Für das Kiefer Racing Team ging es in der vergangenen Saison steil bergab. Nachdem die Crew mit Stefan Bradl 2011 den Moto2-Titel feierte, wurde 2012 mit Max Neukirchner und später Mike di Meglio um jeden einzelnen WM-Punkt gebangt. "Sicherlich war das extrem frustrierend. Wir sind schon einige Jahre im GP-Sport und waren auch schon oft ganz hinten, die Erfahrung war demnach nicht neu für uns und wir konnten damit umgehen. Das eigentlich Schlimme für uns war, dass wir nach zwei bis drei Rennen gemerkt haben, dass wir keinen Schritt nach vorne machen können. Das war frustrierend", gab Stefan Kiefer gegenüber Motorsport-Magazin.com zu.

Für die kommende Saison musste das Team nun Konsequenzen ziehen und wird in 2013 nicht mehr in der Moto2 antreten, dafür aber mit zwei Piloten in der Moto3-Klasse. Florian Alt und Toni Finsterbusch bekommen jeweils eine Kalex KTM. "Wir waren mit allen deutschen Fahrern in Kontakt, sind mit dieser Fahrerpaarung aber letztlich sehr, sehr zufrieden", betonte Kiefer. Nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Kalex sei auch die Wahl für das Bike nicht schwergefallen. "Sie haben ein gutes Produkt in der Moto2 und der Moto3 Kategorie geschaffen. Für uns sind es kurze Wege, gutes Material und deshalb haben wir uns dafür entschieden", begründet der Teammanager.

Für Kiefer Racing beginnt 2013 also ein komplett neues Kapitel. Die Moto2-Maschine wurde schon nach dem letzten Rennen in Valencia erfolgreich weiterverkauft, nun muss noch der Rest der Team Struktur umgestellt werden. Kiefer beschwichtigte: "Das ist relativ einfach, ein kleineres logistisches Problem, aber eher finanziell belastend. Wir müssen für die Moto3 im nächsten Jahr alles neu kaufen, was die Sache aus finanzieller Sicht für uns nicht einfach macht. Aber wir stehen damit definitiv nicht vor unlösbaren Aufgaben. "

Die Piloten

Mit Florian Alt holten sich Stefan und Jochen Kiefer einen jungen talentierten Nachwuchs ins neue Team. Der 16-Jährige sicherte sich 2012 den Titel in der 125ccm-Meisterschaft der IDM und im Red Bull Rookies Cup und gilt als einer der größten deutschen Nachwuchstalente. "Das klingt natürlich schon gut, aber ich bin eben ein ganz normaler Rennfahrer und versuche einfach nur gute Leistungen zu bringen und mache einfach meinen Job", erklärte der Pilot aus Nümbrecht bei Motorsport-Magazin.com.

Florian Alt gilt als eines der vielversprechendsten deutschen Nachwuchstalente, Foto: Buenos Dias
Florian Alt gilt als eines der vielversprechendsten deutschen Nachwuchstalente, Foto: Buenos Dias

Die Saison 2012 sei für Alt trotz Erfolgen nicht leicht gewesen. "Wir waren fast jedes Wochenende unterwegs. Die Doppelbelastung war aber denke ich gut, denn so konnte ich mich schon ein bisschen auf das nächste Jahr einspielen, schließlich haben wir da 18 Rennwochenenden und das ist verdammt viel. Ich habe trotzdem beide Meisterschaften gewinnen können und das war schon gut."

Toni Finsterbusch durfte im letzten Jahr schon erste Erfahrungen in der WM sammeln, musste aber die ein oder andere Hürde nehmen. "Ich hatte eine schwierige Saison mit unterschiedlichen Teams, ich habe bei MZ angefangen, dann zum Racing Team Germany gewechselt, dann wieder MZ und am Ende wieder zum RTG - das war ein ganz schönes Durcheinander und ich hatte absolut keine Kontinuität. Bei den Tests sind wir nur einen von acht Tagen gefahren, dementsprechend schwierig war es. Wir kamen in keinen richtigen Rhythmus und ich habe wohl etwas viel von mir selbst erwartet und war am Anfang zu verkrampft. Der Tiefpunkt war mein Schlüsselbeinbruch, danach ging es aber viel besser los."

"Als ich in Silverstone zurückgekommen bin, habe ich direkt mein bestes Ergebnis geholt und in Assen und auf dem Sachsenring danach war ich wieder in den Punkten. Danach hat es zwar nicht wieder für Punkte gereicht, aber wir waren zumindest in der Nähe. Die IDM und die WM sind schon grundverschieden, hier sind alle auf einem sehr hohen Niveau. Die Technik muss passen, der Fahrer muss immer 100 Prozent geben, sonst landet man ganz weit unten", fasste er für Motorsport-Magazin.com zusammen.

Dass es bei MZ nicht allzu rosig aussah, wusste der Sachse schon recht früh. "Das war eine schwierige Zeit, weil wir dann regeln mussten, wie es weitergeht. Das war extrem anstrengend." Die härtesten Rennwochenenden seiner Rookie-Saison erlebte Finsterbusch in Estoril und Indianapolis. "In Estoril bin ich absolut nicht zurechtgekommen und ich wusste auch nicht, woran das lag, denn ich hatte keinerlei Daten von niemandem und war komplett auf mich alleine gestellt. Nach dem guten Rennen bin ich in Indianapolis eigentlich positiv gestimmt angekommen. Dort fanden wir aber kein richtiges Setup, hatten absolut keinen Grip und ich bin gestürzt. Das war richtig schwierig."

Für Finsterbusch hielt seine erste Saison in der Moto3-Weltmeisterschaft aber auch positive Überraschungen bereit. Bei der Frage nach seinem persönlichen Höhepunkt, musste er nicht lange überlegen: "Das Rennen in Assen, denn so nah an der Führungsgruppe war ich noch nie. Der Abstand zum Ersten war extrem gering, ich konnte mich von Startplatz 24 aus in der großen Gruppe durchsetzen und konnte in die Punkte fahren ohne dass jemand vor mir ausgefallen ist."