Da ging sie dahin, die letzte 125cc Saison in der Motorradweltmeisterschaft. Für 63 Jahre warfen sich junge Nachwuchsfahrer und alte Hasen voller Elan und einem Lächeln in die Herausforderungen der 125cc-Klasse. Nun hat sie ausgedient. Ab sofort gibt man sich nicht mehr mit historischen Überresten zufrieden, Moto3 ist angesagt!

Doch Ehre, wem Ehre gebührt. Denn auch wenn wir uns künftig der Offenbarung Moto3 hingeben, 2011 gab es noch einen letzten 125cc-Weltmeister zu krönen, junge Talente zu erspähen, den Pechvogel des Jahres zu küren und Paris -it's hot!- Hilton.

This is so not sexy

Die Saison versprach am Anfang einen nur geringen Spannungsfaktor. Nico Terol, der bereits 2010 einer der WM-Favoriten gewesen war und sich im Winter vor 2011 hervorragend aufgelegt zeigte, holte in den ersten fünf Grand Prix vier Siege und einen zweiten Platz. Echte Gegner musste man mit der Lupe suchen und viele dachten, bis zum Sommer ist die WM-Entscheidung schon gefallen.

Der Dominator der finalen 125cc-Saison, Foto: Milagro
Der Dominator der finalen 125cc-Saison, Foto: Milagro

Silverstone deutete aber dann an, dass es vielleicht doch den einen oder anderen Widerständler geben könnte – namentlich Johann Zarco. Der Franzose bestach in dieser Saison mit zwei Punkten: Er fuhr konstant in die Top-5 und bis zum Saisonfinale hatte er sich nicht einen einzigen Ausfall geleistet. Die Kehrseite – und der endliche Grund weshalb er Terol am Ende nicht abfangen konnte - war seine mangelnde Zielstrebigkeit in Kombination mit Pech.

Bereits in Barcelona hätte der Ajo-Fahrer seinen ersten Sieg einfahren können, doch ein zu hartes Manöver gegen Terol bewog die Rennleitung eine Strafe auszusprechen, die ihn bis auf Rang sechs zurückwarf. In Italien und beim Grand Prix auf dem Sachsenring verpasste Zarco seinen ersten Sieg jeweils um Wimpernschläge und auch in Brünn gab es Rang zwei statt Prosecco aus Dosen. Doch auch beim Favoriten vom Aspar Team lief nicht alles rund. In Assen hatte sich Terol verletzt und konnte nicht starten. In Brünn gab es einen technischen Defekt; am 'Sari' in Australien und Malaysia schaffte er es nicht auf das Podium. So blieb die WM zumindest theoretisch bis zum Saisonfinale in Valencia offen, doch mit einem zweiten Platz und dem Sturz von Zarco ging der Titel letztendlich mit 302 Punkten verdient an Nico Terol.

Alter, .. Paris Hilton hat dich gerade gerockt

Die Entdeckung des Jahres war derweil definitiv Maverick Vinales. Der junge Spanier in Diensten des Blusens by Paris Hilton Racing Teams brauchte nur zwei Rennen, um richtig warm zu werden. Bereits in Frankreich fuhr der Rookie zu seinem ersten Sieg. In Assen folgte der zweite Streich und auch bei den letzten beiden GPs fuhr er als Erster über die Ziellinie. Zusammen mit fünf weiteren Podestplätzen machte er nicht nur Teampatin Paris stolz, sondern beeindruckte auch Gegner und Mentoren. Neben dem Titel 'Rookie des Jahres' sicherte er sich damit Rang drei in der Gesamtwertung.

Blusens sorgte nicht nur wegen Paris für Schlagzeilen, Foto: Milagro
Blusens sorgte nicht nur wegen Paris für Schlagzeilen, Foto: Milagro

Doch auch für die deutschen Teilnehmer gab es Grund zum Feiern. Sandro Cortese gehört definitiv zu den alten Hasen in der 125cc-Klasse, doch ein Sieg blieb ihm bis 2011 verwehrt. In Brünn sollte es für den 21-Jährigen endlich klappen. Zum ersten Mal durfte er in der WM ganz oben stehen. Auf Phillip Island konnte er noch einmal triumphieren.

Jonas Folger absolvierte 2011 seine dritte komplette WM-Saison und auch bei ihm sollte es zum ersten GP-Sieg reichen. Ausgerechnet bei den schwierigen Wetterverhältnissen in Silverstone bewies der Ajo-Fahrer Nerven und einen klaren Kopf. Wo andere es übertrieben, fand er das richtige Maß um dennoch souverän zum Siegt zu fahren.

So verabschiedete sich die 125cc doch standesgemäß, statt geköpft. Mit einem verdienten Weltmeister, viel versprechenden Talenten, die ab 2012 für Furore sorgen dürften und Erfolgen für die Erfahrenen, die zeigen durften, dass sich Hartnäckigkeit auszahlen kann.