Du hast dein zweites Jahr in der 125cc-WM hinter dir. Wie sehen deine Gefühle aus, wenn es nun in die Ferien geht?
Marc Marquez: Ich habe gute Gefühle, da ich denke, dass ich eine gute Saison hatte. Ich habe ein paar Fehler gemacht, die ich nicht hätte machen sollen, aber ich habe mein Bestes gegeben, mit dem, was ich hatte.

Vom ersten Rennen an war es klar, dass du um Podestplätze kämpfen kannst, aber letztendlich hast du es nur in Jerez geschafft. Hast du dir bessere Ergebnisse erwartet?
Marc Marquez: Ehrlich gesagt, ja, denn ich glaube, dass ich einen guten Level hatte und wir alle dachten, die Maschine würde da besser mithalten. Am Ende der Saison war die KTM näher an den Aprilias und wir haben ein oder zwei Podestplätze erwartet, die wir auch in Reichweite sahen.

Was hast du diese Saison gelernt?
Marc Marquez: Dieses Jahr habe ich vor allem gelernt, wie man Mann gegen Mann kämpft, denn in der 125er-Klasse werden fast alle Rennen in einer Gruppe gefahren und es gibt fast immer viele Kämpfe. Außerdem musste ich auf einer Maschine mit ein paar Schwachpunkten lernen, wie man aus den Kurven das Meiste herausholt, damit man schnell herauskommt und am nächsten Bremspunkt nahe an den Anderen ist und so weiter. Ein anderer wichtiger Aspekt, bei dem mir Emilio Alzamora geholfen hat, war das Management der Trainings.

Die beste Erinnerung an die Weltmeisterschaft 2009?
Marc Marquez: Das Podest in Jerez, denn es war nicht nur das beste Ergebnis der Saison, es waren auch so viele Fans da und noch dazu ist es eine der legendären Strecken im Kalender. Ich habe auch gute Erinnerungen an die Pole Positions, vor allem an jene in Malaysia, wo wir hart gekämpft haben.

Und ein Moment zum Vergessen?
Marc Marquez: Die Stürze, die nicht durch eigene Fehler zustande kamen, sondern durch den Motor. Das sind Stürze, die man nicht erwartet und der Körper ist nicht so darauf vorbereitet. Zum Glück hatte ich dieses Jahr keine Verletzungen.

Marc Marquez weiß, dass schnell sein alleine nicht reicht, Foto: Repsol Media
Marc Marquez weiß, dass schnell sein alleine nicht reicht, Foto: Repsol Media

Die 125cc-Klasse ist immer offen und hart umkämpft, viele Fahrer haben im Kampf Chancen auf den Sieg. Was ist notwendig, um aus so einer Gruppe hervorzustechen?
Marc Marquez: Abgesehen davon, dass man ein schneller Fahrer ist, braucht man auch ein gutes Paket aus Maschine und Team, um ein gutes Setup zu finden. In so einer eng umkämpften Klasse bringt das Zehntelsekunden, die den Unterschied machen. Man muss ehrgeizig sein; man braucht jemanden, der gute Ratschläge gibt und auf der Strecke muss man entschlossen sein und schnell aus den Kurven kommen, damit man Geschwindigkeit aufnimmt.

Während der vergangenen beiden Jahre haben wir dich wachsen gesehen, nicht nur als Fahrer, sondern auch physisch. Hast du immer noch Ballast dabei? Wo merkt man das am meisten?
Marc Marquez: Ich habe jetzt kaum noch Ballast dabei und das merkt man, wenn man die Richtung ändert. Auf Strecken wie Brünn in Tschechien ist es viel einfacher, die Maschine zu bewegen. Nicht nur wegen der leichteren Last, sondern auch weil ich jetzt mehr wiege. Ich bin gewachsen und dadurch kann ich die Maschine leichter bewegen, mit mehr Kraft und ich kann mich auch mehr hineinlegen. Das hilft alles und Schritt für Schritt habe ich meinen Fahrstil geändert, um mehr Traktion zu finden und die Maschine in den Kurven früher aufzurichten.

