Vier deutsche Fahrer absolvierten die Moto2-Saison 2015, mit unterschiedlichem Erfolg. Motorsport-Magazin.com fasst das Jahr des deutschen Quartetts zusammen:

Die Fahrer

Als größte deutsche Hoffnung ging Jonas Folger in die Saison 2015. Der Auftaktsieg in Katar weckte bereits Titelhoffnungen, nach einem weiteren Sieg beim vierten Rennen in Jerez war Folger erster Verfolger von Johann Zarco, der schon damals die WM anführte. Doch Folgers Jahr war vor allem durch eins geprägt: Inkonstanz. Glänzende Auftritte wie eben in Jerez oder in Motegi wechselten sich munter ab mit Rennen, in denen Folger im Mittelfeld versank. In Austin verpasste der Deutsche die Punkte als 16., in Valencia und auf dem Sachsenring erkämpfte sich Folger mit Mühe zwei Pünktchen. Unterm Strich landete Folger so auf dem sechsten WM-Rang mit 163 Punkten.

Ähnlich ambitioniert wie Landsmann Folger startete Sandro Cortese ins Jahr 2015. Im dritten Jahr im eigens für Cortese geschaffenen Dynavolt Intact GP-Team sollten endlich regelmäßige Podiumsplätze herausspringen. Am Ende landete Cortese nur in Motegi als Dritter auf dem Podium. Dafür kämpfte der Deutsche oft im Mittelfeld um die hinteren Punkteplatzierungen. Oftmals machte auch Corteses altbekannte Schwäche, die Startphase, ein besseres Rennergebnis zunichte. Als Gesamtelfter mit 90 Punkten schloss Cortese die Saison ab.

Eher im Schatten von Jonas Folger befand sich Sandro Cortese 2015, Foto: Dynavolt Intact GP
Eher im Schatten von Jonas Folger befand sich Sandro Cortese 2015, Foto: Dynavolt Intact GP

Marcel Schrötters Vorgabe vor der Saison lautete: an die gute Vorsaison anknüpfen und wieder einen Top-10-Platz in der Endabrechnung holen. Mit der unterlegenen Tech3-Maschine verfehlte Schrötter dieses Ziel jedoch deutlich. In vielen Rennen hatte er Probleme, überhaupt um die Punkte kämpfen zu können. Sein bestes Rennergebnis fuhr Schrötter als Neunter in Motegi ein, ein weiteres Mal in die Top-10 schaffte es Schrötter als Zehnter in Jerez. Am Ende sammelte Schrötter insgesamt 32 Punkte und beendete das Jahr auf der 20. Position in der Gesamtwertung.

Seine erste WM-Saison in der Moto2-Klasse bestritt Florian Alt in diesem Jahr. Gemeinsam mit seinem Moto2-Titelkonkurrenten aus der spanischen Meisterschaft von 2014, Jesko Raffin, wagte der Deutsche den Sprung in die WM. Nur, um sich an den Wochenenden regelmäßig für die rote Laterne zu bewerben. Von seiner Vorgabe, sich auf WM-Niveau zu etablieren, war Alt an 17 von 18 Rennwochenenden weit entfernt. Einzig beim Finale in Valencia präsentierte sich Alt in einer Form, die ihn für ein Moto2-Bike in der kommenden Saison qualifiziert hätte. Aber auch da konnte sich Alt nicht mit Punkten belohnen, sodass am Ende sein Punktekonto leer blieb.

Die Motorräder

Sandro Cortese und Jonas Folger setzten wie schon im Vorjahr ein Motorrad des Fast-Monopolisten Kalex ein und blieben ihren Teams Dynavolt Intact GP und AGR treu. Damit setzten beide Deutsche auf ein vertrautes und bewährtes Package. Marcel Schrötter blieb nach einer hervorragenden Saison 2014 ein weiteres Jahr bei der Tech3-Mannschaft von Hervé Poncharal. Der Eigenbau des Teams sollte sich jedoch als weniger konkurrenzfähig als noch 2014 erweisen.

