Nach so vielen Wochen mit einem Rennen nach dem Anderen, freust Du Dich da, dass das Tempo etwas rausgenommen wird?
Marc Marquez: Es ist wahr, dass es hart sein kann, wenn man jede Woche Rennen fährt. Aber in meinem Falle, wo ich gewonnen habe und die Dinge alle ziemlich einfach kamen, war ich Wochenende für Wochenende motiviert. Trotzdem sind die Ferien immer gut und das noch mehr, wenn du vorher deine Arbeit ordentlich gemacht hast.

Stört es Dich, wenn so ein Run jetzt unterbrochen wird?
Marc Marquez: Ja. Wenn für Dich alles gut läuft, du komfortabel fahren kannst, Vertrauen hast und dann dabei noch Siege kommen, dann würdest du am liebsten jedes Wochenende fahren. Aber es ist auch gut, wenn du dich einmal ausklinken und dann in der zweiten Hälfte der Meisterschaft stärker zurückkommen kannst.

Mit so vielen Rennen, so vielem Reisen und so vielen Tagen weg von zu Hause, wird man da nicht müde?
Marc Marquez: Nein, denn wenn du es gut hinbekommst, wenn du ein Rennen beendest, dann kannst du ein paar leichte Übungen machen, die dir dabei helfen, dass du dich gut erholst. Auch bereiten wir uns im Winter intensiv vor, damit wir ordentlich über die Saison hinwegkommen.

Welcher Sieg war für Dich der aufregendste?
Marc Marquez: Der beim Catalunya Grand Prix, denn ich war zu Hause, vor den Fans, vor meinem Fanclub und auf der Strecke, die am nächsten an meinem Wohnort liegt. Vor deinen Fans zu fahren und zu gewinnen, die Ehrenrunde vor deinen Leuten zu fahren, noch mehr nach einem nahezu perfektem Rennen, von Start bis Ziel geführt, das ist ganz besonders. Es ist der Traum eines jeden Fahrers: In deinem Heimatland gewinnen und in diesem Falle, in Montmelo, ist es die, die am nächsten bei uns ist und es ist auch noch eine Strecke, auf der ich als kleines Kind war, um meine Idole zu sehen.

Welcher war der Schwierigste?
Marc Marquez: Ein sehr hart erkämpfter Sieg war der in Mugello, denn ich hatte einen schlechten Start und musste mich von hinten wieder vor kämpfen. Das Motorrad war dort schnell und das hat mir sehr geholfen. Auch der Sieg in Silverstone - das war für den Zuschauer sicher ein tolles Rennen, aber für den, der da genau drin war, war es das riskanteste. Wenn du ankommst und es gut gelaufen ist, dann macht es Spaß.

In der Saisonvorbereitung war dein Potenzial für dieses Jahr bereits auffällig. War es da ein harter Knacks in Jerez zu stürzen, im zweiten Rennen der Saison?
Marc Marquez: Nicht direkt hart, aber ja, es war eine schwierige Zeit, denn wir fuhren zu Hause, auf genau der Strecke, auf der wie alle die Saisonvorbereitungs-Tests gefahren waren und von der wir wussten, dass wir schnell sind. Auch bin ich von der Pole gestartet und wir wussten, dass wir zumindest um das Podest, aber auch um den Sieg würden kämpfen können. In der ersten Runde zu stürzen und dann auch noch wegen eines Fehlers, der gar nicht meiner war, das war hart. Wir haben ziemlich viele Punkte verloren und ich habe mir auch die Schulter ausgekugelt. Ich verbrachte drei Wochen mit der Erholung und konnte in Le Mans nicht voll erholt an den Start gehen. Das war das schlimmste dran, aber die Leute um dich herum helfen dir sehr, damit du da durchkommst.

Im März durchbrachst du den Rundenrekord, du warst beim Testen sehr stark, du startetest von der Pole. Hast du geglaubt, dass du das Rennen gewinnen würdest?
Marc Marquez: Nun, ich schaffte es im Jahr zuvor auf das Podium und Jerez war immer gut für mich. In der Saisonvorbereitung war ich bei allen Tests der Schnellste und ich konnte immer locker fahren und das mit der Fähigkeit, gute Rundenzeiten abzuliefern. Ja ich war zuversichtlich ich könnte das Rennen gewinne, doch du weißt immer, dass alles passieren kann. Deine Rivalen können einen Schritt vorwärts machen und abhauen, aber es ist wahr, dass ich geglaubt habe, dass wir bereit seien, um um den Sieg zu kämpfen.

