'Wenn ich ein Rennpferd wäre, hätte man mich erschossen.' Stattdessen feierte Barry Sheene ein Blitz-Comeback - und er war nicht der Einzige. Das Motorsport-Magazin blickt auf die Stehaufmännchen der Motorradbranche.

Stehaufmännchen, Foto: adrivo Sportpresse
Stehaufmännchen, Foto: adrivo Sportpresse

Valentino Rossi sorgte für viel Wirbel und vor allem Anerkennung bei Gegnern, Fans und den Medien mit seinem frühen und erfolgreichen Comeback auf dem Sachsenring. Dem Beinbruch zum Trotz saß er schon zwei Rennen früher wieder auf der Yamaha M1 als geplant. Doch 'The Doctor' ist nicht der einzige Zweiradheld, dem das gelungen ist. Neben MotoGP-Legenden haben auch einige Rossi-Rivalen aus der Gegenwart starke Comebacks hinlegen können, manche sogar mehrfach - wie Jorge Lorenzo oder Dani Pedrosa. Auch der Australier Wayne Gardner musste gleich drei Saisons hintereinander Brüche in Beinen, Rippen und Füßen überwinden, die ihn von 1989-1991 ereilten. Er kam jedes Mal zurück und verabschiedete sich 1992 mit einem Sieg.

5 - Roberto Locatelli: Jerez 2007

Im Freien Training zum zweiten Rennen der Saison flog Roberto Locatelli mit 138,4 km/h von der Strecke in die Reifenstapel und zog sich lebensgefährliche Verletzungen zu. Der 125ccm Weltmeister brach sich Nase, Kiefer, Augenhöhle und Wangenknochen. Hinzu kamen ein gebrochener Knöchel, bei dem man nicht wusste, ob er wieder richtig heilen würde, und ein erneuter Bruch des Schlüsselbeins. Der Italiener wurde ins künstliche Koma versetzt und viele zweifelten an seiner Genesung. Nach nur ein paar Wochen saß Locatelli zum fünften Saisonrennen in Le Mans wieder auf seiner Gilera, holte zwei Rennen später vier Punkte und noch sechs weitere Top-10 Resultate 2007.

Roberto Locatelli 2007, Foto: loca.it
Roberto Locatelli 2007, Foto: loca.it

4 - Mick Doohan: Assen 1992

Bis zur Dutch TT 1992 dominierte Mick Doohan das Geschehen der Saison mit fünf Siegen und zwei zweiten Plätzen. Doch im Training stürzte der Australier schwer und brach sich das rechte Bein. Kein schlimmer Bruch, der eigentliche Schaden wurde in der Nachbehandlung angerichtet, bei der Komplikationen auftraten. Als Folge bestand die Gefahr, dass das rechte Bein hätte amputiert werden müssen. Den Ärzten gelang es jedoch, das Blatt zu wenden und Doohan kehrte nach acht Wochen Pause für die letzten beiden Saisonrennen zurück, wurde Zwölfter und Sechster und verlor den WM-Titel erst beim letzten Rennen. 1993 war kein gutes Jahr für Doohan, doch von 1994-1998 holte er fünf 500cc Titel in Folge und stieg zur MotoGP-Legende auf.

3 - Casey Stoner: Laguna Seca 2009

Bei Casey Stoner wusste 2009 niemand, warum der Ducati-Fahrer ab dem sechsten Saisonrennen deutlich unter extremen Ermüdungserscheinungen litt. So sehr, dass er nach den Rennen regelmäßig umklappte. Untersuchungen von Experten, Blut-, Fitness- und Herztests brachten keine Aufschlüsse. Stoner entschied sich, nach der Sommerpause drei Rennen zu pausieren, für Ruhe und einen weiteren Ärztemarathon. Die Ruhe half und sein Ernährungsplan wurde unter die Lupe genommen, was die Ärzte auf die richtige Spur brachte - eine laktosefreie Zukunft, sowie Essen, das bestimmte Grundstoffe enthält, an denen es mangelte. Stoner kam für die letzten vier Rennen zurück, wurde beim Comeback in Estoril Zweiter und holte sich Siege auf Phillip Island und in Malaysia.

Casey Stoner, Foto: Milagro
Casey Stoner, Foto: Milagro

2 - Dani Pedrosa: Phillip Island 2003

In der 125cc-Klasse holte sich Dani Pedrosa 2003 zwei Rennen vor Saisonende seinen ersten WM-Titel. Nur eine Woche später stürzte er im Training auf Phillip Island und brach sich beide Knöchel. Für die kommende Saison stieg der Spanier in die 250cc auf, für die er aufgrund seiner Verletzung keinen Test absolvieren konnte. Fast völlig unvorbereitet kam er zum Honda Team und gewann das erste Rennen in Südafrika. Insgesamt holte er sieben Siege und wurde mit 317 Punkten Weltmeister sowie Rookie des Jahres.

1 - Barry Sheene: Daytona 1975

Barry Sheene, 1973, Foto: Phipps/Sutton
Barry Sheene, 1973, Foto: Phipps/Sutton

'You be careful young man', ein guter Ratschlag der Queen an Barry Sheene, der ein paar Jahre früher vielleicht nützlicher gewesen wäre. Vor Saisonbeginn 1975 stellte der Brite in Daytona den absoluten Highspeedrekord bei einem Sturz auf. Mit 281,64 km/h stürzte Sheene und brach sich die linke Hüfte, den rechten Arm, das Schlüsselbein sowie zwei Rippen. Hinzu kamen Kompressionsfrakturen mehrerer Wirbel und extreme Hautabschürfungen am Rücken. Zu dieser Zeit war es ein Wunder, dass der Suzuki Fahrer überlebte, er selbst sagte: 'Wenn ich ein Rennpferd wäre, hätte man mich erschossen.' Doch gegenüber Team Manager Merv Wright behauptete er: 'I'm fine'. Sieben Wochen später saß der damals 26-Jährige wieder auf seiner Maschine und nur die technischen Probleme der Suzuki verhinderten Top-Platzierungen. Der erste Sieg in der 500cc gelang ihm in Assen 1975, ein weiterer in Schweden und in den beiden kommenden Jahren wurde Sheene Weltmeister.

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