So schnelllebig ist die Moto2: Im Vorjahr fuhr Jonas Folger für das AGR-Team, in diesem Jahr ist es Marcel Schrötter. Für die Saison 2016 mit dem neuen Team hat sich einer der drei Deutschen im Feld der Moto2 viel vorgenommen. Mit Motorsport-Magazin.com sprach Schrötter über seine Pläne für 2016 und seine Rückkehr von Tech3 zu Kalex.

Mit welchen Erwartungen bist Du in die Vorsaison-Tests gegangen?
Schrötter:
Dort weiterzumachen, wo wir letztes Jahr mit dem neuen Team aufgehört haben. In Valencia lief es damals gut, aber das ist eine Strecke, die mir sehr gut liegt. In Jerez ist es eher das Gegenteil. Mir gefällt die Strecke zwar sehr gut, aber ich tue mich seit Jahren schwer. Wir haben bisher gezeigt, dass wir in jeder Session (der Testfahrten) in der Top-10 dabei waren, auch wenn es mal ein bisschen schwieriger war. Nach den drei Tagen wäre ich gern noch zwei, drei Plätze weiter vorne gewesen, aber wir haben noch ein bisschen Arbeit vor uns.

Bei den Testfahrten in Jerez fuhr Marcel Schrötter konstant in die Top-10, Foto: AGR Team
Bei den Testfahrten in Jerez fuhr Marcel Schrötter konstant in die Top-10, Foto: AGR Team

Rückkehr zu Kalex

Gibt es Parallelen zwischen der neuen Kalex und dem Bike, dass du 2013 gefahren bist?
Schrötter:
Ganz schwer zu sagen. Klar sind sie sich ähnlich, aber als ich nach den zwei Jahren auf der Tech3 im November 2015 wieder auf der Kalex saß, war es schon ein krasser Unterschied. Die größten Unterschiede waren die Sitzposition, das Gefühl und vor allem die WP-Dämpfer. Wie sich das 2013 angefühlt hat, weiß ich schon gar nicht mehr.

Jonas Folger konnte im vergangenem Jahr mit dem Team zweimal siegen - bedeutet das für dich Druck oder Motivation?
Schrötter:
Die Erfolge haben gezeigt, dass es im Team grundsätzlich passt. Das Material ist top, warum es bei Jonas von der Konstanz her nicht gereicht hat, weiß ich nicht. Wir haben auf jeden Fall ein siegfähiges Motorrad. Aber ich sehe da gar keinen Druck. Ich versuche, ordentliche Leistungen zu bringen und nach Möglichkeit um Podiumsplätze zu kämpfen. Mein Ziel ist natürlich auch, vor Jonas und Sandro zu landen und bester Deutscher zu werden.

An welchen Bereichen müssen Du und dein Team vor Saisonbeginn noch arbeiten?
Schrötter:
Es gibt ein paar Bereiche, in denen noch etwas verbessert werden muss. Aber wir haben ja noch drei Tage in Katar, da werden wir noch viel machen können, damit wir für das erste Rennen und die beiden Übersee-Runden bereit sind.

Bäumchen wechsle dich: Im letzten Jahr fuhr Jonas Folger noch für das AGR-Team, Foto: AGR Team
Bäumchen wechsle dich: Im letzten Jahr fuhr Jonas Folger noch für das AGR-Team, Foto: AGR Team

Inwiefern unterscheidet sich das Arbeiten mit deinem jetzigen Team von der Arbeit mit Tech3?
Schrötter:
Grundsätzlich ist es ähnlich, aber bei Tech3 war die Analyse von etwa der Geometrie schwieriger. Wir hatten keine Anhaltspunkte von anderen Fahrern auf dem gleichen Bike und konnten keine Vergleiche anstellen. Jetzt hat man Anhaltspunkte und klare Daten von mehreren Fahrern. Man weiß, wo man mit dem jetzigen Bike steht und kann ein bisschen gezielter in Richtungen gehen, die man für sich persönlich festlegt.

Hast Du bestimmte Rituale, die vor keinem Rennen fehlen dürfen?
Schrötter:
Keine krassen Rituale. Aber welchen Stiefel ich zuerst anziehe, was ich beim Aufwärmen mache, wie ich es mache, welchen Handschuh ich als Erstes anziehe - solche Sachen mache ich immer gleich. Es gehört dazu und wenn man es anders macht, hat man im ersten Moment ein komisches Gefühl. Wenn etwas schief geht, kann man sagen, es lag daran.

2015 fuhr Marcel Schrötter in Japan mit Platz neun sein bestes Saisonergebnis ein, Foto: Tech 3
2015 fuhr Marcel Schrötter in Japan mit Platz neun sein bestes Saisonergebnis ein, Foto: Tech 3

Rivalen? Die ersten fünfzehn im Feld

Wen siehst Du in der kommenden Saison als deinen härtesten Gegner?
Schrötter:
Ich will mich nicht auf eine Person festlegen. Die Moto2 ist eine der schwierigsten Klassen der Welt. Meine größten Rivalen werden die besten fünfzehn Fahrer sein. An einem Wochenende kann einer 15. werden, aber am nächsten Wochenende kämpft er um den Sieg. Ich will mich auf jeden Fall durchsetzen und gegen alle gewinnen.

Welche konkreten Ziele hast Du dir für die Saison 2016 gesetzt?
Schrötter:
Seit langem wird gesagt, dass ich viel mehr könnte, aber im Endeffekt habe ich bisher nicht viel zeigen können. Deshalb hoffe ich, 2016 das Gegenteil beweisen zu können. Ich komme nicht nach Katar und sage, dass ich aufs Podium fahren muss, aber ich will schon zeigen, dass ich dabei bin und permanent vorne mitfahren kann. Alles innerhalb der Top-6 wäre ein toller Start, aber wir wollen langsam anfangen und wieder Spaß am Rennen fahren haben. Im Laufe der Saison wollen wir uns steigern und das ein oder andere Mal ums Podium kämpfen.

Du lebst seit längerem in Spanien - was fehlt dir an Deutschland am meisten?
Schrötter:
Die Freunde und die Familie. Man ist sehr lange von zu Hause weg und ich bin bis auf drei oder vier Tage in der Heimat komplett in Spanien. Es fehlt, ganz normale Sachen zu unternehmen, wie am Abend zusammen grillen oder ins Kino zu gehen mit Freunden. Auf der anderen Seite bin ich aber in Spanien, um mein Ziel zu erreichen und mich zu verbessern. Ich liebe Motorradfahren und bin froh, dass ich in Spanien Motocross fahren kann. Deshalb habe ich ja auch Spaß dran und es ist halb so schlimm. Aber natürlich ist man trotzdem gern zu Hause.