Marquez führt die WM an und hat eigene Ziele übertroffen

Wir haben gerade einmal Halbzeit in der Saison und du führst die Weltmeisterschaft mit 26 und 39 Punkten Vorsprung auf Pol Espargaro und Nico Terol an. Hast du geglaubt, dass es so kommen würde?
Marc Marquez: Das Ziel und die Hoffnung, die wir von Anfang an hatten, war, dass wir gegen Halbzeit der Meisterschaft nahe an die Spitze herankommen, um die Top-Platzierungen kämpfen. Die Wahrheit ist, dass ich nicht erwartet hatte, dass ich hier stehe und so einen Vorsprung habe, geschweige denn, dass ich, abgesehen von Jerez, fünf Rennen in folge gewinnen konnte und damit den 32-Punkte-Rückstand aufholen konnte, den ich in Le Mans noch hatte. Pol und Nico haben auch ein paar Fehler gemacht und sie haben mit der Anzahl der Nuller gleichgezogen, auch wenn Nico noch größeres Pech hatte, weil er sich verletzte und das Rennen in Deutschland auslassen musste. In jedem Falle haben die diesen Vorsprung, welcher auch aufzeigt, welch gute Arbeit wir gemacht haben. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass noch eine Hälfte der Meisterschaft vor uns liegt.

Du bist seit zweieinhalb Jahren in der Weltmeisterschaft und du hast fünf Siege geholt, die aber alle aufs Mal. Hattest du geglaubt, dass die eher kommen würden?
Marc Marquez: Das hängt immer von vielen Faktoren ab, genauso wie fünf Siege in Folge auch davon abhängen, ob dir die Strecken liegen oder nicht, von der Form deiner Rivalen, etc. Ja es ist wahr, dass ich letztes Jahr schon gern einen Sieg gehabt hätte, aber es sollte aus verschiedenen Gründen einfach nicht sein, sowohl ob meiner eigenen Fehler als auch wegen vieler Probleme mit dem Motorrad. Das führte dahin, dass ich nicht so konkurrenzfähig war, wie meine Rivalen.

Eines der Geheimnisse der Saison ist deine starke Bindung innerhalb deines Teams. Was ist besonders an der Gruppe von Leuten, mit denen du arbeitest?
Marc Marquez: Es ist ein Team mit einem Family-Feeling, sehr freundlich, es gibt da nicht viele, aber alle sind sehr gut in ihrer Arbeit und das wichtigste ist, dass wir eine gute Beziehung zueinander aufbauen konnten. In dem Moment, wo ich mit dem Motorrad in die Box komme, erzähle ich ihnen meine Gedanken und sie wissen sehr schnell, was ich brauche. Ich denke, dass ein Teil des Erfolges die Erfahrung ist, die sie haben, ebenso wie die großartige Atmosphäre zwischen allen und das gibt dem Team eine noch größere Stärke.

Wie war es bis jetzt mit Aki Ajo zu arbeiten?
Marc Marquez: Er ist eine Person, die mir sehr empfohlen wurde, für seine guten Fähigkeiten, mit einem Zweitakt-Motorrad zu arbeiten, eben mit denen, die in der 125er genutzt werden. Und darum habe ich entschieden, für ihn zu fahren. Er hat sehr viel Erfahrung und er hat mit vielen Herstellern wie Derbi, Malagutti und Honda gearbeitet und am Ende des letzten Jahres habe ich beobachtet, wie er arbeitet, wie schnell Corteses Motorrad war oder als Di Meglio die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Er ist ein Teamchef mit Erfahrung, klaren Ideen und mit einer großartigen Begabung, wenn es darum geht, das Motorrad und das Chassis abzustimmen. Die Leistung des Motorrades ist immer sehr konstant, das ist das wichtigste und es hat mich noch nie im Stich gelassen.

Es wird gesagt, dass die RSA - egal ob von Derbi oder Aprilia - ein sehr sensibles und schwieriges Motorrad ist, aber auf der anderen Seite waren sie von Beginn an sehr schnell. Was ist das schwierigste bei dem Bike?
Marc Marquez: Es ist alles relativ, denn von KTM kommend, wo ich all die Erfahrung gesammelt habe, dich ich bislang habe, sind Chassis und Motor besser. Das Chassis ist am kritischsten, aber ich fand schnell ein gutes Gefühl und ein gutes Setup.

