Das hört sich gewiss dramatischer an, als es ist. Wenn man allerdings als MotoGP-Fahrer mit knapp 300 Sachen über ein kleines Stückchen Kopfsteinpflaster zwischen zwei Mauern her schießt, ist einem klar, wo man sich befindet. Indianapolis ist und bleibt der Inbegriff des amerikanischen Motorsports. Wenn das Indy 500 ruft, kommen Hunderttausende und sehen dabei zu, wie knapp 50 Autos stundenlang mit über 300 km/h im Kreis fahren. Verrückt aber wahr - that's America!
Für die MotoGP-Familie bedeutet Indy aber etwas anderes: Eine zusammen gebastelte Rennstrecke. Viele verschiedene Asphaltsorten und Stücke. Bodenwellen an den ungünstigsten Streckenabschnitten und immer wieder einfädeln aufs Oval. Schwierig zu fahren ist das Layout allemal und die gerade genannten Begebenheiten sind dann nur noch das Salz in der Suppe. Aber wie würden die trockenen Amis an dieser Stelle sagen: "Hey, it's the same for everyone!"
Recht so und doch hoffe ich, dass einige MotoGP-Fans mehr den Weg zum Brickyard finden, als in den vergangen Jahren. Eine Tribüne ausgelegt für 300.000 Zuschauer sieht bei einer Besetzung von 30.000 MotoGP-Freaks "a little boring" aus ...
Rossi - der Feind im eigenen Lager
So lange allerdings die Rennen nicht langweilig sind, ist mir alles recht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Letztes Jahr war es die Wiedergeburt von Captain America, als Jorge Lorenzo einem sicheren Sieg mit seiner Yamaha M1 entgegenfuhr. In Anbetracht des letzten Rennens und der unglaublichen Führung in der Gesamtwertung würde ich nicht einmal einen Nickel oder Dime gegen die #99 setzen. "Mister Unstoppable" ist wieder Mal der klare Favorit für diesen Sonntag.
Dani Pedrosa, Casey Stoner und Valentino Rossi sind nicht ganz unerwartet die Herausforderer. Pedrosa, letztes Jahr noch gestürzt, sollten die vielen Beschleunigungsstücke entgegenkommen. Doch die Honda RC212V ist immer noch recht bockig über die zahlreichen Bodenwellen. Eine dieser Wellen wurde im letzten Jahr Valentino Rossi zum Verhängnis. Unvergessen sein blitzartiger Sturz in Kurve 2.
Die Strecke liebt er nicht gerade und dazu wird er ab nun, als zukünftiger Ducati-Werksfahrer, nicht mehr die ungeteilte Aufmerksam im Hause Yamaha genießen. Alle öffentlichen Statements hin oder her: Die #46 ist für den Rest des Jahres ein Feind im eigenen Lager für die Yamaha-Rennsportabteilung. Will Valentino Rossi nochmals in Weiß/Blau Siege einfahren, dann muss schon alles einem Wochenende zusammenpassen.
Die Geheimtipps für Indy sind natürlich die "Local Heroes" Nicky Hayden und Ben Spies. Achtung auch auf Marco Simoncelli. Sein Team um Fausto Gresini kann auf die Setup-Daten von Alex De Angelis zurückgreifen. Unvergessen sein starker zweiter Platz. Genau ein Jahr später sitzt der gleiche Rennfahrer auf der Straße. Denn Hiro Ayoama gibt sein Comeback und damit schickt er den Alex erst einmal in die Arbeitslosigkeit. So hart ist der Rennsport!
Quoten der MotoGP-Siegwette bei Interwetten.com: Lorenzo 2,60; Rossi 2,80; Pedrosa 4,80*
Gefahr durch Hayden
Die Moto 2 beglückt bei ihrer US-Premiere das erste Mal die Fans in Indy. Viertakter sind sehr beliebt in den USA. Wenn dann noch 40 davon über den Zielstrich jagen, ist es wie immer ein tolles Spektakel. Die Favoriten sind aber wieder mal die gleichen. WM-Leader Toni Elias und Andrea Iannone ist sein hartnäckigster Verfolger und immer brandgefährlich. Tomizawa, Takahashi und Corsi immer schnell und meist unauffällig. Roberto Rolfo, Alex Debon und Stefan Bradl im Aufwind in Richtung Top-5.
Beim Interwetten Racing Team um Tom Lüthi hoffe ich, dass sie die Probleme von Brünn in den Griff bekommen. Noch ist Tom WM-Dritter, aber die Geier lauern bereits mit immer größerem Hunger. Arne Tode wird angeschlagen nach Indianapolis reisen und dazu nicht einmal mit Streckenkenntnis glänzen können. Schwierige Kombination für ihn und das Racing Team Germany.
Kleiner Geheimtipp an dieser Stelle: Roger Lee Hayden fährt unter Leitung von Kevin Schwantz einen Wild Card Einsatz auf Moriwaki Chassis. Sie waren hier bereits zweimal testen in den letzten Wochen und werden als einziges Team Daten und Erfahrung mit ins Wochenende bringen. Das könnte für alle anderen gefährlich werden...
Quoten der Moto2-Siegwette bei Interwetten.com: T. Elias 2,50; A. Iannone 3,20; J. Simon 9,00*
Die üblichen Verdächtigen
Bleiben noch die "sweet little ones"! Die kleinste Klasse ist beim U.S. GP eher so das Rahmenprogramm. Haben doch die meisten Amerikaner einen Rasenmäher in der Garage, der mehr Lärm macht. Trotzdem müssen die PS und Lärmversauten US-Fans eingestehen, dass die Rennen bei den 125ern immer wieder ein Augenschmaus sein können, wenn nur nicht wieder alle Spanier die Punkte unter sich verteilen.
Nicolas Terol ist zurück und mein Favorit. Sein Verletzungscomeback in Brünn brachte 25 Punkte und auch auf der Rennstrecke im US-Staat Indiana hat er schon triumphieren können. Marc Marcquez sollte wieder fast komplett fit sein und Pol Espargaro ist auch immer schnell.
Ich komme mir gerade vor, als würde ich jedes Mal das Gleiche schreiben an dieser Stelle. Ist wahrscheinlich auch so. Deswegen Daumen drücken für Sandro Cortese, Randy Krummenacher und Jonas Folger. Alle drei haben das Potenzial fürs Podium und warum nicht dieses Wochenende?! "Everything is possible" - sie müssen nur selbst daran glauben.
Quoten der 125cc-Siegwette bei Interwetten.com: Marquez 2,20; Terol 3,50; Espargaro 3,50*
Gleich landet mein Flieger in Indianapolis und ich muss noch die nervige Grüne Karte ausfüllen, damit ich sicher durch den Zoll komme. Wenn alles klappt sehen wir uns dann auf dem Bildschirm bei Sport1!
Have a great race weekend and ride on everybody...
*Quoten Stand 26.08.2010 - Änderungen vorbehalten.
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