken Brieftasche des Papas in der MotoGP, doch glaube ich, dass wenn er sitzen bleibt, im guten Mittelfeld zu finden sein wird.

Raten Sie mal, wo Toni Elias stark sein wird..., Foto: Honda
Raten Sie mal, wo Toni Elias stark sein wird..., Foto: Honda

Und die Enttäuschung des Jahres wird für mich von Toni Elias kommen. Einem Mann, der vor einem Jahr nach etlichen MotoGP-Saisons in die Moto2-Klasse abstieg und dort aufgrund seiner Erfahrung dieses Jahr den Titel holte. Die zwei stärksten Rennen des Spaniers in der kommenden Saison? Nun, Brünn und Estoril. Auf diesen Strecken war er immer stark und wird es auch sicher wieder sein. Ansonsten wird er Ausreden suchen. Erinnert sich noch wer, was er nach seinem "Abstieg" in die Moto2 verlauten ließ? Damals meinte er, dass er zwar in die MotoGP gehöre, das für ihn aber nur noch auf Werksmotorrädern Sinn mache. Nun, LCR Racing ist meines Wissens nach nicht in diesen Status aufgestiegen und die HRC wird mit Dani Pedrosa, Andrea Dovizioso und Stoner die Hände so schon voll genug zu tun haben. Der Punkt, an dem sich Teamchef Lucio Cecchinello Randy de Puniet wieder herbeisehnt, wird schon bald kommen.

Die kleinen Klassen

Die Moto2-Klasse wird sicher wieder einiges an Spannung bringen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Ganz oben auf meiner Rechnung steht hier Kenan Sofuoglu. Der zweifache Supersport-Weltmeister aus der Türkei hat ein Motorenprinzip, welches für ihn super funktioniert und das sind die 600er. Das war schon bei seinem ersten Titel im Yamaha R6-Shell-Cup in 2002 so und das bewies er auch 2003 als Vizemeister der IDM Supersport - zehn Punkte hinter Michael Schulten.

Sofuoglu holte zwar im Superstock 1000 Cup 2005 mit dem Vize-Titel auch ein ansehnliches Ergebnis bei den großen Maschinen, doch in der Superbike WM konnte in seiner einzigen Saison dort 2008 als bestes Resultat nur einen neunten Rang holen. Wieder zurück auf der 600er gewann er auf Anhieb und in Estoril, bei seinem Wildcard-Einsatz in der Moto2, überraschte er 2010 so einige. Sofuoglu ist einer der heißesten Anwärter auf den Titel.

Heißer Anwärter auf den Moto2-Titel: Kenan Sofuoglu., Foto: Milagro
Heißer Anwärter auf den Moto2-Titel: Kenan Sofuoglu., Foto: Milagro

Doch das Feld besteht natürlich nicht nur aus ihm. Ganz besonders mit Spannung warte ich auf das "neue" Kiefer-Team mit Randy Krummenacher und Stefan Bradl - auf den deutschen Kalex Motorrädern. Und wie wird sich 125ccm-Weltmeister Marc Marquez schlagen? Dominiert vielleicht doch Julian Simon? Und was wird mit Mika Kallio und Aleix Espargaro? Scott Redding? Es kommen auf den zweiten Moto2-Titel der Geschichte sicher wieder zehn oder mehr Fahrer in Frage, aber wenn ich mein Geld platzieren müsste, würde ich es wohl auf Sofuoglu setzen.

In der 125ccm-Klasse wird es im letzten Jahr vor dem Wechsel zu den Viertaktmotoren vor allem um eines gehen: Wer hat das meiste Geld und wer steckt vor allem noch großartig etwas in die Entwicklung. Ganz vorn dabei werden sicher die Aspar-Fahrer sein und auch auf das Team von Aki Ajo darf man hoffen - ganz besonders natürlich auf Jonas Folger. Allerdings muss man hier auch mit erhobenem Finger fragen, ob sich der Finne in 2011 mit vier Fahrern nicht doch etwas übernimmt.

Cortese spricht vom WM-Titel., Foto: Milagro
Cortese spricht vom WM-Titel., Foto: Milagro

Von wem ich in der Achtelliterklasse keine großen Sprünge erwarte, ist nach wie vor Sandro Cortese. Der Berkheimer geht in seine siebte WM-Saison und spricht sogar vom Titel. Aber dort sehe ich ihn lange nicht. Am Ende wird es eine Gesamtplatzierung zwischen fünf und zehn werden - und wieder Ausreden gesucht.

Mit Spannung schaue ich auf Marcel Schrötter und den Einsatz auf der Mahindra. Ich bezweifle allerdings, dass diese Motorräder konkurrenzfähig sein werden und irgendwie auch, dass das ehrgeizig angelegte Projekt bis zum Schluss durchgezogen wird. Zu oft hat in der Vergangenheit bei solchen Engagements Mitten im Jahr das Geld gefehlt…

Fazit: Ob die Rennen 2011 zu den spannendsten der letzten Jahre gehören werden, kann man nicht voraussagen. Fakt aber ist, dass die Konstellationen auf dem Papier im Vorfeld mehr als vielversprechend sind. Ich jedenfalls bin gespannt und freue mich schon jetzt auf die Saison - in allen Klassen, auch der Superbike- und Supersport WM, der IDM und dem Road Racing.