Shoya Tomizawas tragischer Unfall ist Aufhänger vieler falscher Berichterstattungen., Foto: Milagro
Shoya Tomizawas tragischer Unfall ist Aufhänger vieler falscher Berichterstattungen., Foto: Milagro

Die Berichterstattung in manchen Medien rund um den tödlichen Unfall vom Wochenende ist doch sehr fragwürdig und macht teilweise wütend und traurig. Nicht nur, weil man auf dem Tod des jungen Japaners so herumhackt, sondern vor allem, weil einfach Fakten verdreht und falsche Aussagen an den Tag gelegt werden.

Der geringste Fehler der Bild ist ja noch, dass Tomizawa als WM-Siebter nach Misano gekommen sei, obwohl er auf Rang sechs lag. Doch während Offizielle und Verantwortliche sagen, dass Shoya mit dem Krankenwagen nach Riccione verlegt wurde, da man im Hubschrauber keine Reanimationsversuche hätte durchführen können, beharrt die deutsche Tageszeitung auf einen Hubschrauber. Der offizielle Todeszeitpunkt ist 14:20, doch Bild scheint immer einen Schritt schneller zu sein als alle anderen und beziffert ihn auf 14:19 Uhr.

Alex Hofmann sagt, Tomizawa "stürzte übers Vorderrad". Schön wäre es gewesen! Denn mit den allseits bekannten physikalischen Gesetzen, wäre Shoya damit nach außen aus der Kurve gerutscht, über den Asphalt und in den Kies. Doch ihm rutschte das Hinterrad weg und dieses wollte seinen eigenen Fahrer überholen, daher blieb er auf der Piste und rutschte in Richtung Ideallinie weiter.

Was den Briten Scott Redding angeht, der auch mit der Trage von der Unfallszenerie weggebracht wurde, lautet das Statement seines Teams, dass er nur an einer Fleischwunde am Rücken mit zehn Stichen genäht werden musste. Die große deutsche Tageszeitung schreibt von Knochenbrüchen.

Scott Redding brach sich bei dem Unfall gar keine Knochen., Foto: Ronny Lekl
Scott Redding brach sich bei dem Unfall gar keine Knochen., Foto: Ronny Lekl

Und nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Fakt ist, dass es ein Rennunfall war, wie er immer wieder passieren kann. Jeder in diesem Sport weiß, auf was er sich einlässt und dass diese Art von Unfall heutzutage im Motorradrennsport noch so ziemlich die einzige Variante ist, wie man umkommen kann - überfahren vom Gegner. Eben, weil es so unberechenbar ist. Das war schon bei Craig Jones und Peter Lenz der Fall und es war jetzt wieder bei Shoya Tomizawa so. Man wird solcherlei Vorkommnisse leider nicht abstellen können.

Offen bleibt die Frage, warum das Rennen nicht abgebrochen wurde. Es war bei diesem Unfall abzusehen, wie schwer die Verletzungen waren. Man hätte versuchen müssen, Shoya an Ort und Stelle wieder zu beleben. Stattdessen trug man ihn weg und der Streckenposten hinten rechts an der Trage stolperte - auch wenn das die Verantwortlichen abstreiten, es war so. Ein medizinischer Helfer rannte bei dieser ganzen Aktion nebenher und hatte nur die Hand an der Halsschlagader Tomizawas.

Trotzdem sollte man die Streckenposten nicht zu sehr ins Kreuzfeuer nehmen: Einen solchen E-Fall kann man hunderte Male proben, wenn er da ist, sind es Millisekunden die entscheiden, Sekunden, in denen die Erfahrung fehlt. Die Erfahrung, die ein Rennleiter Paul Butler eigentlich hätte dazu veranlassen müssen, das Rennen abzubrechen.

Als Schlusswort bleibt zu sagen, dass es einfach schade ist, wenn Sensationsgeilheit der Moral weicht und ein Journalist dann noch nicht einmal seinen Job macht, für den er bezahlt wird und einfach Unwahrheiten verbreitet - sei es aus Unwissenheit oder aus Faulheit zu recherchieren.