Voriges Jahr hast du die Repsol KTM Garage mit Julian Simon geteilt, der dieses Jahr in die 125cc-Klasse zurückkam und die Weltmeisterschaft gewann. Wie schätzt du ihn ein?
Marc Marquez: Er war der klare Sieger und hat es verdient. Er war sehr konstant und in vielen Rennen ließ er keine Chance; vom ersten Tag an fuhr er eine sehr schnelle Pace. Wir müssen ihm gratulieren. Er musste gewinnen, aber er ließ sich davon nicht beeinflussen und schaffte es. Damit bewies er, dass er ein außergewöhnlicher Fahrer ist und dass er auch in Zukunft sehr schnell sein wird.

Welches Rennen hast du am meisten genossen?
Marc Marquez: Donington Park. Als die Strecke trocken war, kämpfte ich um das Podest und es war ein gutes Rennen. Auch Jerez. Rennen, wo ich vorne mitgekämpft habe, die habe ich am meisten genossen.

Welche Fahrer erwartest du nächstes Jahr stark?
Marc Marquez: Es wird wohl wie dieses Jahr viele geben, auch wenn die konstantesten am Ende die besten Möglichkeiten haben werden. Wir müssen abwarten und schauen, was während der Vorbereitung passiert, wo Fahrer schnell nach oben kommen und die Schnellsten einholen. Dinge können sich immer ändern und neue Gegner dazukommen. Aber prinzipiell werden es Bradley Smith, Nico Terol und Pol Espgargaro sein und ich bin mir sicher, es werden noch ein oder zwei Andere dazukommen. Wir werden versuchen, mit ihnen mitzukämpfen.

Wer ist der Intelligenteste, Gefährlichste, in eng umkämpften Rennen?
Marc Marquez: Am Ende des Rennens sind alle Gegner gefährlich. Smith ist schwer zu stoppen, wenn er von Beginn an eine gute Pace findet und Espargaro und Terol sind schwer zu schlagen.

Die Umgewöhnung von KTM auf Aprilia wird ein wichtiger Faktor, Foto: Milagro
Die Umgewöhnung von KTM auf Aprilia wird ein wichtiger Faktor, Foto: Milagro

Nachdem KTM offiziell aussteigt, was erwartest du von deinem ersten Antreten mit Aprilia? Was kannst du anhand der Beobachtung deiner Gegner auf der Strecke über die Maschine sagen?
Marc Marquez: Ich hoffe, mich so schnell wie möglich anzupassen. Von dem, was Julio [Simon] mit gesagt hat, wird es leichter für mich sein, mich anzupassen, da ich von KTM komme, weil das Chassis ähnlich ist, ich werde es aber erst probieren müssen. Der Motor ist konstanter und das war auf der Strecke der größte Unterschied, denn er schien immer gut zu laufen. Wir werden also viel testen und gute Arbeit machen müssen, damit wir sie [die Aprilia] voll verstehen und eine gute Basis für die Saison haben.

Wo muss sich Marc Marquez verbessern, damit er Chancen auf Siege und den Titel hat?
Marc Marquez: Ich denke, der schwächste Punkt ist Konstanz. Es ist wichtig, Rennen zu beenden, denn dort sammelt man Erfahrung und es schafft die Möglichkeit auf Siege und den Titel. Man muss auch seinen Fahrstil ständig etwas aufpolieren.

Wie wirst du die nächste Saison anlegen?
Marc Marquez: Ich denke, ich kann ein gutes Jahr haben und auch wenn ich die neue Maschine noch nicht probiert habe und nicht weiß, wie ich mich anpassen werde, werde ich die Saison entschlossen angehen, ums Podest kämpfen und versuchen, vorne zu sein. Zunächst müssen wir uns alle darauf konzentrieren, eine gute Vorbereitung zu haben, uns gut anzupassen und dann werden wir die Chance auf ein gutes Jahr haben.

Was sind deine Pläne zwischen jetzt und dem Beginn der Weltmeisterschaft 2010?
Marc Marquez: Jetzt werde ich Urlaub machen und danach an meiner Fitness arbeiten und auf der Motocross-Maschine trainieren, damit ich bei Testbeginn in Topform bin. Ich muss auch lernen, da dies die Zeit des Jahres ist, wo ich regelmäßiger lernen kann. Ich kann auch Zeit mit Familie, Freunden und allen verbringen.