Neben dir haben auch Nico Terol und Pol Espargaro in dieser Saison Rennen gewonnen. Glaubst du, dass irgendein anderer Fahrer in der zweiten Saisonhälfte an deine Leistungen anknüpfen kann?
Marc Marquez: Um um den Titel zu kämpfen, wird es schwierig. Ich denke, dass das schon eine kleine Lücke zwischen dem Dritten und dem Vierten ist. In jedem Rennen kannst du aber sicher sein, dass Bradley Smith da vorne sein wird und Cortese, Krummenacher oder Rabat könnten auch auftauchen.

Espargaro war immer einen Tick eher weiter oben

Du bist mit Pol Espargaro schon viele Jahre zusammen auf der Strecke. Kannst du dich an das erste Mal erinnern?
Marc Marquez: Ich muss fünf gewesen sein und wir begannen mit dem "Enduro für Kinder", wo die Rennen über Katalonien verteilt stattfanden, auch wenn da nur einer aufs Mal fährt. Mit acht begann ich mit dem Tempo im Conti Cup, wir fuhren dann öfter gegeneinander, auch wenn er fast zwei Jahre älter als ich ist und immer zuerst in die nächste Kategorie aufstieg.

Das nächste Rennen ist in der Tschechischen Republik. Wie ist die Strecke von Brünn?
Marc Marquez: Es ist eine komplizierte Strecke, gerade im letzten Teil, auf dem bergauf Stück, wo du eine gute Rundenzeit herausholen kannst und darauf müssen wir sehr gut vorbereitet sein. Mit der KTM fand ich es dort ziemlich kompliziert, aber diese Saison ist alles anders und ich hoffe, dass ich über das Wochenende gute Fortschritte machen kann.

Ist es möglich, die Siegesserie fortzusetzen?
Marc Marquez: Es ist keine Besessenheit, aber klar, wenn wir die Chance zum Siegen haben, dann nichts wir ran. Das Wichtige ist, an die Meisterschaft zu denken und immer Punkte hinzuzufügen.

Wo ist das Limit von Marc Marquez?
Marc Marquez: Wer weiß? Denn neben Pol und Nico legen wir die Latte Rennen für Rennen etwas höher, brechen fast auf allen Strecken Rekorde. Und mit dem Team denken wir nur daran, mit diesem Fortschritt weiter zu machen. Im Qualifying und in den Rennen geben wir immer alles, auch wenn wir versuchen nicht die Kontrolle zu verlieren und beim Fahren will ich die ganze Zeit immer die Reaktionen des Motorrades spüren. Ja es ist wahr, dass wir manchmal eine Runde getan haben, wo du etwas mehr herausholen willst und drei bis vier Zehntel schneller bist, als es eigentlich möglich schien.

Zu Hause gab es immer eine große Leidenschaft für Motorräder. Fuhr Dein Vater Rennen?
Marc Marquez: Nein, Rennen nicht, aber er war immer ein großer Fan und er fuhr immer auf seinem eigenen Motorrad nach Jerez und auch nach Assen. Er ist auch als Rennleiter im Moto Club Segre tätig, daher war ich schon seit ich klein war immer von Motorrädern umgeben.

Auf der anderen Seite bist du nicht der einzige Motorradfahrer in eurem Haus. Ist dein Bruder so gut wie du?
Marc Marquez: Alex trainiert noch und es ist nicht möglich zu sagen, ob er ein Phänomen wird, aber er hat Geschick. Er weiß, wie man ein Motorrad fährt und wie man schnell fährt, was das wichtige ist.

Wird er dich auf der Strecke eines Tages einholen?
Marc Marquez: Das hoffe ich! Ich hoffe, dass du uns eines Tages zusammen um den Sieg kämpfen siehst, wenn es so sein soll. Aber derzeit fährt er noch die spanische Meisterschaft, er ist jung und muss die Sache Schritt für Schritt angehen und weiter hart arbeiten. Lass uns hoffen, dass es vielleicht so kommt."

In Deiner dritten WM-Saison hast du nun ein paar Siege eingefahren. Wirst du in den Straßen erkannt?
Marc Marquez: Ich werde langsam nicht nur an den Strecken erkannt, in Lleida und Barcelona, da hörst du immer jemanden flüstern 'das ist Marc Marquez'. Ich bekomme das mit, aber ich bleibe da auf dem Boden und ich nehme das mit Bescheidenheit zur Kenntnis.

Weißt Du, wie viele Leute Dich im Internet verfolgen? Im Fanclub, bei Facebook etc.?
Marc Marquez: Natürlich, denn ohne sie alle wäre diese Szene nichts und das ist eine der wichtigsten Sachen für einen Fahrer. Du weißt in jedem Moment, dass sie an deiner Seite sind und dass ist eine der größten Freuden, die du haben kannst.