125cc-Rennen sind selten was für schwache Nerven und der Lauf in Portugal machte da keine Ausnahme, denn teilweise kämpften bis zu neun Fahrer um die Spitze. Am Ende war die WM-Entscheidung vertagt, weil Julian Simon nach einem Sturz nur auf Platz zwölf ins Ziel kam und Bradley Smith mit einem dritten Platz einiges an Boden gutmachen konnte. Für die Simon-Fans, die vor dem Rennen schon in Raubkatzen-Kostümen getanzt hatten, war das sicher eine Enttäuschung, für die Fans von Pol Espargaro war das Rennen dafür eine Freude. Denn nach hartem Kampf holte sich der Spanier seinen zweiten Sieg. Der Zweitplatzierte sprach Deutsch und hieß Sandro Cortese.

Am hektischsten waren die ersten Runden des Rennens. Zunächst bildete sich eine Sechser-Gruppe um Simon, Marc Marquez, Espargaro, Nico Terol, Bradley Smith und Simone Corsi. Um es noch etwas lustiger zu machen, schlossen mit der Zeit noch Cortese, Efren Vazquez und Stefan Bradl auf. Und in der Gruppe ging es typisch für ein Rennen der kleinsten Klasse zu. Jeder versuchte, in der nächsten Kurve die Nase vorne zu haben, weswegen die Fahrer teilweise zu fünft nebeneinander in die Kurven fuhren.

Julian Simon muss noch auf den Titel warten, Foto: Milagro
Julian Simon muss noch auf den Titel warten, Foto: Milagro

Das forderte auch bald seine Opfer. In Runde sieben hatte Smith ein Problem und kam von der Linie, konnte sich aber halten. Als er auf die Linie zurückkam, hakte Terol mit seinem Bremshebel an der Verkleidung des Motorrads des Briten ein und lag plötzlich auf dem Hosenboden. Zwar konnte der Spanier die Maschine noch einmal aufheben, musste aber kurz darauf an der Box aufgeben und seine WM-Hoffnungen fast gleich mit begraben. Diese Szene riss ein Loch in die Gruppe, vorne war Simon mit Marquez und Espargaro recht alleine und fuhr bald auf und davon. Dahinter stürzten noch Efren Vazquez und Simone Corsi aus der Gruppe und Cortese, Smith und Bradl fuhren um die restlichen Plätze.

Als dann noch Marquez per Highsider stürzte und Bradl zurückfiel, war einmal klar, dass Smith in den Top Vier ankommen und sich die WM-Entscheidung damit verschieben würde. Während Simon derweil unbeirrt an der Spitze auf und davon fuhr, kämpften plötzlich Smith, Cortese und Espargaro um Platz zwei. Bald ging es aber um Rang eins, denn Simon machte einen Fehler und stürzte selbst, womit er statt eines großen WM-Vorsprungs und einer fast sicheren WM im Gepäck dabei zusehen musste, wie Smith einiges an Boden auf ihn gutmachen konnte. Er wirkte im Kampf an der Spitze durchaus am stärksten und schien vor allem auf der Zielgeraden seine Vorteile haben. Cortese und Espargaro wollten aber in keinem Fall einfach so den Briten gewinnen lassen.

Sandro Cortese durfte auf das Podest steigen, Foto: Ronny Lekl
Sandro Cortese durfte auf das Podest steigen, Foto: Ronny Lekl

Und Espargaro hatte gemerkt, dass Smith auf der Geraden Vorteile hatte, weswegen er in der letzten Runde unbedingt führen wollte. Auch Cortese peilte die Spitze auf dem Weg in die Zielgerade an. Für den Spanier ging die Taktik auf, denn er konnte sich rechtzeitig absetzen und mit einer kleinen Lücke auf die Zielgerade und zum Sieg fahren. Cortese hatte seinerseits Smith direkt hinter sich, hielt seinen Vorsprung aber und wurde Zweiter. Hinter Smith wurde Bradl als Vierter abgewinkt und ihm folgten nach hartem Kampf in einer Sechsergruppe Joan Olive, Sergio Gadea, Esteve Rabat, Dominique Aegerter und Johan Zarco in den Top Neun. Der Sechste der Gruppe, Danny Webb, musste in der letzten Runde aufgeben.

Noch in die Punkteränge geschafft hatten es Randy Krummenacher, Takaaki Nakagami, Simon, Lorenzo Zanetti, Jonas Folger und Luis Salom. Pech hatte Michael Ranseder. Der Österreicher stürzte in der 18. von 23 Runden aus dem Rennen und musste damit ohne Punkte aus Estoril abreisen. In der Weltmeisterschaft war Simons Fehler nur ein kleiner Stolperstein auf dem Weg zum Titel. Der Spanier führt nun mit 50,5 Punkten vor Smith, was bedeutet, solange er in Australien vor seinem Teamkollegen ins Ziel kommt, ist er Weltmeister. Terol liegt 61,5 Zähler hinter Simon.