Die Zeiten haben sich geändert. In der MotoGP-Klasse darf nicht mehr so viel getestet werden wie noch 2003/2004, als Valentino Rossi seinen ersten großen Markenwechsel von Honda zu Yamaha vollzog. Daher sind sich der Italiener und sein neuer Arbeitgeber Ducati auch einig, dass die Zeit bis zum Saisonauftakt in Katar für die Entwicklung der Desmosedici GP11 knapp werden könnte. Hinzu kommt, dass das Hauptaugenmerk dieses Jahr auch auf einem anderen Fakt liegt.

Geht es nach Ducati, dann soll sich Rossi bei den kommenden Testfahrten auf ein Minimum an Runden beschränken. Denn Priorität hat für die Verantwortlichen aus Borgo Panigale, dass Rossi zu den Rennen wieder voll fit ist, seine Schulteroperation komplett verdaut und der neunfache Weltmeister wieder durchtrainiert ist. Darum soll bei den Testfahrten vor der Saison nichts übers Knie gebrochen werden.

Kein technisches Problem

"Im Moment ist die Sache, die mir am meisten Sorgen bereitet, kein technisches Problem", sagte Filippo Preziosi, der Sportchef von Ducati, in einem Interview mit Motorsprint. "Ich kann nicht ausmachen, wann er die körperliche Verfassung zurück hat, um auf der Strecke wirklich zu pushen. Valentino wird vom medizinischen Standpunkt her voll erholt nach Sepang kommen, aber körperlich wird er eine große Lücke aufzuholen haben. Insgesamt wird er aus einem Winter kommen, der nicht dem Ausruhen, sondern der Erholung gegolten hat."

Preziosi will das Motorrad trotz weniger Testkilometer konkurrenzfähig für Rossi bauen., Foto: Milagro
Preziosi will das Motorrad trotz weniger Testkilometer konkurrenzfähig für Rossi bauen., Foto: Milagro

Reha-Maßnahmen und Training werden das Bild der Winterferien von Valentino Rossi bestimmt haben, wenn er in Sepang ankommt. Und dessen ist man sich bei Ducati bewusst. "Valentino wird keine Zeit zum Ausruhen haben, wo das für Fahrer auf dem Level doch so wichtig ist, auch mal den Stecker ein wenig zu ziehen. Glücklicherweise ist er mental super-stark, darum wird er auch mit einer starken Psyche zu den Rennen kommen."

Preziosi hat sich dennoch vorgenommen, Rossi in Sepang nicht um zu viel zu bitten und lieber etwas weniger fahren zu lassen. "Die Temperaturen sind in Sepang sehr hoch und die Bedingungen extrem. Die Priorität für ihn ist, sich während des Winters zu 100 Prozent zu erholen und dann im Februar und März wird er etwas Zeit auf der Strecke opfern, um ein paar extra Informationen zu erhalten."

Trotz wenig Kilometer gutes Motorrad bauen

Den Anspruch, trotz weniger Testkilometer ein siegfähiges Motorrad zu bauen, stellt Preziosi an Ducati selbst. "Wir müssen in der Lage sein, alles das, was wir tun wollen, ohne Tests zu tun, ansonsten könnten wir Valentino in zu viel Arbeit auf der Strecke stürzen, was seine Erholung verlangsamen könnte."

"Wir müssen es so hinbekommen, dass er so wenig wie möglich fahren muss, um das Motorrad zu entwickeln", lautet Preziosis Plan. "Ich möchte es nicht riskieren, dass wir Valentino unter 100 Prozent bei den Rennen haben, nur weil er bei den Tests zu müde geworden ist. Wir müssen im Winter seine Energie sparen. Es ist trotzdem klar, dass wir ihn zurückhalten müssen, denn er wird das Motorrad versehen und entwickeln wollen, soviel es nur geht. Um das zu tun, will er viel Fahren."

Was Preziosi aber gewiss zu wissen glaubt, ist, dass Rossi und die Ducati bei den Tests nicht an der Spitze der Zeitenlisten zu sehen sein werden. Doch das sei ihm auch nicht wichtig. "Ich glaube nicht, dass wir die Rundenzeiten anführen werden, aber wir müssen es vermeiden, uns davon zu sehr beeinflussen zu lassen. Wir müssen an die Rennen denken."