Einer von nur zwei Suter-Piloten 2015 war Florian Alt, Foto: Iodaracing
Einer von nur zwei Suter-Piloten 2015 war Florian Alt, Foto: Iodaracing

Da nur das Tech3-Team selbst und das JPMoto Malaysia Team mit einem Fahrer auf Tech3-Material setzte, stand die Weiterentwicklung oftmals still. Florian Alt setzte bei seinem Debütjahr in der Moto2-WM eine von nur zwei Suter-Maschinen ein. Der Schweizer Chassis-Hersteller musste sein Engagement zurückfahren, nachdem fast alle Teams auf besseres Kalex-Material gewechselt waren.

Die Highlights

Zweifellos bildete das Rennen in Jerez die Sternstunde von Jonas Folgers Saison 2015. Den Grundstein legte der Deutsche mit einem brillanten Start. Im Anschluss zog er im Windschatten von Esteve Rabat der Konkurrenz davon, ehe der Folger einen kleinen Fehler Rabats ausnutzte und am Spanier vorbeizog. Danach fuhr sich Folger schnell einen Sicherheitsabstand von ca. 1,5 Sekunden heraus, den er bis ins Ziel verwaltete - eine Meisterleistung und Folgers bisher bestes Rennen seit dem Aufstieg in die mittlere Kategorie.

In Jerez fuhr Jonas Folger einfach brillant, Foto: Jonas Folger
In Jerez fuhr Jonas Folger einfach brillant, Foto: Jonas Folger

Zunächst deutete wenig darauf hin, dass der japanische Grand Prix in Motegi zu Sandro Corteses Highlight 2015 und insgesamt zur deutschen Sternstunde des Jahres werden würde. Anfangs lief es für Cortese wie gehabt: Von Rang neun gestartet, ging es für den Deutschen zunächst ein paar Plätze nach hinten. Doch anstatt sich im Mittelfeld aufzureiben machte Cortese plötzlich eine Position nach der anderen gut. In der Schlussphase war Cortese einer der schnellsten Fahrer auf der Strecke. Seine Hatz nach vorne wurde mit Position drei hinter dem in Japan frisch gekürten Weltmeister Johann Zarco und Jonas Folger belohnt.

Ebenfalls im Regen von Japan glänzen konnte Marcel Schrötter auf seiner unterlegenen Tech3. Analog zu Landsmann Cortese startete Schrötter von einer für ihn gewohnten Position, nämlich als 21. aus der siebten Reihe. Eine weitere Parallele zu Corteses Rennen ließ sich in der unglaublichen Aufholjagd Schrötters ziehen, die jedoch beim Tech3-Fahrer noch fulminanter ausfiel. Von Position 21 kämpfte sich Schrötter binnen zehn Runden bis auf Platz acht vor. Diesen achten Platz konnte Schrötter nicht ganz halten, denn Sam Lowes zog in der letzten Runde wieder vorbei, dennoch bildet das Rennen von Motegi die stärkste Leistung Schrötters 2015.

Marcel Schrötter kämpfte in Japan gegen Piloten wie Sam Lowes um die Plätze, Foto: Tech3
Marcel Schrötter kämpfte in Japan gegen Piloten wie Sam Lowes um die Plätze, Foto: Tech3

Florian Alts Highlight kam für den Deutschen viel zu spät. Erst beim Finale in Valencia geigte der Deutsche auf. In den freien Trainings befand sich Alt mit den Plätzen 27, 30 und 31 noch in gewohnten Regionen. Nur, um dann, wenn es darauf ankommt, nämlich im Qualifying und im Rennen, aufzugeigen. Startplatz 19 bildete die mit Abstand beste Leistung Alt in den Abschlusstrainings. Und auch im Rennen schlug sich Alt bravourös, belohnte sich jedoch als 20. nicht mit seinen ersten Punkten des Jahres. Erwähnenswert ist auch die schnellste Rennrunde von Silverstone, als Alt als einer der ersten Piloten auf Slicks wechselte.

