Es gab viel zu besprechen, als sich die Sicherheitskommission im Motorland Aragon traf. Shoya Tomizawas Tod in Misano beschäftigte alle Fahrer und alle wollten wissen, was sich in punkto Astroturf, rote Flaggen und anderen Dingen tun lassen kann. Was den Kunstrasen betraf, so war die Meinung laut Nicky Hayden gemischt. Er selbst konnte nur sagen, dass der Astroturf wohl zu viel Grip hat. "Das macht keinem Angst. Vor allem 125cc- und Moto2-Fahrern nicht, die gehen da nicht einmal vom Gas. Sie können da mit ihren Reifen drüberfahren. Ich denke, der Astroturf muss rutschiger werden, damit man langsamer werden muss, wenn man draufkommt", meinte Hayden.

Valentino Rossi musste anmerken, dass jeder seine eigene Idee zu haben scheint, wie mit dem Kunstrasen verfahren werden soll. So habe vor allem Casey Stoner gut erklärt, was er sich denke - und das hätte sich ganz anders angehört als das, was Rossi über Stoners Meinung in der Zeitung gelesen hatte. "Wir haben aber noch keine Entscheidung, weil jeder andere Ideen hat. So soll der Astroturf vielleicht in einigen gefährlichen Kurven entfernt werden, aber nicht überall. Wenn nicht, dann verwenden alle Fahrer auch die Auslaufzone. Jeder stimmte zu, dass es für die Maschinen am besten ist, normales Gras und Kies zu haben, so wie früher. Aber leider fahren wir oft an Strecken, die für die Formel 1 und Autorennen verwendet werden und die wollen alle Kunstgras und asphaltierte Auslaufzonen", sagte Rossi.

Gras vs. Gras

Der Italiener wollte in jedem Fall Stoner zustimmen, der gemeint hatte, normales Gras und Kies würde Fahrer eher davon abschrecken, über den Kerb zu fahren. "Man weiß dann also, sollte man noch fünf Zentimeter weiter nach außen auf das normale Gras kommen, wird man sicher stürzen. Auf dem Kunstgras mit dem asphaltierten Auslauf versucht man vielleicht den letzten Zentimeter rauszuholen und wenn man das Gras berührt, ist das ein Problem", erklärte er. Andrea Dovizioso konnte nur festhalten, solange es echtes Gras neben der Strecke gibt, riskiert niemand so viel wie mit Kunstgras. "Das Risiko ist höher und man verliert viel. Daher nutzt niemand den vollen Kerb. Das natürliche Gras ist für die Maschinen am besten. Das Problem ist, wir fahren auf vielen Strecken, wo auch die Autos fahren. Wir können das Gras nicht wegmachen und wieder hinlegen, wenn wir ein Rennen haben. Es ist nicht leicht, das beste Material zu finden."

Die Maschinen tragen auch dazu bei, dass die Fahrer auf der Strecke liegen bleiben, Foto: Milagro
Die Maschinen tragen auch dazu bei, dass die Fahrer auf der Strecke liegen bleiben, Foto: Milagro

Ebenfalls besprochen wurde die Situation mit den roten Flaggen. Laut Rossi war jeder Fahrer der Meinung, dass es ein Fehler war, in Misano nicht die roten Flaggen zu zeigen, nachdem der schwere Sturz mit Tomizawa, Alex de Angelis und Scott Redding passiert war. Hayden erklärte, dass es wohl hilfreich wäre, wenn ein Rennabbruch nicht gleich eine sehr lange Verzögerung zur Folge hätte und damit nicht erst lange überlegt werden müsste. "Wir haben da jetzt eine recht lange Prozedur, wenn es eine rote Flagge gibt. Wir wollen das verkürzen. Jetzt geht es zurück in die Startaufstellung, wir bringen die Schirm-Mädels wieder raus, die Generatoren und machen das ganze Brimborium, das scheint Zeitverschwendung zu sein. Wenn wir eine rote Flagge haben, sollten wir einfach stoppen und uns sammeln. Wir müssen aber nicht diese ganze Zirkus-Show machen."

Schnell handeln

Generell war es Hayden aber wichtig, dass die roten Flaggen schneller gezeigt werden, wenn jemand an oder neben der Strecke liegt. "Ich bin kein Fan dieser Ambulanz-Blöcke, die da vor den Fahrer gelegt werden. Wenn ein Fahrer bewusstlos auf der Strecke liegt, sollten wir eine rote Flagge haben. Wir wollen auf niemanden mit dem Finger zeigen, es war aber eine gute Diskussion, die Leute haben zugehört. Bei dem, was dort passiert ist, haben sie das Bestmögliche gemacht. Der Grund, warum sie nicht die rote Flagge brachten, war, sie mussten ihn so schnell wie möglich wegbringen", betonte der Amerikaner.

Rossi musste noch betonen, dass man sich den Sturz von Tomizawa noch einmal genau angesehen hatte und dabei erkannte, dass der Japaner eigentlich gar nicht auf dem Kunstgras gestürzt war. Stattdessen war er auf dem Asphalt gestürzt, weil er die Front verloren hatte, wollten die Fahrer erkannt haben. "Das Kunstgras ist also nicht schuld", erklärte er. Dennoch sah er es als Lösung an, statt Kunstgras und Asphalt wieder natürlichen Rasen und Kies zu haben, er fragte nur, wie das gemacht werden kann, denn ein Umbau aller Strecken dürfte wohl schwierig sein. "Die andere Option wäre, an Strecken zu gehen, die von Formel 1 und anderen Autos nicht genutzt werden. Aber das ist nicht die Antwort für mich."

Stattdessen sah er sogar noch ein anderes Problem, nämlich Breite der Moto2-Maschinen. So seien MotoGP-Maschinen schmaler und daher würden sie flacher fallen, wenn sie fallen. "Deswegen berühren die Reifen nicht den Boden und die Maschine rutscht nach außen. Die Moto2 ist breiter. Bei vielen Fahrern ist es so, wenn sie über die Front stürzen, bleibt die Maschine auf den Reifen. Wenn die Maschine also auf der Seite ist, bringen die Reifen sie wieder zurück auf die Strecke. Das ist eher ein Problem als das Kunstgras. Im Qualifying ist es wieder passiert: wenn man sich den Sturz von Elias ansieht, dann ist er gestürzt, die Maschine geht nach draußen, sie kommt auf ihre Reifen und dadurch wieder zurück [auf die Strecke]."