Die ersten vier Rennen unter dem neuen Motoren-Reglement sind vorbei, bald werden die meisten Fahrer ihren dritten von sechs Motoren für die Saison angebraucht haben, einige haben das bereits. Derweil sind die Motoren vom Start der Saison mittlerweile einigermaßen betagt. Noch 14 Rennen müssen die Fahrer mit den insgesamt verbleibenden der sechs Saison-Motoren auskommen, sonst gibt es eine Strafe. Valentino Rossis Crewchief Jeremy Burgess hat die Situation analysiert. "Bislang scheint es machbar, aber jetzt könnte es damit losgehen, dass wir bei den Teams Motorschäden bei den älteren Motoren sehen, die sie von Saisonbeginn an eingesetzt haben", wurde der Australier von GPWeek zitiert.

Bei einem normalen Motorenplan, sollten in Mugello die dritten Motoren ins Kontingent aufgenommen worden sein oder beim nächsten Rennen in Silverstone aufgenommen werden, meinte er weiter. "Die alten Motoren werden sie weiter im Training verwenden, stelle ich mir vor. Es dürfte also an den nächsten Wochenenden zu Schäden kommen. Wenn das der Fall ist, zeigt das aber nur, dass das Programm funktioniert. Sie sollten bis zum Ende durchhalten", sagte er. Nach Mugello bereits einen dritten Motor im Einsatz hatten Jorge Lorenzo, Colin Edwards, Alvaro Bautista und Casey Stoner. Bei Lorenzo und Edwards waren die neuen Motoren geplant, Bautista hatte vom ersten Rennen an drei Motoren in seinem Kontingent. Erst wenn ein Motor ins Kontingent aufgenommen worden ist, wird er versiegelt, das heißt, bis dahin darf noch daran gearbeitet werden.

Einiges ist anders

Bei Casey Stoner war der Fall etwas anders gelagert. Sein dritter Motor wurde für das zweite Rennen eingetragen, seinen ersten Motor hatte er in Katar in allen Sessions im Einsatz, danach nicht mehr und vor Mugello wurde er aus dem Kontingent gelöscht. Ein vermutlicher Grund dafür dürfte ein Schaden nach dem Sturz in Katar gewesen sein und genau das ist eine Sache, vor der alle Teams vor der Saison Angst hatten. Denn als die Motoren noch frei getauscht werden konnten, war so einiges anders. "Sie waren etwa so eingestellt, dass sie auf der Seite liegend bei 3000 Touren weiterliefen", meinte Burgess. Dadurch konnten die Fahrer gegebenenfalls wieder aufsteigen und weiterfahren.

Ein Sturz kann auch für den Motor zu einem Problem werden, Foto: Milagro
Ein Sturz kann auch für den Motor zu einem Problem werden, Foto: Milagro

Im Rennen läuft der Motor nun noch ein paar Sekunden nach einem Sturz weiter, in den Trainings ist das System ganz aus, damit keine Steine die Innereien beschädigen können. Vor allem bei Ducati ist durch das Maschinen-Layout das Risiko sehr hoch, dass sich Steine in die Maschine verirren können, wenn es ins Kiesbett geht, deswegen wurde auch ein Gitter angebracht, damit nichts in die Zylinder kommen kann. Dadurch, dass an im Kontingent befindlichen Motoren nicht mehr gearbeitet werden darf, können Schäden nicht behoben werden, für Burgess bedeutet das andererseits auch, dass er nun weniger Arbeit hat. Nur noch mit dem Auspuff und dem Ansaugsystem kann er sich beschäftigen.

Einiges ist anders

"Das ist das vollkommene Gegenteil zum Rennsport der Vergangenheit. Es ist das erste Mal, das wir vor dem ersten Saisonrennen schon ans letzte denken mussten. Früher war es im Motorradsport so, wenn man Teile brauchte, ging man zum Truck und baute sie ein. Jetzt sieht man nur mehr selten die Innenseite des Motors - nur wenn man danach fragt. Wir arbeiten am Getriebe, füllen das Öl ein und wir wechseln hin und wieder die Kupplungsplatten. Wir reinigen alles und dann geht es los", erzählte Burgess.

Allgemein habe sich aber nicht viel verändert, meinte er, es liege nun nur mehr Druck auf den Ingenieuren, da Temperaturen, Öldrucke und Reibungen im Auge zu behalten sind, damit die Teile nicht über die Maßen leiden und das Paket besser funktioniert. Die Fertigung vieler Teile ist mittlerweile ausgelagert und liegt teilweise in Händen von Experten aus der Formel 1, die sich mit lange haltbaren Motoren auskennen. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Motoren nicht nur lange halten, sondern auch ihre Leistung behalten, wenn sie älter werden.

Länger kräftig

"Wir haben bei den neuen Motoren gemerkt, sie halten die Kraft länger. In der Vergangenheit fiel die Leistung nach nur 600 Kilometern ab und dann machten wir einen neuen Motor rein. Jetzt müssen wir mit Trainings-Motoren 2000 Kilometer schaffen und 1200 mit Rennmotoren. In der Vergangenheit konnte man mit einem Rennmotor 1200 Kilometer schaffen und hatte vier Prozent Kraftverlust; jetzt sind wir auf einem Prozent Kraftverlust herunten", erklärte Burgess.

Laut FIM Technikdirektor Mike Webb, der beaufsichtigt, dass die Motoren-Regeln auch eingehalten werden, hat die Umstellung Früchte getragen. Die Kosten für die Ingenieure hatten die Hersteller vorher schon, nun arbeiten sie eben nur anders. "Und laut Gesprächen mit leitenden Ingenieuren hat es auch einen großen Unterschied bei der Motoren-Lebenszeit gemacht, die nun an die Ingenieure bei der Serienproduktion weitergegeben wird. Was die sportliche Seite betrifft, habe ich leichte Bedenken. Sollten wir am Ende der Saison viele Ausfälle und Strafen erleben, könnte das die Weltmeisterschaft beeinträchtigen. Technisch ist es eine gute Sache. Von einer Kosten-Senkungs-Übung ist es zu etwas Nützlichem geworden."