"Das perfekte Motorrad gibt es nicht", stellte Stefan Kufiss gleich zu Beginn des Interviews mit dem Motorsport-Magazin klar. Er ist in der 125ccm-Weltmeisterschaft für das Team für Aki Ajo tätig und kümmert sich dort um die Abstimmungsarbeit bei Marc Marquez und Sandro Cortese.

Immer wieder fallen die Begriffe "Setup", "Daten", "Abstimmung" und "Fahrwerk", doch kaum einer weiß, um was es dabei wirklich geht, auf was es bei all diesen Sachen ankommt und wie man diese dann in eine schnelle Runde verwandelt. Kurfiss weiß das von beiden Seiten der Boxenmauer her. Zwischen 1984 und 1995 fuhr der heute 48-jährige insgesamt 46 Grand Prix in den Klassen bis 80cc und 125cc. 1989 wurde er hinter Jaime Mariano und Jose Saez Dritter der Europameisterschaft in der 80er-Klasse. Außerdem holte er sich in eben jener Klasse 1990 auf Krauser den deutschen Meistertitel, 1992 und 1994 gelang ihm das in der 125er-Klasse.

Doch jetzt ist Kurfiss für Fahrwerk und Abstimmung bei Marquez und Cortese im Team von Aki Ajo zuständig. Wie man an der Piste das Setup erarbeitet, erklärte er uns etwas genauer. "Auf vielen Strecken besitzen wir bereits ein Setup aus dem Vorjahr oder von Testfahrten. Somit können wir Erfahrungswerte vorweisen. Darauf bauen wir das Motorrad für den Freitag auf. Danach läuft die Abstimmung fahrerspezifisch ab. Der eine Fahrer hat diesen Fahrstil, der andere wiegt mehr, man muss das Motorrad auf den Fahrer abstimmen", so Kurfiss.

Ein Fahrwerk ist übrigens nicht gleich ein Fahrwerk. Von 125cc zu Moto2 und MotoGP ist alles ganz anders. "Die Gewichte der Motorräder und die Reifen sind ganz anders", erklärte Kurfiss, dass die drei Klassen in Sachen Dämpfer, Schwinge, Gabel und das Zusammenarbeiten dieser Komponenten eigentlich nicht zu vergleichen gehen.

Mit Marquez betreut Kurfiss einen schnellen Spanier, der dieses Jahr mehr als je zuvor die Chance auf den WM-Titel hat. Teamkollege Cortese hingegen ist trotz vieler Jahre Erfahrung vom Titel weit entfernt. Überhaupt ist die deutsche Beteiligung in der WM eher mager, Spanier aber gibt es zu Hauf. Kurfiss weiß auch, woran das liegt. "In Spanien ist der Nachwuchs viel breiter gesät als in Deutschland. Sie können aus der spanischen Meisterschaft zehn Mann abgreifen, in die Weltmeisterschaft werfen und mindestens einer wird davon erfolgreich sein."

"Wir können aus der deutschen Meisterschaft vielleicht ein oder zwei in die WM werfen, aber davon darf keiner durchhängen", so Kurfiss weiter. "Denn es kommt niemand nach. Stattdessen müssen wir den Jungen den Kredit geben, zwei, drei Jahre mitzufahren und sie kontinuierlich aufbauen. Die Spanier haben auch bei der Angriffslust und dem Temperament einen gewissen Vorsprung auf die Nordeuropäer. Das ist speziell in der 125er Klasse ein Vorteil, wo es doch etwas härter zugeht."

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