Kevin Schwantz ist schon lange der Mentor von Ben Spies und hat immer versucht, ihn möglichst gut nach oben zu bringen. Zwar gelang ihm das bei Suzuki nicht, doch nun will er seinen Landsmann eben anderweitig nach vorne hieven und sprach sich gegenüber GPOne dafür aus, Spies doch als Ersatz für Rossi ins Yamaha-Werksteam zu setzen, solange der Italiener wegen seines Schienbeinbruchs aus dem Mugello-Training außer Gefecht ist. "Ben ist der nächste in der Reihe und ich würde ihn auf die Maschine setzen. Es könnte toll für ihn sein, die Chance zu haben, mit Jeremy Burgess zu arbeiten und zu erleben, wie es als Werksfahrer ist. Aus der Erfahrung kann er lernen", meinte Schwantz.

Rossis Crewchief Jeremy Burgess musste den Träumen von Schwantz allerdings eine Absage erteilen. Er meinte, dass er Rossi gar nicht ersetzen würde und Spies ohnehin nicht einspringen kann. "Unter den aktuellen Regeln geht das nicht, denn ein Rookie muss im ersten Jahr in einem Privat-Team bleiben, daher gibt es für Ben keine Chance, zu uns zu kommen. Außerdem wäre es falsch, da es zu viel Druck auf ihn machen würde. Das ist ein Lehrjahr für ihn und es ist viel besser für ihn, in dem guten Team zu bleiben, in dem er ist", erklärte Burgess.

Doohan wurde auch nicht ersetzt

Er erinnerte sich daran, dass damals bei Honda gar kein Ersatzfahrer kam, als sich Mick Doohan schwer verletzt hatte. Dass die Regeln besagen, Yamaha muss nach zwei Rennen einen Ersatzfahrer bringen, beeindruckte ihn nicht. "Das sagten die Regeln auch 1999 und 1992, aber bei Honda ersetzten wir Mick Doohan nicht. Nur weil das die Regeln sagen... so etwas ist immer Verhandlungssache, denke ich. Das liegt über meinem Level und muss zwischen Dorna, den Sponsoren und Yamaha besprochen werden, nicht mit mir. Ich bin hier nur Arbeiter", sagte Burgess, der die Sache für sich so auf den Punkt brachte: "Man kann Valentino nicht ersetzen. Man kann einen anderen Fahrer auf die Maschine setzen, aber das ist kein Ersatz für ihn."

Schwantz rechnete derweil nicht damit, dass Rossi es mit der Rückkehr übereilen wird. Eile habe er keine. "Die Weltmeisterschaft ist für ihn so ziemlich entschieden, auch wenn wir erst im vierten Rennen sind. Vielleicht ist es seine erste große Verletzung, aber ich weiß, wie sehr er das hier vermisst. Er wird zurückkommen, sobald er fit sein kann. Es wird aber wohl vier oder fünf Monate dauern, damit er sich davon erholt. Das ist ein ernster Bruch, er war offen... das ist recht schlimm", meinte Schwantz.

Völlig neue WM

In der Weltmeisterschaft erwartet sich der Amerikaner durch Rossis Ausfall nun einen etwas anderen Kampf. Die Perspektive habe sich für alle verändert. "Sie mussten gegen Valentino fahren, um die WM zu gewinnen und da nun Jorge der Typ an der Spitze ist, glaube ich, dass Stoner und Pedrosa nachlegen werden. Dann gibt es noch Dovizioso, Spies, Hayden - alle haben jetzt eine Chance. Lorenzo war voll auf Valentino konzentrieret, aber jetzt ist er etwas abgelenkt." Die italienischen Medien nehmen Rossis Verletzung währenddessen zum Anlass, um noch intensiver darüber zu spekulieren, dass Rossi nun in die Formel 1 wechseln könnte.