Zarco wurde am 16.Juli 1990 im südfranzösischen Cannes geboren. Seine Motorrad-Karriere begann klassisch auf Pocketbikes und Minimotos. Nachdem er einige Jahre in italienischen Minibike-Serien zugebracht hatte, während derer er sogar in Italien zur Schule ging, traf der rennbegeisterte Franzose mit 13 Jahren seinen zukünftigen Mentor Laurent Fellon. Dieser begleitet ihn seither als Coach, Manager und Berater. Die beiden leben sogar in einem gemeinsamen Haus im südfranzösischen Avignon.

Anfänge im Red Bull Rookies Cup

Der Moto2-Titel ist allerdings nicht Zarcos erster Titelgewinn. Unter Fellons Anleitung nahm er an der europäischen Pocketbike-Meisterschaft teil und wurde prompt als Rookie Vierter, 2005 und 2006 in seiner jeweiligen Kategorie sogar Vize-Europameister. 2007 stieg er in den neu aufgelegten Red Bull Rookies Cup ein und konnte die Serie auf Anhieb gewinnen, als bisher einziger Franzose. Bei seinem ersten Sieg in dieser Klasse, in Mugello, machte er vor Freude einen Rückwärtssalto vom Reifenstapel - dieses Kunststück gibt es bis heute nach jedem Triumph von ihm zu sehen. Danach sollte er eigentlich an der Spanischen 125er-Meisterschaft teilnehmen. Zarco jedoch befand, dass die KTM, die er dort als Rookies-Cup-Sieger zur Verfügung gestellt bekommen sollte, gegenüber den Aprilias nicht konkurrenzfähig sei und verzichtete auf das Angebot. Deshalb nahm Zarco 2008 dann an der italienischen 125er-Meisterschaft teil, die bei Weitem nicht das Prestige ihres spanischen Pendants hat.

Im folgenden Jahr konnte Zarco dann in die 125er-WM einsteigen. Allerdings bestritt er seine ersten beiden Jahre auf wenig konkurrenzfähigen Aprilias des WTR San Marino Teams. Rang sechs war jeweils sein bestes Resultat, um das Podium konnte er nie mitkämpfen. Erst ein Umstieg auf Derbi zur Saison 2011 brachte eine Steigerung.

Johann Zarcos WM-Karriere

Hartes Duell um den 125er-Titel: Zarco und Terol, Foto: Sutton
Hartes Duell um den 125er-Titel: Zarco und Terol, Foto: Sutton

Plötzlich konnte sich Zarco mit Nicolas Terol auf Augenhöhe um die 125er-Weltmeisterschaft duellieren. Er fuhr seinen ersten Saisonsieg in Motegi ein, dazu sechs zweite und vier dritte Plätze. Am Ende wurde er Vizeweltmeister. Allerdings machte sich Zarco mit teilweise überharten Manövern in dieser Saison auch erste Feinde im Fahrerlager. Nach einem Rempler gegen Terol wurde er in Barcelona mit einer Zeitstrafe von zwanzig Sekunden belegt, so dass er anstatt eines Sieges auf Platz sechs landete.

Auch wenn er letztlich keinen 125er-Titel erringen konnte, stieg Zarco im folgenden Jahr trotzdem in die Moto2 auf. Auf den unterlegenen Fabrikaten von Motobi 2012 und Suter 2013 und 2014 wurde er von zahlreichen Stürzen und technischen Defekten geplagt. Einige Male stand er in dieser Zeit zwar als Dritter gerade noch auf dem Podium, um Siege oder gar Titel konnte er aber nie ernsthaft mitkämpfen.

Johann Zarco darf seinen ersten WM-Titel feiern, Foto: Milagro
Johann Zarco darf seinen ersten WM-Titel feiern, Foto: Milagro

Der Umstieg auf eine Kalex im Ajo-Team zur Saison 2015 brachte schließlich den ersehnten Erfolg. Bereits beim ersten Rennen in Katar lag er weit in Führung, bis er mit einem technischen Defekt abdrehen musste und nur noch den achten Rang retten konnte. Wieder machte Zarco auch durch eine extrem aggressive Fahrweise von sich reden. In Indianapolis rempelte er Dominique Aegerter von der Ideallinie, in Misano fuhr er die Ellenbogen aus, als wieder Aegerter an ihm vorbeifuhr. Trotzdem: Der Rest ist Geschichte, Zarco deklassierte im Verlauf der Saison das gesamte Moto2-Feld und konnte sich vorzeitig den Titel schnappen.

Vielkritisiert: Zarcos rabiate Manöver

Oft wird im Fahrerlager Zarco in einem Atemzug mit einer aggressiven Fahrweise genannt. Die Liste seiner Strafen und kleinerer Rempler ist tatsächlich lang, unter anderem wurde er als Moto2-Rookie in Mugello um 15 Startplätze nach hinten versetzt, nachdem er im FP3 Pol Espargaro abgeräumt hatte. 2014 kollidierte er dann im FP3 von Argentinien mit Roman Ramos und erhielt zwei Strafpunkte. Erneute Diskussionen gab es, nachdem Zarco in Austin Xavier Simeon förmlich vom Motorrad kegelte.

Freiluft-Artist: Johann Zarco feiert jeden Sieg auf besondere Weise, Foto: Ajo Motorsport
Freiluft-Artist: Johann Zarco feiert jeden Sieg auf besondere Weise, Foto: Ajo Motorsport

Zarco selbst jedoch findet seine Fahrweise nicht besonders aggressiv. Er erklärt seine Manöver mit seinem Ehrgeiz und seinem unbedingten Willen zum Sieg. Dass es manchmal zu Berührungen kommt, liegt seiner Ansicht nach eher daran, dass in der Moto2 alle schnell sind und er sich eben etwas heftiger durchsetzen muss.

Wie ging es für Zarco nach dem Titel weiter?

Oft führt der Weg nach einem WM-Titel direkt in die nächsthöhere Klasse. Auch bei Zarco war lange spekuliert worden, ob er einen Aufstieg wagen würde. Dem schob er aber schon im August 2015 einen Riegel vor und verkündete, er sei noch nicht bereit für die MotoGP. Stattdessen wollte er sich 2016 darauf konzentrieren, als erster Moto2-Weltmeister in der Geschichte der Klasse seinen Titel zu verteidigen.

Zur Saisonhalbzeit 2016 läuft diese Titelverteidigung ganz nach Plan, Zarco hat in der WM-Wertung der mittleren Hubraumklasse die Nase vorn, wenn auch mit weitaus weniger Luft zu seinen Verfolgern als in der Vorsaison. Klar, dass schnell wieder über einen Aufstieg in die Königsklasse spekuliert wurde.

2017: Der MotoGP-Aufstieg

Am Sachsenring wurde dann verkündet, was ohnehin schon die Spatzen von den Motorhome-Dächern pfiffen: 2017 wird Zarco mit dem französischen Tech3-Team von Hervé Poncharal auf einer Satelliten-Yamaha in die MotoGP aufsteigen. Er wird dabei Teamkollege des deutschen Rookies Jonas Folger.

Nebenbei widmet sich Zarco auch noch seinem Lieblingsprojekt: Gemeinsam mit seinem Coach betreibt er in Südfrankreich eine Renn-Fahrschule für junge Motorradtalente. Unter dem Namen ZF Grand Prix versucht er, Kinder von sieben bis zwölf Jahren nach spanischem Vorbild für das Rennfahren zu begeistern und an den Motorsport heranzuführen.