Die Lowlights

Als Tiefpunkt für das Jahr des Jonas Folger bieten sich drei Rennen an: Austin, Assen und Phillip Island. In den USA kam Folger nie wirklich auf Touren, vergeigte das Qualifying und verpasste im Rennen die Punkte. Das Rennen in Holland führte Folger zunächst an. Vor dem ersten Start bei der Dutch TT verspürte er allerdings Vibrationen, weshalb sein Team hektisch einen gebrauchten Vorderreifen aufziehen musste. Entsprechend brach die Performance gegen Rennende ein, und Folger fiel von Platz eins bis auf Rang sieben zurück. Auf Phillip Island lag Folger zunächst auf Podestkurs, wurde dann aber nach und nach langsamer und musste mit einem Plattfuß aufgeben.

Besonders viel Pech hatte Folger in Assen, Foto: AGR Team
Besonders viel Pech hatte Folger in Assen, Foto: AGR Team

Kurz und schmerzlos, so lief Corteses Rennen in Barcelona ab. Der Deutsche war in eine Kollision im Mittelfeld noch in der ersten Runde verwickelt und musste daraufhin schon nach vier Kurven die Segel streichen. "Ich habe einen großen Schlag von hinten bekommen. Ich konnte nichts machen und bin dann in Simeon gecrasht, was mir sehr leidtut. Der Start und das bisherige Wochenende liefen gut und dann sowas. Das ist wirklich bitter. Zum Glück bin ich unverletzt", gab Cortese nach dem Rennen zu Protokoll.

Wie sehr Marcel Schrötter der Verlauf der Saison 2015 frustriert hatte, ließ sich schon an seinem Rundumschlag nach dem Aragon-Qualifying erkennen. Den Tiefpunkt eines durchwachsenen Jahres erlebte der Deutsche schließlich beim Malaysia-GP. Dort bekam Schrötter kaum ein Bein auf den Boden und musste das Rennen vorzeitig beenden. "Ich musste schnell feststellen, dass das Motorrad quasi unfahrbar war. Ich hatte absolut null Grip am Vorderrad sowie auch hinten. Zudem kam noch heftiges Chattering dazu, was letztendlich die Ursache für den Sturz übers Vorderrad war", ätzte Schrötter nach dem Rennen.

In Malaysia ging für Marcel Schrötter nichts voran, Foto: Tech 3
In Malaysia ging für Marcel Schrötter nichts voran, Foto: Tech 3

Ausgerechnet das Heimrennen auf dem Sachsenring geriet für Florian Alt zum absoluten Desaster. Alt reiste schon alles andere als fit nach Sachsen, crashte am Freitag auch prompt im Training und verlor so wertvolle Trainingszeit. Ein weiterer, heftigerer Unfall im FP3 beendete den Heim-GP Alts, noch ehe er richtig begonnen hatte. Von Schwindelgefühlen geplagt, verzichtete Alt auf die Teilnahme im Qualifying. Für den Rennsonntag schließlich erhielt der Deutsche keine Freigabe mehr von den Ärzten.

Statistiken zur Saison der Deutschen in der Moto2 2015

Kat.FolgerCorteseSchrötterAlt
Siege2 (QAT, SPA)000
Podien4 (QAT, SPA, JPN, MAL)1 (JPN)00
Beste Platzierung1. (QAT, SPA)3. (JPN)9. (JPN)19. (INP)
Ausfälle3 (FRA, ITA, AUS)4 (SPA, CAT, INP, AUS)2 (GER, MAL)3 (NED, CZE, AUS)
Nuller4 (USA, FRA, ITA, AUS)5 (SPA, CAT, NED, INP, AUS)917
Schnellste Runden3001
Punkte16390320
Gesamtposition5.11.20.-
Poles0000
Erste Reihe3 (SPA, CAT, JPN)000
Bester Startplatz2. (CAT)4. (QAT, CZE)10. (USA)19. (VAL)
FP-Bestzeiten4 (FP1 ARG, FP2 SPA, FP3 CZE, FP1 MAL)1 (FP2 CAT)00