Philipp Öttl sieht man selten schlecht gelaunt. Auch nach enttäuschenden Ergebnissen oder Defekten zeigt er sich stets äußerst umgänglich. Nach Platz 16 im Qualifying am Sachsenring stürmte er aber mit versteinerter Miene in seine Box, wo er wild gestikulierend das Gespräch mit Vater Peter und seiner Crew suchte. Doch nicht etwa Probleme am Motorrad waren der Grund für Öttls Ärger, sondern das Verhalten einiger seiner Konkurrenten.

In den letzten Minuten des Qualifying zog der Bayer noch einmal einen neuen Satz Medium-Reifen auf. Mit dieser Mischung war er am gesamten Wochenende am schnellsten unterwegs. Um dem ärgsten Getümmel zu entgehen, ging Öttl bewusste vor dem Großteil des Feldes auf die Strecke und wollte seine Zeit alleine fahren. Doch daraus wurde nichts. Gerade als er am Ende seiner Outlap wieder auf die Start-Ziel-Gerade kam, verließen viele Fahrer die Boxengasse und machten sich bei langsamem Tempo auf der Strecke breit. Dabei gab es erst vor zwei Wochen in Assen ein Meeting, in dem die Moto3-Piloten darüber informiert wurden, dass dieses Verhalten in Zukunft größere Konsequenzen haben wird. Auslöser war der Katalonien-GP, wo die Situation im Qualifying besonders extrem war.

Öttl schilderte seinem Team die Situation, Foto: Schedl GP
Öttl schilderte seinem Team die Situation, Foto: Schedl GP

"Normalerweise müsste es für so etwas Strafen geben", findet daher Öttl. "Aber da wird sowieso wieder nichts passieren von Seiten der Dorna oder der IRTA. Es wird immer gesagt, dass man auf der Strecke von der Ideallinie weg muss. Es wird immer nur von Strafen geredet und getan wird dann erst wieder nichts." Einfach so abfinden will sich der einzige deutsche Stammfahrer in der Moto3-Weltmeisterschaft damit aber nicht, wie er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt: "Ich werde jetzt trotzdem mal zur Dorna gehen. Das kann es nicht sein. Sie werden zwar wahrscheinlich nicht auf mich hören, aber dann hab ich es ihnen wenigstens mal gesagt. Das muss sein."

Öttl übt auch Selbstkritik

Bei allem Ärger wollte Öttl aber nicht alle Schuld bei den Ideallinien-Bummlern suchen. "Ich bin selbst nicht ganz so gut zurechtgekommen", gestand er. "Ein paar Dinge hab ich falsch gemacht, weil ich es einfach zu perfekt hinkriegen wollte. Ich war nicht mehr so locker wie noch am Morgen und teilweise etwas unkonzentriert. Dann passieren eben Fehler." Seine gute Pace in den Trainings macht dem Lokalmatador aber dennoch Mut: "Es ist noch alles drinnen. Ich kann schon das ganze Wochenende konstante Rundenzeiten fahren und bin schnell. Am Sachsenring kann man zwar nicht so gut überholen, aber das Feld sollte eng beieinander bleiben. So kann man dann doch noch etwas rausholen."