Teil 1

Voller Optimismus startete das Honda LCR Team in die Saison 2010. Nach einigen Änderungen am Bike bei den Vorsaisontests hatte Randy de Puniet ein gutes Tempo. Gleich in Katar erntete die Crew um Lucio Cecchinello die Früchte der Arbeit. Denn dort rollte de Puniet auf Position sechs als zweitbester Honda-Pilot über die Ziellinie und konnte sogar Werksfahrer Dani Pedrosa hinter sich lassen. "Fünf Runden vor Schluss lagen wir fünf Sekunden hinter dem Führenden, was für uns als Satelliten-Team unglaublich ist", freute sich der Franzose.

Ein wenig enttäuscht beendete de Puniet die zweite Runde in Jerez. Den Start hatte er vermasselt und musste so hart um P9 kämpfen, fasste aber schnell wieder Mut, denn sein Heim-GP stand drei Wochen später vor der Tür. Erneut startete der 29-Jährige schlecht und hatte mit Gripproblemen zu kämpfen, doch holte er sich mit Rang Sieben sein bestes MotoGP-Resultat auf dieser Piste. In Mugello kämpfte er mit Casey Stoner und Marco Melandri hart um den vierten Platz. Erst in der letzten Runde musste sich der Honda-Fahrer beiden Rivalen geschlagen geben und war deprimiert: "Vor dem Rennen war eine Top-6 Platzierung mein Ziel, aber ich bin nun doch etwas enttäuscht, denn ich hätte auch Vierter werden können."

Dieses Resultat konnte der Franzose in Silverstone und Assen wiederholen. In Barcelona schrammte er nur knapp am Podest vorbei. Trotz regelmäßigen schlechten Starts von aussichtsreichen Positionen. "Ich wusste, dass ich mein bestes Resultat hier holen könnte und der vierte Platz ist toll", freute sich de Puniet nach dem Rennen in Katalonien. Mit seinem besten Saisonergebnis kletterte er zudem auf den fünften Rang in der Gesamtwertung. Honda LCR war somit bestes Satellitenteam. "Die Saison startete für uns mit besseren Ergebnissen als wir überhaupt erwartet hatten. Randy war in jedem Training gut, wir waren meistens das beste Privatteam und er konnte einige Male sogar um das Podest kämpfen", fasste Teamchef Cecchinello gegenüber Motorsport-Magazin.com zusammen.

Der Horrorcrash in Deutschland brachte die Saisonwende, Foto: LCR Honda
Der Horrorcrash in Deutschland brachte die Saisonwende, Foto: LCR Honda

Es folgte der Tiefschlag. Schon in der Qualifikation zum Deutschland GP rutschte de Puniet auf der Ölspur von Jorge Lorenzo aus, der Spanier entschuldigte sich nach der Session und der Honda-Pilot kam glimpflich - ohne Frakturen - davon. Doch im Rennen stürzte der angeschlagene Franzose erneut schwer, wurde noch vom dahinterfahrenden Mika Kallio erwischt, brach sich Schien- und Wadenbein und kam noch in Sachsen unters OP-Messer. Schlimmer hätte es wohl kaum kommen können.

Teil 2

Cecchinello hatte Glück im Unglück, denn Roger Lee Hayden erklärte sich spontan bereit, für LCR in Laguna Seca anzutreten und holte zum Einstand sogar einen respektablen elften Platz. Schon in Brünn war de Puniet zurück. Nicht ganz fit, doch der fünffache Grand-Prix-Sieger erkämpfte unter Schmerzen einen tapferen zehnten Rang. "Ich durfte so ein positives Wochenende gar nicht mal erwarten", sagte er danach erfreut.

In Indy und Misano kam er nur auf P13, trotzdem wollte Cecchinello seinen Piloten auch für 2011 gern weiterverpflichten und meinte im August noch: "Wir versuchen ihn zu halten, denn das wäre das beste Szenario für ihn und uns." Doch unterschrieben war da noch lange nichts. Der Franzose flog derweilen beim Rennen in Aragon noch einmal vom Motorrad, zog sich aber glücklicherweise keine weiteren Verletzungen zu.

Auch das fleißige Training in der Box half in Motegi nicht viel, Foto: Honda
Auch das fleißige Training in der Box half in Motegi nicht viel, Foto: Honda

In Motegi kam der 29-Jährige endlich einmal gut vom Startplatz weg, verschaltete sich jedoch und machte einen Umweg über das japanische Kiesbett. Trotz noch immer schmerzendem Bein konnte er schließlich den neunten Platz ins Ziel retten. Mit Gripproblemen schnappte sich der enttäuschte Honda-Pilot noch den zehnten Platz in Malaysia. Auch Australien war nicht besser: dort hatte er mit Melandri und dem Rasen zu kämpfen.

Und plötzlich stand fest: Moto2-Weltmeister Toni Elias wird 2011 für Cecchinello an den Start gehen, de Puniet geht zu Pramac. Der Teamchef fuhr, als sich seine aktive Karriere in der 125er-Klasse dem Ende zuneigte, sogar selbst gegen Elias und sieht den Spanier als Anreiz für neue Sponsoren. De Puniet ärgerte sich nicht, denn er suchte sowieso nach neuen Herausforderungen, da kommt Duacti gerade recht.

Mit einem sechsten und einem zehnten Platz beendete der Franzose schließlich die WM auf dem neunten Gesamtrang und verlässt LCR nach drei Jahren. Leider nicht wie erhofft als bester Privatfahrer. Nicht nur schlechte Starts, Gripprobleme und Fahrfehler waren an den enttäuschten Erwartungen schuld, denn nach dem Sturz auf dem Sachsenring und wenig Genesungszeit hatte de Puniet in der zweiten Saisonhälfte am meisten mit seinem Bein zu kämpfen. "Nach seiner Verletzung kamen unsere Leistungen wegen seiner Schmerzen einfach nicht wieder auf das Niveau der ersten Rennen 2010. Wir haben die Saison auf der neunten Position abgeschlossen, die an sich nicht schlecht ist. Aber ohne den Sturz hätten wir es in die Top-7 geschafft", erzählte Cecchinello Motorsport-Magazin.com. Der Teamchef resümierte: "Im Allgemeinen war es jedenfalls eine sehr spannende Saison!"