Wenn Mika Kallio am kommenden Wochenende in Valencia das 250er-Rennen bestreitet, dann wird es gleichzeitig sein letztes Rennen für KTM. Nach langjähriger Zusammenarbeit wechselt der Finne zu Pramac Racing in die MotoGP, doch die zurückliegenden Jahre werden von beiden Seiten in guter Erinnerung gehalten. "Mika war von den Anfängen seiner Grand-Prix-Laufbahn bei uns. Wir sind als Team nach oben gekommen und haben gemeinsam unsere ersten Siege gefeiert. Wir haben in der 125er- und 250er-Klasse um Weltmeisterschaften gekämpft und es war eine tolle und aufregende Zeit", meint KTM-CEO Stefan Pierer.

Der Chef des österreichischen Herstellers kann Kallio nur als herausragendes Talent bezeichnen und betont, dass man immer gesagt habe, den Finnen auf seinem ganzen Weg unterstützen zu wollen. "Und das nicht nur mit unseren Maschinen, sondern auch wenn er eine gute Möglichkeit gefunden hat, in die MotoGP zu kommen. Diese Zeit ist nun gekommen. Es wird aufregend, ihn in Zukunft fahren zu sehen und wir wünschen ihm alle nur das Beste", sagt Pierer.

Ein Traum wird wahr

Für Kallio wird mit der Verpflichtung in der MotoGP ein Traum wahr, auch wenn er es sich mit der Entscheidung zum Wechsel nicht einfach gemacht hat. "Die MotoGP-Klasse ist die ultimative Herausforderung und ich habe diese Chance ergriffen, nachdem ich mit meinem Team und KTM gesprochen habe und nachdem ich alle Optionen abgewogen habe. Wir haben viele Rennen gewonnen, wir waren in der 125er und 250er ernsthafte Titelanwärter und es hätte nicht mehr viel gegeben, was ich beweisen hätte können, wenn ich noch ein Jahr weitergemacht hätte", erklärt er. Er werde sich immer an die tollen gemeinsamen Zeiten erinnern und vor allem daran, wie man das Paddock und die Fans in beiden Klassen überrascht habe, fügt der Finne noch an.

Mika Kallio mischte meist vorne mit, Foto: Kirn F.
Mika Kallio mischte meist vorne mit, Foto: Kirn F.

Dass es zwischen Kallio und KTM funktioniert, war bereits in seinem ersten Rennen für den österreichischen Hersteller 2003 zu sehen, als er in Brünn zum 125er-Team stieß und trotz eines Trainingssturzes, bei dem er sich den linken Mittelfinger verletzte, auf Platz vier kam. Nur vier Rennen später fuhr er in Malaysia zu Platz zwei und damit erstmals auf das Podest. 2005 und 2006 konnte er in der Achtelliterklasse sieben Siege und 21 Podestplätze einfahren und wurde zwei Mal Vize-Weltmeister, wobei er 2005 nur um fünf Punkte scheiterte. Das war damals vor allem deswegen bitter, weil er in Katar kurz vor dem Ziel noch von seinem Teamkollegen Gabor Talmacsi überholt und damit um den Sieg gebracht wurde. Das hatte ihn fünf Punkte gekostet.

Zwei Vize-Titel sind auch gut

"Es ist etwas schade, dass wir den Titel nicht gewinnen konnten, aber zwei Mal Zweiter zu werden ist auch ein gutes Ergebnis. Die Titelkämpfe waren knapp, vor allem 2005. Ich habe gute Erinnerungen an die Zeit, vor allem an meinen ersten Sieg in Portugal, als ich auf der Zielgeraden gerade einmal um acht Tausendstel gewonnen habe", sagt Kallio. 2007 folgte der Wechsel in die 250er-Klasse und damit eine neue Herausforderung. Dem Finnen war damals klar, dass er nicht sofort wieder vorne mitmischen würde, er hatte aufgrund der Tests aber schon eine Ahnung, wie es laufen könnte. "Auch wenn meine neue Maschine wegen des doppelten Hubraums und der zusätzlichen PS so viel stärker war, fühlte sie sich immer noch wie eine KTM an und war immer noch meine Maschine", erzählt er.

Nach rund einer halben Saison war Kallio auf seiner Maschine dann auf dem Sachsenring bereits erstmals auf dem Podest. In Japan folgte schließlich auch der erste Sieg in der Viertelliter-Klasse. "Wir hatten dort 2005 und 2006 auf der 125er-Maschine gewonnen und dann in meinem 250er-Rookie-Jahr hinzukommen und wieder zu siegen, war einfach großartig", erinnert er sich. Beim Saisonfinale in Valencia folgte Sieg Nummer zwei und die Saison 2008 begann er mit zwei Siegen und insgesamt vier Podestplätzen. Bis Mitte des Jahres lag er in der WM vorne und verlor erst nach der Sommerpause den Anschluss an den WM-Zug.

Gegenseitiges Vertrauen

Da es nun für Kallio einen Schritt weiter geht, versucht er, die Gründe für die gute Zeit mit KTM zusammenzufassen. "Die Magie hinter unserem Erfolg ist gegenseitiges Vertrauen. Mein Team weiß, dass ich immer 100 Prozent gebe und ich weiß das auch von meinem Team. Ich weiß, dass ich mich auf die Entscheidungen des Teams verlassen kann, wenn ich auf die Strecke gehe. Und auch wenn auf einer bestimmten Strecke etwas falsch läuft, so weiß ich, dass Harald [Bartol] in seiner Werkstatt sitzen wird und ohne Unterlass arbeitet, bis er eine Lösung für das Problem gefunden hat. Diese Art Vertrauen ist einer der Gründe, warum ich Jahr für Jahr bei KTM weitergemacht habe. Meine Beziehung mit Harald und den anderen Ingenieuren im Team ist viel mehr als nur auf technischer Basis. Wir sind Freunde - und wir werden auch in Zukunft Freunde bleiben."