Koffer packen, Flieger besteigen und nichts wie ab in den Süden! Jonas Folger hatte genug vom kalten Wetter in seiner Heimat und sagte Deutschland auf Wiedersehen. Im Sommer wanderte er kurzerhand nach Spanien aus. "Ich kam schon letztes Jahr auf die Idee, weil wir oft in Spanien waren und viele spanische Fahrer getroffen haben", erklärt Folger. "Sie haben dort tolle Trainingsmöglichkeiten und darum beneidet man sie dann schon, wenn man wieder ins kalte Deutschland zurückfliegt und weiß, dass die anderen alle zwei Tage auf dem Motorrad sitzen können. Das war der Moment, in dem ich mir gesagt habe: Ich will nach Spanien."

Gesagt, getan. Gemeinsam mit Moto2-Pilot Marcel Schrötter zog es Folger nach Spanien. Dort mieteten sie sich mit Hilfe von Folgers persönlichem Assistenten Christian Llavero ein Haus an der Costa Brava. Ein Abenteuer, das besonders ohne ausgedehnte Kenntnisse der Landessprache nicht nur Sonnenschein mit sich bringt. Nach etwas Eingewöhnungszeit kommt Folger in seiner neuen Wahlheimat aber gut zurecht. "Natürlich braucht man eine Woche, bis man alles eingerichtet hat und es dauert auch ein bisschen, bis man sich eingelebt hat", verrät er dem Motorsport-Magazin. "Mittlerweile funktioniert es aber schon ganz gut, auch im Haushalt. Es macht Spaß. Wir kommen gut miteinander aus. Alles funktioniert. Wir sind enge Freunde, können gut miteinander umgehen, uns gegenseitig helfen und beim Training pushen. Ich bin in Spanien wirklich glücklich."

Noch glücklicher würde es Folger machen, wenn er in der kommenden Saison in die Moto2 aufsteigen und damit Konkurrent seines Mitbewohners werden könnte. "Wenn ich die Wahl hätte, würde ich den Schritt in die Moto2 auf alle Fälle machen. Ich glaube einfach, dass ich für die Moto2 bereit bin und persönlich etwas Neues brauche", betont er. "Ich fahre jetzt schon sehr lange in der kleinen Klasse, bin auch ziemlich groß und ich glaube, dass es nächstes Jahr nicht wirklich einfacher wird, wenn ich in der Moto3 bleibe." Wohin es 2014 auf der Rennstrecke geht, weiß der Bayer also noch nicht. Sein Wohnsitz steht hingegen schon fest: "Die nächsten zwei Jahre bleiben wir auf jeden Fall in Spanien und dann schauen wir, wohin die Reise geht."

Spätestens nach seiner extrem starken zweiten Saisonhälfte im vergangenen Jahr hatten ihn viele Experten ganz oben auf der WM-Rechnung für diese Saison. Bisher fuhr Folger aber nur zwei Mal aufs Podest, dazu kam ein Verletzungsrückschlag in Misano. "Die Saison ist schwierig. Wir hatten aber auch viele erfolgreiche Momente", bilanziert er. "An fünfter Stelle in der WM wird es schwer, in den letzten Rennen noch unter die Top-3 zu kommen, weil die Spanier ziemlich konstant und stark sind", sagt er. Dennoch soll es im Endspurt noch einmal nach vorne gehen. "Im letzten Jahr lief die zweite Saisonhälfte zwar gut, das Niveau in der Moto3 war aber auch entsprechend niedriger", betont Folger. "Wenn wir heute auf die Zeiten schauen, sind wir pro Runde überall eine gute Sekunde schneller als in der letzten Saison. Das macht einen riesigen Unterschied." Folger ist jedoch überzeugt, dass er viel konstanter ist als noch vor einem Jahr. "Die Spanier sind aber eben noch einen Tick stärker als wir. Da sind wirklich drei Spitzenfahrer ganz vorne. Wir können also zufrieden sein, wenn wir im ein- oder anderen Rennen aufs Podium fahren und die Spitzenfahrer schlagen."

Zum Saisonabschluss gab es Grund zum Feiern, Foto: Mapfre Aspar Team
Zum Saisonabschluss gab es Grund zum Feiern, Foto: Mapfre Aspar Team

Um die Konkurrenten zu bezwingen, braucht der Mapfre Aspar Pilot grundsätzlich mehr Speed. "Wir sind einen Schritt hinter KTM, das ist ganz klar. Wir arbeiten aber hart und wir müssen uns mit unseren Resultaten nicht verstecken, denn sie sind gut", meint Folger, der keine neuen Teile für seine Kalex-KTM in den letzten Rennen der Saison erwartet. Den Schlüssel zu besseren Ergebnissen sieht er woanders: "Wir wollen mehr Vertrauen für das Motorrad bekommen - in der Hoffnung, dass wir irgendwann das Setting finden, mit dem wir den Schritt zu KTM machen können." Dieser Plan klingt einfach, ist allerdings schwierig umzusetzen. "Ich persönlich versuche mich natürlich auch fahrerisch zu verbessern. Es gibt immer zwei Seiten: Wir müssen das Technische und das Fahrerische noch steigern." Perfekt geklappt hat das in dieser Saison in Brünn. "Wir waren dort bis zum Rennende stark und lagen an der Spitze. Am Ende hat es sogar für ein Podium gereicht, was uns sehr gut getan hat. Im nächsten Rennen war es schon wieder anders und wir hatten es schwerer, vorne mitzuhalten." Das Ziel des Auswanderers bleiben weitere Podestplätze und so viele Punkte wie möglich. Eins darf dabei aber nicht zu kurz kommen: "Die Rennen sollen Spaß machen und viele tolle Momente bringen."

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